Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
könnten ja überall sein und uns belauschen und beobachten. Wenn sie wüßten, daß ich weiß, würden sie mich töten und dich auch. Pias, das bringen sie glatt fertig, leichter als du eine Fliege zerquetschst.« Sie zitterte wieder heftiger.
Dieses Verhalten war gänzlich uncharakteristisch für die Frau, die er kannte und liebte. Pias war entschlossen, das Rätsel zu lösen. »Kann ich etwas für dich tun?« fragte er.
»Halte mich fest. Ganz fest.«
Das war nun eine leichte und angenehme Aufgabe. Er drückte sie sacht an sich, während Yvette von einem Schüttelfrostanfall gepackt wurde, der das Bett erbeben ließ. »Es ist größer und geht tiefer, als alle vermutet haben«, flüsterte sie Pias ins Ohr. »Sie hat recht gehabt, es wird das ganze Imperium vernichten. Das dürfen wir nicht zulassen, koste es, was es wolle. Wir müssen es daran hindern.«
Der Anfall von Schüttelfrost hörte abrupt auf, als Yvette sich von ihrer Panik befreite. Alle ihre Muskeln entspannten sich, sie wurde ungewöhnlich ruhig. Ihr Atem kam regelmäßig, die Hände waren ruhig. Pias kannte sie in dieser Stimmung. Es war eiskalte, von allem Persönlichen losgelöste Wut, und er bedauerte alles und jeden, gegen den sich diese Wut wandte.
»Ich bin jetzt ganz ruhig«, sagte sie gleichmütig, sich von ihm lösend. »Lieb, daß du mich gehalten hast. Ich habe es gebraucht. Jetzt weiß ich, was wir zu tun haben.«
»Würdest du mir sagen, um was es geht?«
Yvette stand auf und ging an den Einbauschrank. Ganz instinktiv wußte sie, wo alles aufbewahrt war, deswegen war sie imstande, ihre Sachen in der Dunkelheit zu finden. »Wir ziehen uns auf der Stelle an, du und ich und Vonnie, falls sie imstande ist, ganz rasch zu packen - und dann nehmen wir uns das schnellste zur Verfügung stehende Raumschiff, damit du uns mit Höchstgeschwindigkeit zur Erde fliegen kannst. Draußen in der Subsphäre kann ich dir dann endlich sagen, was ich mir denke, und dann wirst du mich vielleicht für verrückt erklären und mich in eine Anstalt für Geisteskranke bringen lassen. Wenn du mir aber recht gibst...« Sie hielt inne und schloß vor der Möglichkeit, an die sie gar nicht denken wollte, die Augen.
Pias stand auf und machte Licht, um sich anzuziehen. Yvette verfügte über den brillantesten und intuitivsten Verstand, den er kannte. Grundlos hätte sie sie niemals in diese Angst hineingesteigert. »Sonst noch etwas?« fragte er, während er in seine Sachen schlüpfte.
»Ja. Wir werden inbrünstiger beten als je zuvor im Leben. Und zwar um zweierlei. Erstens werden wir darum beten, daß ich mich total geirrt habe. Zweitens, wenn dies nicht der Fall sein sollte, werden wir darum beten, daß wir nicht zu spät dran sind, um wenigstens ein paar kärgliche Reste des Imperiums zu retten, ehe es um uns herum zusammenbricht!«
7.
Ein düsteres Picknick
An der Spitze des Service of the Empire zu stehen, war nie eine einfache Aufgabe gewesen, in letzter Zeit aber wurde es immer schwieriger. Es gab immer Arbeit im Übermaß, Arbeit, die meist unbemerkt über die Bühne ging, weil man ja von ihr, wenn alles glattging, nichts bemerken sollte. Der Service arbeitete immer dann am besten, wenn gar kein Bedarf für seine Tätigkeit vorhanden zu sein schien. Nur bei einem Versagen wurde die Notwendigkeit schmerzhaft erkennbar.
In jüngster Zeit aber blies der Wind immer schärfer. Der Service hatte kaum Zeit, die Rettung der Navy aus einem katastrophalen Hinterhalt im sogenannten ›Gastaadi-Krieg‹ triumphierend zu feiern, als er sich aufgrund der Situation auf Newforest der Entdeckung gegenübersah, daß seine Informationsauswertungssystem sabotiert worden war. Wie viele andere Berichte von anderen Planeten waren zurückgehalten oder verändert worden, um der SOTE vorzugaukeln, die Lage innerhalb des Imperiums sei problemloser, als es tatsächlich der Fall war? Gab es irgendwo Planeten in noch schlechterer Verfassung als Newforest, Planeten, die vom Feind bereits total unterjocht waren, während das Imperium nichts dagegen unternahm? Wer steckte hinter diesen Sabotageakten? Wie wurden sie durchgeführt? Und vor allem: Wie konnte man ihnen entgegentreten?
Großherzog Zander von Wilmenhorst und seine Tochter Helena rätselten tagelang an diesen Problemen herum. Es war eine Ironie des Schicksals, daß die Dringlichkeit dieser Angelegenheit ein langsameres Vorgehen erforderte als bei einem unbedeutenderen Fall. Seit Jahren war bekannt, daß die Verschwörung
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