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Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz

Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz

Titel: Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E E Smith & Stephen Goldin
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erst muß aus dir ein so umwerfender Prediger werden, daß du für ihre Bewegung eine ernste Gefahr darstellst.«
    »Gib bloß acht. Aus mir wird noch der beste Prediger, den dieser trübe alte Planet je zu sehen bekam.«
    Und er machte sich daran, seinen Plan auszuführen, indem er gegen fast alle Regeln verstieß, nach denen die Prediger lebten. An Stelle der üblichen grauen oder braunen Kutten ließ er die einheimischen Schneider eine Ausstattung anfertigen, die kein geringes Kopf schütteln hervorrief. Hemd und Hose waren strahlend weiß, ebenso die kniehohen weichen Lederstiefel. Der Gürtel sollte aus gehämmertem Silber sein, und das ganze, vorne bis zur Mitte offene Ensemble wurde von einem weißen Kaftan mit eineinhalb Meter langer Schleppe vervollständigt. Er wollte das Publikum mit seiner Bühnenerscheinung blenden.
    Traditionsgemäß unternahmen die Prediger sehr wenig, um ihre Versammlungen anzukündigen. Eine kleine Einschaltung in die Zeitungsrolle, in der der Name des Predigers, dazu Zeit und Ort der Versammlung angegeben war, wurde als angemessen erachtet. Pias aber sah nicht ein, warum er sich dieser falschen Bescheidenheit anschließen sollte und gab bereits eine Woche vor seinem Auftreten ganzseitige Inserate auf. Zusätzlich ließ er Prospekte drucken, die mit der Post jedem Haushalt in den Gegenden zugestellt wurden, in denen er auftreten wollte. Er spielte sogar mit der Idee, richtige Paraden zu veranstalten, aber Yvette, die das im Hinblick auf die hiesigen Verhältnisse als übertrieben ansah, riet ihm davon ab.
    Pias begann seine Rundreise in kleineren Gemeinden, wo er sich einen gewissen Ruf erwerben wollte, der ihn sodann auf einer Woge der Beliebtheit in die Städte begleiten sollte. Die ländliehen Gemeinden waren auch leichter in den Griff zu bekommen, weil das Leben hier so ereignislos verlief, daß alles nur halbwegs Außergewöhnliche große Aufmerksamkeit erregte.
    Die Landleute wußten nicht recht, was sie von Cromwell Hanrahan halten sollten, einem bislang unbekannten Prediger, der über ein dreistes Auftreten verfügte und sich ganz ungewohnt und kühn benahm. Viele fanden ihn skandalös und meinten, gerade ein Prediger müsse vor Gott Bescheidenheit und Demut zeigen. Denn wer sollte das reine einfache Leben beispielhaft vorleben, wenn nicht ein Prediger? Andere wiederum begrüßten es insgeheim, daß endlich jemand gekommen war, der so offen und ehrlich auftrat, wie sie selbst es gern getan hätten. Es gab sogar Leute, die gleichzeitig in beide Kategorien paßten. Was immer sie aber von diesem merkwürdigen neuen Prediger halten mochten, sie kamen jedenfalls in Scharen zu seinen Versammlungen und brachen alle Rekorde.
    Und Pias enttäuschte sie nicht. Er trat mit einem unverhüllten Selbstvertrauen auf, das Yvette an ihren entfernten Vetter Henri d'Alembert, den Ersten Ausrufer des Zirkus, erinnerte. Pias' Stimme dröhnte bis in den letzten Winkel der Halle. Dazu gestikulierte er hemmungslos, um dem Gesagten Nachdruck zu verleihen.
    »Brüder und Schwestern«, so fing er an, »wir alle lieben Gott. Und euren Mienen sehe ich an, daß ihr gute Menschen seid, denen die Rettung eurer Seelen sehr am Herzen liegt. Aber dabei seid ihr so stolz und selbstgerecht geworden, daß ihr Gottes Wundern den Rücken kehrt, daß ihr die Gaben verschmäht, die Gott euch zugedacht. Und ich sage euch, Brüder und Schwestern, daß Gott einen Menschen nicht wohlgefällig ansieht, der nicht annimmt, was ihm freigebig geboten wird.«
    Genau an dieser Stelle merkte Pias unweigerlich, daß sein Publikum ihm wie gebannt zuhörte. Die Leute waren ja nur Prediger gewohnt, die sie ermahnten, sie sollten sich Gott schenken. Keiner hatte je etwas davon gesagt, daß Gott ihnen etwas schenkte. Ihre Neugier machte sie umso aufnahmefähiger.
    »Hören wir nicht oft, daß Geben seliger ist als Nehmen? Wie oft werden wir daran gemahnt, daß wir anderen geben müssen, damit wir der göttlichen Gnade teilhaftig werden? Die heiligen Bücher einer jeden Religion lehren uns eines: Wenn wir frei und offen unsere Güter mit den weniger Glücklichen teilen, beweisen wir Edelmut in höchster Form. Der heilige Paulus selbst stellte Wohltun über Hoffnung und Glauben. Habe ich recht?«
    Leises Gemurmel unter den Zuhörern. Sie konnten ihm in diesem Punkt nicht widersprechen, wußten aber noch immer nicht, worauf Pias' Predigt abzielte.
    »Wenn wir das nun als wahr ansehen, dann muß es wohl eine Sünde sein, wenn wir

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