Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
den Versammlungen betrifft, so möchte ich behaupten, daß es nach wie vor enthusiastisch mitgeht.«
»Ja, aber es kommen immer weniger. Das kann sogar ich sehen, obwohl mir der Scheinwerfer direkt in die Augen scheint.«
Diese Tatsache konnte die Fitzhugh nicht abstreiten. Statt dessen gab sie dem Gespräch eine andere Richtung. »Ich glaube, dieser neue Prediger, dieser Cromwell Hanrahan, ist schuld daran. Ein Skandal, wie er sich kleidet und auftritt! Und seine Predigten stellen alle Prinzipien in Frage, für die Ihr eintretet. Er macht sich die verdrehte Logik Satans zunutze und bringt es fertig, Sünde wie etwas Heiliges hinzustellen. Er redet den Leuten ein, ihre bösen Taten und Gedanken wären ihnen von Gott gegeben.
Er nutzt die Schwächen der Menschen aus, während Ihr versucht, die Stärken aufzubauen. Die Sünder glauben ihm natürlich nur zu gern, weil er ihnen den leichtesten Weg weist. Er bietet ihnen Genuß, während Ihr harte Arbeit und Unterwerfung unter Gottes Willen bietet.«
Die Clunard nickte. »Das ist richtig. Gewiß hat Gott ihn mir als Hindernis in den Weg gestellt, um meinen Glauben zu prüfen. Ich werde also noch mehr arbeiten müssen und mich selbst und meine Sache beweisen.«
»Ich glaube, Ihr sollt darüber hinaus noch mehr tun.« Die Clunard sah sie an. »Was meint Ihr damit?«
»Ich meine damit, daß dieser Hanrahan unser Gegner ist. Gewiß, Gott hat ihn als Prüfstein des Glaubens für uns geschickt. Ihr habt Euch gegen Sünder wie Hanrahan immer deutlich, aber allgemein ausgesprochen. Vielleicht wäre es an der Zeit, persönlicher zu werden.«
»Ihn namentlich nennen und ihn als Symbol des Bösen hinstellen, das die gesamte Galaxis erfaßt hat?« Die Fitzhugh zog die Schultern hoch. »Wenn wir uns damit dieser Heimsuchung entledigen, dann bin ich dafür.«
»Schwester Elspeth, man bekämpft das Böse nicht mit bloßen Worten. Das habe ich Euch schon mehrfach erklärt. Damit würde ich auf seine Irrlehren noch größere Aufmerksamkeit lenken und sie so weit verbreiten, wie er es nie könnte.«
»Aber irgend etwas müßt Ihr tun!«
Die Clunard stand auf und ging ans andere Ende des Raumes. Dort blieb sie in Gedanken versunken stehen und wandte der anderen den Rücken zu. Schließlich straffte sie die Schultern und wandte sich um. Auf ihrem Antlitz lag jenes göttliche Leuchten das die Fitzhugh an ihr während ihrer erfolgreichen Predigtversammlungen beobachtet hatte.
»Ihr habt ganz recht«, sagte die Clunard. »Ich muß etwas unternehmen. Bislang habe ich meine Gelübde nur mit Worten wahrgemacht und nicht durch Taten. Wie leicht ist es, sich gegen das Böse auszusprechen, wie schwierig aber, gegen das Böse eine Hand zu erheben. Ich habe die Menschen beraten, ich habe gepredigt, ich habe eine Armee im Namen Gottes um mich gesammelt und vorgegeben, das wäre Ziel meiner Mission. Aber Gott kennt die Wahrheit und hat mir Hanrahan geschickt. Alle unsere Streitkräfte werden Gott nichts nützen, wenn wir sie nicht einsetzen.«
»Meinen Sie nicht, es wäre zu aufwendig, wenn wir unsere Armee gegen einen einzigen Mann aussenden?«
»Die ganze Armee muß es nicht sein«, sagte die Clunard. »Aber ich sehe jetzt deutlich, daß Hanrahan uns von Gott als Prüfstein unserer Willenskraft geschickt wurde. Wir wollen Gott nicht enttäuschen. Hanrahan muß verschwinden, um jeden Preis. Schwester Elspeth, die Einzelheiten überlasse ich euch, aber ich wünsche, daß Hanrahan verschwindet, damit unsere gerechte Sache sich weiter entfalten kann.«
»Wie Ihr wünscht, Schwester Tresa«, sagte die Fitzhugh, wie immer die Verkörperung der idealen Assistentin.
Die Anzeichen dafür, daß Tresa Clunards Kreuzzug mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, konnten auch Pias und Yvette nicht übersehen. Nachdem Pias drei Wochen landauf, landab gezogen war und als Prediger der Genuß- und Lebensfreude aufgetreten war, trennte sich Yvette von ihm und besuchte ein paar Versammlungen der Clunard.
»Es ist keine Frage, die Zuhörer der Clunard haben deutlich abgenommen«, meldete sie ihrem Mann. »Deine Frohbotschaft zeitigt Wirkungen.«
»Wenn man den Menschen gibt, was sie eigentlich wollen, dann werden sie immer wiederkommen und mehr haben wollen«, erklärte er feixend.
»Das heißt, daß wir von nun an noch vorsichtiger taktieren müssen. Denn die Gegenseite wird sich das alles nicht ohne weiteres gefallen lassen.«
»Das will ich auch hoffen, denn ich möchte mich dieser Mühe des Predigens
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