Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
ohne daß sie ihre Raumanzüge anlegen mußten.
Ungeachtet der Tatsache, daß es sich hier um eine große Anlage zur Erzeugung von Waffen handelte, machte die Basis einen durchaus provisorischen Eindruck. Und tatsächlich, es sollte sich herausstellen, daß man die Kuppel wirklich von Zeit zu Zeit auseinandernehmen und an anderer Stelle auf dem Planeten wieder zusammenbauen mußte, weil Slag sich nach vierundvierzig Tagen um die eigene Achse gedreht hatte, während er den Kreislauf um die Sonne in siebenundsiebzig Tagen zurücklegte. Dabei wandte der Planet seinem Hauptplaneten nicht bloß eine Seite zu wie der Mond der Erde. Die Basis wurde mittels Sonnenenergie betrieben und nicht durch Atomkraft, der ansonsten wichtigsten Energiequelle innerhalb der Galaxis. Die Fabrik mußte daher immer auf der Sonnenseite liegen, damit sie ihren Betrieb aufrechterhalten konnte.
Jules traf mit Yvonne in der Empfangsschleuse zusammen einer großen Kammer, deren Fenster die Landestelle überblickten. Als nächstes wurden sie in die Unterkünfte geführt, damit sie es sich bequem machen konnten. Sie hatten Chactan nicht gesagt, daß sie verheiratet waren - sie wollten ihn über ihre Identität und ihre Beziehung zueinander möglichst im unklaren lassen -, und er hatte ihnen getrennte Zimmer zuweisen lassen. Die Aussicht, getrennt schlafen zu müssen, entzückte die beiden nicht, sie nahmen es aber als eines unter vielen Opfern im Dienst für das Imperium hin. Ein geflüstertes Wort, ein verstohlener Händedruck, und sie mußten sich trennen.
Auf dem Weg zum Speisesaal fragte Jules Chactan: »Dieser Planet ist ja ein großartiges Versteck für Ihre Fabrik, aber ich frage mich, ob sich diese Anlage lohnt? Die Betriebskosten müssen ja um ein vieles höher liegen als auf einem weniger unwirtlichen Planeten.«
»Gewiß. Aber dafür bekommen wir unser Rohmaterial gratis.« Chactan vollführte eine Handbewegung. »Diese ganze Welt ist ein einziges riesiges chemisches Labor. Metalle, die man normalerweise aus der Erde gewinnen, dann schmelzen und reinigen muß, treten hier bereits im flüssigen Zustand und relativ rein auf. Und zur Gewinnung und Verarbeitung fester Materialien haben wir hier unbegrenzt Sonnenenergie zur Verfügung. Energie, Rohstoffe und Geheimhaltung, das sind die drei großen Vorteile, die Slag bietet. Das Unterhalten der Basis ist im Vergleich dazu ein geringfügiger Nachteil.«
Wegen des herrschenden Platzmangels diente der Speisesaal gleichzeitig als Freizeitraum. Mehrere hundert Menschen saßen an den verschiedenen Tischen, spielten elektronische Spiele oder Kartenspiele oder vertrieben sich auf andere Art die Zeit.
»Wie viele Menschen sind hier stationiert?« fragte Jules, als sie sich zur Essensausgabe drängten.
»An die zweitausend«, antwortete Chactan. »Die genaue Zahl hängt vom jeweiligen Bedarf ab.« Er nahm sein Essen entgegen und ging an einen freien Tisch. Jules und Yvonne folgten ihm nach einer Weile.
»Die Fabrik arbeitet größtenteils vollautomatisch«, erklärte der Waffenhändler während des Essens. »Wir wollen nur so viele Menschen hier beschäftigen wie unbedingt notwendig, aus Gründen der Sicherheit und der Geheimhaltung. Aber wir brauchen eben Menschen, die die Maschinen bedienen und sie verlagern und wieder aufstellen, wenn uns die Nacht einholt. Außerdem werden sie gebraucht, um die Lagerstätten der Rohstoffe festzustellen und bei der Gewinnung zu arbeiten.«
»Klingt ja faszinierend«, sagte Yvonne mit Interesse. Sie war noch nie auf einer so unwirtlichen Welt gewesen und fand die Lebens- und Arbeitsweise sehr aufregend.
»Die ganze Anlage läuft sehr effizient«, strahlte Chactan mit berechtigtem Stolz. Klar, daß er die Basis selbst angelegt hatte und daß sie nach seinen Anweisungen lief. Die Bewunderung, die Yvonne nun zeigte, machte ihn gesprächiger, als es normalerweise der Fall war.
Nach dem Essen machten sie einen Rundgang durch die Fertigungshallen und sahen, wie die Sprengkörper hergestellt wurden. Chemikalien wurden in großen Fässern gemischt und sodann in Formen gegossen. Große Metallstücke wurden eingeschmolzen und zu den inneren Bestandteilen von Strahlern und Bomben verarbeitet. Sodann besuchten sie die Mischräume in einem anderen Komplex, wo hochempfindliche Substanzen zu höchst wirksamem Sprengstoff gemischt wurden. Die Basis erzeugte sogar die Zündungen selbst.
»Wir sind auf den Säuremischtyp spezialisiert«, erklärte Chactan bereitwillig.
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