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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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machte. Es war eine Falle, und er schnitzte gerade den Querbalken zurecht.
 »Für Füchse«, sagte er, »mit einem Klotz, der sie tötet. Bricht ihnen das Kreuz.« Er grinste Jordan an. »So, siehst du?« Er deutete mit Gebärden an, wie das Gerüst in der Falle zusammenklappt und der Klotz herabfällt, dann schüttelte er den Kopf, zog die Hand zurück und breitete die Arme aus, um den Fuchs mit dem gebrochenen Rückgrat zu demonstrieren. »Sehr praktisch«, erklärte er.
 »Er fängt Kaninchen«, sagte Anselmo. »Er ist ein Zigeuner. Deshalb, sagt er, es sind Füchse. Wenn er einen Fuchs fängt, dann wird er sagen, es war ein Elefant.«
 »Und wenn ich einen Elefanten fange?« fragte der Zigeuner und zeigte wieder die weißen Zähne und zwinkerte Robert Jordan zu.
 »Dann wirst du sagen, es war ein Tank«, sagte Anselmo.
 »Ich fange einen Tank«, sagte der Zigeuner. »Ich werde einen Tank fangen. Und du kannst sagen, es ist, was du willst.«
 »Zigeuner reden viel und töten wenig«, sagte Anselmo.
 Der Zigeuner zwinkerte Robert Jordan zu und schnitzelte weiter.
 Pablo war in der Höhle verschwunden. Robert Jordan hoffte, er würde etwas zu essen holen. Er saß neben dem Zigeuner auf der Erde, die Nachmittagssonne schien durch die Baumwipfel und wärmte seine ausgestreckten Beine. Nun kam ein Essengeruch aus der Höhle, ein Geruch von Öl und Zwiebeln und gebratenem Fleisch, und sein Magen krampfte sich vor Hunger zusammen.
 »Wir können einen Tank fangen«, sagte er zu dem Zigeuner. »Es ist nicht allzu schwer.«
 »Damit?« Der Zigeuner zeigte auf die beiden Säcke. »Ja, ich werde es dir beibringen. Man baut eine Falle. Es ist nicht allzu schwierig.«
 »Wir beide?«
 »Gewiß«, sagte Robert Jordan. »Warum nicht?«
 »He«, sagte der Zigeuner zu Anselmo. »Schaff die beiden Säcke an einen sicheren Ort, ja! Sie sind wertvoll.«
 Anselmo brummte. »Ich hole Wein«, sagte er zu Robert Jordan.
 Robert Jordan stand auf, schleppte die Säcke von dem Höhleneingang weg und lehnte sie gegen einen Baumstamm, aber nicht beide an dieselbe Seite. Er wußte, was sie beide enthielten, und er sah sie nicht gerne dicht beisammen.
 »Bring eine Tasse für mich mit«, sagte der Zigeuner.
 »Habt ihr Wein?« fragte Robert Jordan und setzte sich wieder neben den Zigeuner.
 »Wein? Warum nicht? Einen ganzen Schlauch voll. Einen halben Schlauch auf jeden Fall.«
 »Und was zu essen?«
 »Alles, Mann«, sagte der Zigeuner. »Wir essen wie die Generale.«
 »Was tun Zigeuner im Krieg?« fragte ihn Robert Jordan.
 »Sie bleiben Zigeuner.«
 »Das ist eine schöne Beschäftigung.«
 »Die beste«, sagte der Zigeuner. »Wie heißt du?«
 »Roberto. Und du?«
 »Rafael. Und das mit dem Tank ist ernst gemeint?«
 »Gewiß. Warum nicht?«
 Anselmo kam aus der Höhle mit einem tiefen Steinnapf voller Rotwein, und an seinen Fingern baumelten drei Henkeltassen.
 »Schau!« sagte er. »Sie haben Tassen und alles.« Hinter ihm erschien Pablo.
 »Es gibt bald was zu essen«, sagte er. »Hast du Tabak?«
 Robert Jordan ging zu den Rucksäcken hinüber, öffnete den einen, tastete nach einer Innentasche und holte eine der flachen Schachteln mit russischen Zigaretten hervor, die er in Golz' Hauptquartier bekommen hatte. Er ritzte mit dem Daumennagel den Rand der Schachtel, öffnete den Deckel und reichte die Zigaretten Pablo hin, der sich ein halbes Dutzend nahm. Pablo, die Zigaretten in der riesigen Hand, hielt eine davon gegen das Licht. Es waren lange, schmale Zigaretten mit Pappmundstück.
 »Viel Luft und wenig Tabak«, sagte er. »Ich kenne sie. Der andere mit dem sonderbaren Namen hat solche gehabt.«
 »Kaschkin«, sagte Robert Jordan und bot die Zigaretten dem Zigeuner und Anselmo an, die jeder eine nahmen.
 »Nehmt mehr«, sagte er, und sie nahmen jeder noch eine. Er gab jedem noch vier dazu, und sie dankten ihm mit einem zweimaligen Winken der Hand, die die Zigaretten hielt, so daß das Zigarettenende nach vorne wippte wie ein Degen, den man zum Gruß senkt.
 »Ja«, sagte Pablo. »Es war ein sonderbarer Name.«
 »Da ist der Wein.« Anselmo schöpfte eine Tasse voll aus dem Napf und reichte sie Robert Jordan, dann schöpfte er eine für sich und eine für den Zigeuner.
 »Ist für mich kein Wein da?« fragte Pablo. Sie saßen alle beisammen neben dem Eingang der Höhle.
 Anselmo reichte ihm eine Tasse und ging in die Höhle, um noch eine zu holen. Als er wieder herauskam, beugte er sich über

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