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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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gut gehe und machte sich keine Sorgen. Das Zeug im Magen wärmte, und seine Füße wurden vom Klettern warm.
 »Nicht viel los auf der Straße«, sagte er zu dem Inglés.
 »Gut«, sagte der Inglés zu ihm. »Du wirst es mir zeigen, wenn wir oben sind.«
 Anselmo war jetzt froh, daß er seinen Beobachtungsposten nicht verlassen hatte.
 Er wäre durchaus berechtigt gewesen, ins Lager zurückzukehren, dachte Robert Jordan. In Anbetracht der Umstände wäre es das Klügste und Richtigste gewesen. Aber er blieb auf seinem Posten, wie man es ihm befohlen hatte. Seltsameres kann einem in Spanien nicht passieren. Das ist keine Kleinigkeit, in einem Schneesturm auszuhalten, das bedeutet schon etwas. Nicht umsonst benützen die Deutschen das Wort »Sturm«, um einen Angriff zu bezeichnen. Ich könnte noch ein paar solcher Kerle brauchen, die im gegebenen Fall ihren Posten nicht verlassen. Zweifellos. Ob auch dieser Fernando aushalten würde? Ganz gut möglich. Schließlich hat er sich vorhin bereit erklärt, mitzukommen. Glaubst du, er würde aushalten? Wäre das nicht fein? Die nötige Hartnäckigkeit besitzt er ja. Ich werde mich genauer erkundigen müssen. Ich möchte wissen, woran der alte Nußknacker jetzt denkt. »Woran denkst du, Fernando?« fragte Robert Jordan. »Warum fragst du?«
 »Aus Neugier«, sagte Robert Jordan. »Ich bin ein sehr neugieriger Mensch.«
 »Ich habe an das Abendessen gedacht«, sagte Fernando.
 »Liegt dir viel am Essen?«
 »Ja. Sehr viel.«
 »Wie ist Pilars Küche?«
 »Durchschnittlich«, erwiderte Fernando.
 Ein zweiter Coolidge, dachte Robert Jordan, genauso einsilbig. Aber, weißt du, ich habe so das Gefühl, er würde aushalten. Die drei stapften mühsam durch den Schnee bergan.

XVI 
     »El Sordo war hier«, sagte Pilar zu Robert Jordan. Sie waren nun aus dem Schneegestöber in die rauchige Wärme der Höhle gekommen, und die Frau hatte Robert Jordan mit einem Kopfnicken zu sich herangewinkt.
 »Er schaut sich nach den Pferden um.«
 »Gut. Hat er etwas für mich hinterlassen?«
 »Nur, daß er sich nach Pferden umschaut.«
 »Und was machen wir ?«
  »No sé« , sagte sie. »Schau dir ihn an!«
 Robert Jordan hatte, als er hereinkam, Pablo angesehen, und Pablo hatte grinsend seinen Blick erwidert. Nun winkte er ihm lächelnd zu.
  »Inglés!« rief Pablo. »Es schneit immer noch, Inglés.«
 Robert Jordan nickte.
 »Gib mir deine Schuhe, ich will sie trocknen«, sagte Maria. »Ich werde sie in den Rauch des Feuers hängen.«
 »Gib acht, daß du sie nicht verbrennst«, sagte Robert Jordan. »Ich möchte hier nicht barfuß herumlaufen. Was ist los?« wandte er sich an Pilar. »Ist das eine Versammlung? Habt ihr keine Posten aufgestellt?«
 »In diesem Schneesturm? ¿ Qué va?«
 Sechs Männer saßen am Tisch, an die Wand gelehnt. Anselmo und Fernando waren noch damit beschäftigt, den Schnee von ihren Jacken zu schütteln, die Hosen abzuklopfen und mit den Füßen gegen die Wand neben dem Eingang zu schlagen.
 »Gib mir deine Jacke!« sagte Maria. »Laß nicht erst den Schnee schmelzen.«
 Robert Jordan schlüpfte aus seiner Jacke, klopfte den Schnee von der Hose und knüpfte seine Schuhe auf. »Du wirst hier alles naß machen«, sagte Pilar.
 »Du hast mich doch selber hierher gerufen.«
 »Das hindert dich aber nicht, an die Tür zu gehen und dir dort den Schnee abzubürsten.«
 »Entschuldige«, sagte Robert Jordan. Er stand nun mit bloßen Füßen auf dem schmutzigen Boden. »Hol mir ein Paar Socken, Maria!«
 »Der Herr und Gebieter«, sagte Pilar und schob ein Stück Holz ins Feuer.
  »Hay que aprovechar el tiempo«, sagte Robert Jordan. »Man muß das bißchen Zeit, das man hat, ausnützen.«
 »Versperrt«, sagte Maria.
 »Da hast du den Schlüssel.« Er warf ihr den Schlüssel hin.
 »Der paßt nicht zu diesem Rucksack.«
 »Die Socken liegen in dem anderen Sack, ganz oben und etwas seitlich.«
 Das Mädchen fand die Socken, schnürte den Rucksack zu, ließ das Schloß einschnappen und kam dann mit den Socken und dem Schlüssel zu Robert Jordan.
 »Setz dich, zieh sie an und reib dir vorher ordentlich die Füße ab«, sagte sie. Robert Jordan lächelte.
 »Kannst du sie nicht mit deinem Haar trocknen?« sagte er, so daß Pilar es hören mußte.
 »So ein Schwein!« sagte sie. »Zuerst war er der gnädige Herr, jetzt ist er unser ehemaliger Herr Jesus selbst. Hau ihn mit einem Stück Holz auf den Schädel, Maria!«
 »Nein«, sagte

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