Wem die Stunde schlaegt
deckte, und er lag in seinem Schlafsack, fühlte unter sich das geschmeidige Lager, das er sich zurechtgemacht hatte, streckte die Beine lang aus in die Wärme des Schlafsacks, scharf und kalt war die Luft um seinen Kopf und in der atmenden Nase. Unter seinem Kopf, wie er so auf der Seite lag, bauschten sich Hose und Rock, die er um seine Schuhe gewickelt hatte, um ein Kopfkissen zu haben, und an der Seite fühlte er das kalte Metall der großen Pistole, die er beim Auskleiden aus dem Futteral genommen und mit der Schnur an seinem rechten Handgelenk befestigt hatte. Er schob die Pistole weg, kroch noch tiefer in den Schlafsack, beobachtete über den Schnee hin den schwarzen Fleck im Gestein, der der Eingang zur Höhle war. Klar war der Himmel, und der Schnee warf so viel Licht zurück, daß man die Baumstämme sehen konnte und den massigen Fels, in dem die Höhle sich befand.
Eine Stunde zuvor hatte er die Axt genommen und war hinausgegangen und war durch den Schnee bis an den Rand der Lichtung gegangen und hatte eine kleine Fichte gefällt. Dann hatte er im Finstern die kleine Fichte mit dem dicken Ende voran in den Schutz der Felswand geschleppt. Dort hatte er, dicht an der Wand, den Baum aufrecht hingestellt, hatte fest mit der Hand den Stamm umklammert und dann, die Axt dicht am Blatt fassend, sämtliche Zweige abgehackt, bis es ein ganzer Haufen wurde. Die Zweige hatte er erst mal liegen lassen, hatte den kahlen Stamm in den Schnee gelegt und war in die Höhle gegangen, um ein Brett zu holen, das er dort an der Wand hatte lehnen sehen. Mit diesem Brett kratzte er längs der Felswand den Schnee weg, hob dann die Fichtenzweige auf, schüttelte den Schnee von ihnen ab und legte sie reihenweise hin, wie Federn, die übereinandergreifen, bis es ein richtiges Bett wurde. Er legte den Stamm ans Fußende des Lagers, damit die Zweige nicht verrutschten, und pflockte ihn mit zwei spitzen Holzstücken fest, die er vom Rand des Bretts abgesplittert hatte. Dann trug er Brett und Axt in die Höhle zurück, sich unter die Decke duckend, und lehnte beides an die Wand.
»Was machst du da draußen?« hatte Pilar ihn gefragt.
»Ich habe mir ein Bett gemacht.«
»Zerhacke mir nicht mein neues Wandbrett für dein Bett!«
»Entschuldige, bitte.«
»Es ist nicht wichtig«, sagte sie. »In der Sägemühle gibt es noch mehr Bretter. Was für ein Bett hast du dir gemacht?«
»Wie in meiner Heimat.«
»Dann schlaf gut darin!« hatte sie gesagt, und Robert Jordan hatte den einen Rucksack geöffnet, den Schlafsack herausgezerrt, die Sachen, die in ihm eingewickelt waren, wieder in den Rucksack gesteckt, und dann war er mit dem Schlafsack, sich abermals unter die Decke bückend, hinausgegangen und hatte ihn über die Zweige gebreitet, so daß das geschlossene Ende an die Stange zu liegen kam, die am Fußende des Lagers kreuzweise festgepflockt war. Das offene Ende war durch die Felswand geschützt. Dann ging er in die Höhle zurück, um die Packen zu holen, aber Pilar sagte: »Die können bei mir schlafen wie gestern nacht.«
»Willst du keine Wachen ausstellen?« fragte er. »Die Nacht ist klar, und der Sturm ist vorbei.«
»Fernando geht«, sagte Pilar.
Maria stand ganz hinten in der Höhle, und Robert Jordan konnte ihr Gesicht nicht sehen.
»Gute Nacht alle miteinander!« hatte er gesagt. »Ich gehe schlafen.«
Die anderen waren damit beschäftigt, auf dem Fußboden vor dem Herdfeuer Decken und Bettrollen auszubreiten und die Brettertische und Lederschemel beiseite zu schieben, um für das Nachtlager Platz zu schaffen; nur Primitivo und Andrés blickten auf und sagten: »Buenas noches.«
Anselmo lag bereits schlafend in einer Ecke, fest eingewickelt in seine Decke und seinen Mantel, so daß nicht einmal seine Nasenspitze zu sehen war. Pablo schlief auf seinem Stuhl.
»Willst du für dein Bett ein Schafsfell haben?« fragte Pilar leise.
»Nein«, sagte er. »Danke. Ich brauche es nicht.«
»Schlaf gut«, sagte sie. »Ich bürge für deine Sachen.«
Fernando war dann mit ihm hinausgegangen und hatte ein Weilchen vor dem Schlafsack gestanden.
»Eine komische Idee von dir, Don Roberto, im Freien zu schlafen!« sagte er, wie er so dastand im Dunkeln, in seine Pelerine gehüllt, den Karabiner auf dem Rücken.
»Ich bin daran gewöhnt. Gute Nacht!«
»Ja, wenn du daran gewöhnt bist!«
»Wann wirst du abgelöst?«
»Um vier.«
»Bis dahin wird's noch reichlich kalt sein.«
»Daran bin ich
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