Wem die Stunde schlaegt
viel.«
»Was denn?«
»Schenke mir dein Vertrauen, was immer auch heute und morgen geschehen mag, und gehorche meinen Befehlen, auch wenn sie dir falsch erscheinen.«
»Mein Vertrauen hast du. Seit ich gesehen habe, wie du das Pferd weggeschickt hast, und seit der Geschichte mit dem Kavallerietrupp.«
»Das war gar nichts. Du siehst, daß wir nur auf eines hinarbeiten: den Krieg zu gewinnen! Wenn wir nicht siegen, ist alles andere sinnlos. Morgen haben wir eine äußerst wichtige Sache vor. Eine wirklich wichtige Sache. Außerdem werden wir uns schlagen müssen. Im Gefecht muß Disziplin herrschen, denn es ist nicht alles so, wie es scheint. Disziplin ist nicht möglich ohne Vertrauen.«
Agustín spuckte aus.
»Die Maria und das alles, das ist eine Sache für sich«, sagte er. »Du und die Maria, ihr sollt eure Zeit ausnützen wie zwei richtige Menschen. Wenn ich dir helfen kann, brauchst du es nur zu sagen. Aber bei der morgigen Geschichte werde ich dir blindlings gehorchen. Wenn's nötig ist, daß man dabei stirbt, dann geht man fröhlich in den Tod und mit leichtem Herzen.«
»Genauso ist mir zumute«, sagte Robert Jordan. »Aber es freut mich, daß ich dich so reden höre.«
»Und noch etwas«, sagte Agustín. »Der dort oben«, und er zeigte auf Primitivo, »ist zuverlässig. Die Pilar ist viel, viel mehr wert, als du dir vorstellen kannst. Auch der alte Anselmo. Auch Andrés. Auch Eladio. Sehr still, aber ein verläßliches Element. Und Fernando. Ich weiß nicht, wie du ihn einschätzt. Freilich, er ist schwerer als Quecksilber. Er ist langweiliger als ein Ochse, der einen Karren über die Straße zieht. Aber er kämpft und tut, was man ihm sagt. ¡ Es muy hombre! Du wirst ja sehen.«
»Wir haben Glück.«
»Nein. Wir haben zwei schwache Elemente. Den Zigeuner und Pablo. Aber Sordos Trupp ist viel besser als wir, so wie wir besser sind als Ziegendreck.«
»Dann ist alles in Ordnung.«
»Ja«, sagte Agustín. »Aber es müßte schon heute losgehen.«
»Das wünschte ich mir auch. Damit es vorbei ist.«
»Glaubst du, es wird schlimm werden?«
»Vielleicht.« »Aber du bist jetzt sehr gut aufgelegt, Inglés.«
»Ja.«
»Ich auch. Trotz der Sache mit Maria.«
»Weiß du, warum?«
»Nein.«
»Ich weiß es auch nicht. Vielleicht ist es der Tag. Der Tag ist schön.«
»Wer weiß? Vielleicht deshalb, weil wir in den Kampf gehen.«
»Ich glaube, das ist es«, sagte Robert Jordan. »Aber noch nicht heute! Heute darf es nicht zum Kampf kommen, das muß unter allen Umständen vermieden werden; das ist wichtig.«
Während er das sagte, hörte er ein fernes Geräusch, das das leise Windesrauschen in den Wipfeln übertönte. Er war seiner Sache nicht ganz sicher, machte den Mund auf und horchte, und dabei blickte er zu Primitivo hinauf. Jetzt glaubte er es zu hören, aber dann war es wieder verschwunden. Der Wind sauste in den Kiefern, Robert Jordan lauschte angestrengt. Und dann hörte er es ganz deutlich mit dem Wind herankommen.
»Es ist nicht so tragisch mit mir«, hörte er Agustín sagen. »Daß ich die Maria nicht kriege! Ich werde eben so wie früher mit Huren gehen.«
»Still!« sagte Jordan, der neben ihm lag und in den Wald hineinhorchte. Agustín sah ihn plötzlich an.
»¿Qué pasa?« fragte er.
Robert Jordan legte die Hand vor den Mund und horchte. Da war es wieder, ganz leise, gedämpft, trocken und fern. Aber jetzt war es nicht mehr zu verkennen. Das präzise, ratternde Knattern eines Maschinengewehres. Es klang, als ob in weiter Ferne, fast außer Hörweite, ein Paketchen winziger Knallfrösche, einer nach dem anderen, explodierte.
Robert Jordan blickte zu Primitivo hinauf, der ihm das Gesicht zuwandte und mit zurückgelegtem Kopf lauschte, die Hand hinter dem Ohr. Dann zeigte Primitivo den Hang hinauf nach dem höher gelegenen Gelände.
»Bei El Sordo wird gekämpft«, sagte Robert Jordan.
»Dann wollen wir ihnen zu Hilfe kommen«, sagte Agustín. »Sammle die Leute! ¡ Vámonos!«
»Nein«, sagte Robert Jordan. »Wir bleiben hier.«
XXV
Robert Jordan blickte zu Primitivo hinauf, der jetzt auf seinem Ausguck stand und mit dem Flintenlauf in die Richtung des Kampflärms zeigte. Robert Jordan nickte zu ihm hin, aber er hörte nicht auf, eifrig zu deuten, legte die Hand ans Ohr, deutete dann abermals hartnäckig zu den Bergen hinüber, als hielte er es nicht für möglich, daß man ihn verstanden habe.
»Du bleibst hier bei dem MG, und
Weitere Kostenlose Bücher