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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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hatten.«
 »Es muß recht hart zugegangen sein«, sagte Anselmo. Und erklärend zu Robert Jordan: »Ich war nicht mit dabei. Pablos Bande, dann die Leute von El Sordo, den wir heute abend treffen werden, und noch zwei Trupps aus den Bergen. Ich war auf der anderen Seite der Front.«
 »Außer dem Blonden mit dem merkwürdigen Namen«, sagte der Zigeuner.
 »Kaschkin.«
 »Ja. Das ist ein Name, den ich nie behalten kann. Wir hatten zwei Mann mit einem Maschinengewehr. Die hatte uns auch die Armee geschickt. Sie konnten das Maschinengewehr nicht wegschaffen, und es ging verloren. Es hat sicher nicht mehr gewogen als das Mädchen, und wenn die Alte ihnen auf den Leib gerückt wäre, hätten sie es mitgenommen. « Er schüttelte den Kopf und fuhr dann fort: »Nie in meinem Leben habe ich so was gesehen wie damals, als die Explosion losging. Der Zug kam langsam näher. Wir sahen ihn schon von weitem. Und ich war so aufgeregt, daß ich es gar nicht sagen kann. Wir sahen den Dampf, und dann hörten wir die Lokomotive pfeifen. Dann kam er heran, tsch-tsch-tsch-tsch-tsch, immer größer und größer, und dann, als die Explosion losging, bäumten die Vorderräder der Lokomotive sich auf, und die ganze Erde schien sich aufzubäumen in einer schwarzen Wolke und mit einem lauten Getöse, und die Lokomotive bäumte sich hoch empor in der Wolke von Dreck und Holzsplittern, bäumte sich in die Luft wie in einem Traum, und dann fiel sie auf die Seite wie ein großes, verwundetes Tier, und weißer Dampf explodierte, während noch die Erdklumpen von der ersten Explosion auf uns niederregneten, und die máquina begann zu sprechen, tack-tacktack-tacktack!« Der Zigeuner reckte die geballten Fäuste vor sich hin, mit dem Daumen nach oben, schüttelte sie, ein imaginäres Maschinengewehr bedienend. »Tacktack-tack-tacktack«, sagte er triumphierend. »Nie in meinem Leben habe ich so was gesehen, wie die Soldaten aus dem Zug rannten, und die máquina tackte in sie hinein, und die Leute fielen um. Gerade da legte ich in meiner Aufregung die Hand auf die máquina und merkte, daß der Lauf brennend heiß war, und da gab mir die Alte eine Ohrfeige und sagte: ›Schieß, du Idiot! Schieß, oder ich schlage dir den Schädel ein!‹ Dann fing ich zu schießen an, aber es war sehr schwer, das Gewehr ruhig zu halten, und auf der anderen Seite liefen Soldaten den Hügel hinauf. Später, als wir unten beim Zug waren, um zu sehen, was wir mitnehmen könnten, jagte ein Offizier ein paar seiner Leute mit gezogenem Revolver zurück. Er schwenkte den Revolver und schrie seine Leute an, und wir zielten alle auf ihn, aber keiner konnte ihn treffen. Dann legten sich ein paar Soldaten hin und fingen zu schießen an, und der Offizier ging hinter ihnen auf und ab mit seinem Revolver, und wir konnten ihn noch immer nicht treffen, und die máquina konnte nicht auf ihn schießen, weil der Zug dazwischen war. Dieser Offizier erschoß zwei von seinen Leuten, wie sie dort lagen, und sie wollten noch immer nicht aufstehen, und er beschimpfte sie, und schließlich standen sie auf, zwei und drei auf einmal, und kamen auf uns und den Zug zugelaufen. Dann warfen sie sich wieder flach auf den Boden und schossen. Dann zogen wir ab, und die máquina feuerte noch immer über unsere Köpfe weg. Und da fand ich das Mädchen, wie sie vom Zug weg zu den Felsen gelaufen war, und sie lief mit uns mit. Diese Soldaten waren es, die uns dann nachsetzten, bis in die Nacht hinein.« »Es muß sehr schwer gewesen sein«, sagte Anselmo. »Sehr aufregend.«
 »Es war die einzige gute Sache, die wir gemacht haben«, sagte eine tiefe Stimme. »Was machst du jetzt, du fauler, besoffener – – – Sohn einer unaussprechlichen ledigen Zigeunerhure? Was machst du?«
 Robert Jordan sah eine ungefähr fünfzigjährige Frau vor sich, die fast so groß war wie Pablo und fast so breit wie groß, in schwarzem Bauernkittel und schwarzem Leibchen, schwere wollene Socken an den schweren Beinen, schwarze, hanfbesohlte Schuhe und ein braunes Gesicht wie das Modell eines Granitmonuments. Sie hatte große, aber sympathische Hände, und ihr dichtes, krauses, schwarzes Haar war im Nacken zu einem Knoten geschlungen. »Antworte«, sagte sie zu dem Zigeuner, ohne sich um die anderen zu kümmern.
 »Ich habe mit diesem Genossen geredet. Er hat Dynamit mitgebracht.«
 »Ich weiß das alles«, sagte Pablos mujer. »Jetzt raus mit dir und löse Andrés ab, der oben Wache steht.«
  »Me voy«, sagte der

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