Wem die Stunde schlaegt
lag, fühlte, wie das Rad unter ihm schneller fuhr, dann ins Rutschen kam und stehenblieb, und sie standen neben dem Rad auf der steilen Straße, und links von ihnen in den Wäldern standen zahlreiche, mit Fichtenzweigen bedeckte Tanks. Die Wälder wimmelten von Soldaten. Andrés sah Männer mit Tragbahren, die langen Stangen auf den Schultern. Drei Stabsautos standen rechts neben der Straße unter den Bäumen, die Seiten und das Dach mit Fichtenzweigen verkleidet.
Gómez schob das Motorrad zu einem dieser Autos hin. Er lehnte es an einen Baumstamm und wandte sich an den Chauffeur, der, mit dem Rücken an einen Baum gelehnt, neben dem Auto saß.
»Ich werde dich zu ihm führen«, sagte der Chauffeur. »Stell dein moto weg und deck es zu.« Er zeigte auf einen Haufen abgeschnittener Zweige. Während die ersten Sonnenstrahlen durch das hohe Geäst der Kiefern drangen, folgten Gómez und Andrés dem Chauffeur, der Vicente hieß, durch den Wald auf der anderen Straßenseite, den Hang hinauf bis zu dem Eingang eines Unterstandes, von dessen Dach aus Telefondrähte weiter den bewaldeten Hang hinaufliefen. Sie blieben draußen stehen, während der Chauffeur hineinging. Andrés bewunderte den Bau des Unterstandes. Man sah nichts als ein Loch im Hügelhang, keine frische Erde lag umher, aber vom Eingang aus konnte man sehen, daß der Unterstand tief und geräumig war, und daß die Menschen sich frei darin bewegen konnten, ohne sich unter das schwere Balkendach bücken zu müssen.
Der Chauffeur Vicente kam zurück.
»Er ist oben bei der Truppe, die zum Angriff aufmarschiert«, sagte er. »Ich habe die Depesche seinem Stabschef gegeben. Er hat quittiert. Hier!«
Er reichte Gómez den quittierten Umschlag. Gómez gab ihn Andrés, der ihn ansah und ihn dann unter das Hemd schob.
»Wie heißt der, der da unterschrieben hat?« fragte er.
»Duval«, sagte Vicente.
»Gut«, sagte Andrés. »Das ist einer von den dreien, dem ich die Depesche geben darf.«
»Sollen wir auf Antwort warten?« fragte Gómez Andrés.
»Es wäre vielleicht am besten. Aber wo ich den Inglés und die anderen nach der Brückensache finden werde, das weiß nicht einmal der liebe Gott!«
»Komm, warte bei mir«, sagte Vicente, »bis der General zurückkommt. Ich werde dir Kaffee besorgen. Du wirst hungrig sein.«
»Und diese Tanks!« sagte Gómez zu ihm.
Sie kamen an den mit Zweigen bedeckten erdfarbenen Tanks vorbei. Tiefe Furchen in dem Nadelboden zeigten die Stelle an, wo sie geschwenkt hatten und dann mit Rückwärtsgang in den Wald hineingefahren waren. Ihre Fünfundvierzig-MillimeterGeschütze ragten waagerecht aus dem Geäst hervor, die Fahrer und Kanoniere, in ihren ledernen und wulstigen Helmen, saßen unter den Bäumen herum oder lagen schlafend auf der Erde. »Das ist die Reserve«, sagte Vicente. »Auch die Infanterie, die du hier siehst, gehört zur Reserve. Die, die den Angriff einleiten, sind schon oben.«
»Es sind viele«, sagte Andrés.
»Ja«, sagte Vicente. »Eine ganze Division.«
Drinnen im Unterstand hielt Duval die geöffnete Depesche Robert Jordans in der Hand, sah auf die Armbanduhr an derselben Hand, las zum viertenmal die Depesche durch und fühlte jedesmal, wie ihm der Schweiß unter den Achseln ausbrach und an der Seite herunterlief, sprach ins Telefon: »Dann gib mir Position Segovia! Er ist schon weg? Gib mir Position Ávila!«
Er telefonierte weiter. Es hatte keinen Zweck. Er hatte bereits mit beiden Brigaden gesprochen. Golz war hinaufgegangen, um die Angriffsdispositionen zu inspizieren, und war nun auf dem Weg zu einem Beobachtungsposten. Duval rief den Beobachtungsposten an, Golz war nicht da.
»Gib mir Flugplatz Nummer Eins!« sagte Duval. Er war plötzlich entschlossen, die ganze Verantwortung auf sich zu nehmen. Er wird auf eigene Faust den Angriff abblasen. Es ist besser, ihn abzublasen. Man kann nicht einen überraschenden Vorstoß gegen einen Feind unternehmen, der auf diesen Vorstoß wartet. Das geht nicht. Das ist reiner Mord. Das darf man nicht machen. Unter keinen Umständen. Wenn sie wollen, sollen sie ihn erschießen. Er wird direkt den Flugplatz anrufen und das Bombardement abblasen. Wie denn aber, wenn das Ganze nur ein Ablenkungsmanöver ist? Wie denn, wenn wir nur die Aufgabe haben, die gegnerischen Kräfte zu binden? Wie denn, wenn es sich so verhält? Es wird einem doch niemals mitgeteilt, ob der Angriff, den man unternimmt, nur ein Scheinmanöver ist. »Den Flugplatz
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