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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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gemütlich. Es ging ihm sehr gegen den Strich, den Posten zu erschießen. Mir auch, aber ich habe nicht darüber nachgedacht. Ich denke auch jetzt nicht darüber nach. Man muß es eben tun. Aber Anselmo hat ihn erst zum Krüppel geschossen. Ich weiß, wie das ist. Ich glaube, mit einem Schnellfeuergewehr fällt es einem leichter, einen Menschen umzubringen. Es ist etwas ganz anderes. Man drückt auf den Abzug, und den Rest besorgt das Ding selbst. Dieses Problem kannst du ein andermal untersuchen. Du mit deinem Köpfchen! Du hast ein nettes Denkerköpfchen, Jordan, alter Freund! Wälz dich, Jordan, wälz dich, pflegten sie beim Football zu schreien, wenn du gerade den Ball erwischt hattest. Weißt du, daß der verdammte Jordan in Wirklichkeit nicht viel größer ist als das Flüßchen dort unten? An der Quelle, meinst du. An der Quelle ist alles noch klein. Ein schönes Plätzchen hier unter der Brücke! Ein Heim für den Heimatlosen. Vorwärts, Jordan, nimm dich zusammen! Das ist ernst, Jordan. Verstanden? Ernst. Und wird mit der Zeit weniger ernst. Schau dir die andere Seite an! ¿Para qué? Welchen Weg sie auch nimmt, ich bin jetzt gesichert. Den Weg, den Maine geht, geht die ganze Nation. Den Weg, den der Jordan geht, gehen die verdammten Israeliten. Die Brücke, meine ich. Den Weg, den Jordan geht, geht die verdammte Brücke, eigentlich andersrum.
 »Gib mir davon noch ein bißchen, Anselmo, alter Freund!« sagte er. Der Alte nickte. »Fast fertig«, sagte Robert Jordan. Der Alte nickte abermals. Während er die Handgranaten befestigte, hörte oben an der Straße das Schießen auf. Mit einem Male begleitete nur noch das Rauschen des Wassers seine Arbeit. Er schaute hinunter und sah es weißlich zwischen den Felsblöcken schäumen und dann in einen klaren, kiesigen Teich stürzen, wo in der Strömung ein hölzerner Keil umherschwamm, der ihm entfallen war. Eine Forelle steckte den Kopf aus dem Wasser, um nach einem Insekt zu schnappen, und hinterließ einen Wasserring dicht neben dem kreisenden Holzstück. Während er mit der Kneifzange den Draht festdrehte, der die zwei Handgranaten festhielt, sah er durch das Metallgeflecht der Brücke die Sonne auf den grünen Berghang scheinen. Vor drei Tagen ist der Hang noch braun gewesen, dachte er.
 Aus dem kühlen Dunkel unter der Brücke beugte er sich in den hellen Sonnenschein hinaus und sagte zu Anselmos hinabgeneigtem Gesicht: »Gib mir den großen Drahtknäuel!«
 Der Alte reichte ihn hinunter.
 Daß sie jetzt um Gottes willen noch nicht losgehen! Damit kann man sie abziehen. Wenn man sie bloß koppeln könnte! Aber mit dieser Länge Draht wird es schon gehen, dachte Robert Jordan, die Keilchen betastend, an welchen die Ringe sitzen, die die Springfeder der Handgranaten lösen. Er kontrollierte die Lage der Handgranaten, ob die Federn sich frei bewegen konnten, sobald die Keilchen herausgerissen wurden (der Draht, mit dem sie festgebunden waren, lief unter den Federn hindurch), dann befestigte er ein Stück Draht an dem einen Ring, verknüpfte ihn mit dem Hauptdraht, der zu dem Ring der äußeren Handgranate führte, wickelte ein wenig losen Draht von dem Knäuel ab, legte ihn um eine stählerne Strebe und reichte dann den Knäuel Anselmo hinauf. »Vorsichtig halten!« sagte er.
 Er kletterte auf die Brücke hinauf, nahm dem Alten den Knäuel aus der Hand und ging rücklings über die Brücke, so schnell nur der Draht sich abwickeln ließ, ging rücklings auf den toten Wachtposten zu, beugte sich über das Geländer der Brücke, wickelte Draht von dem Knäuel ab. »Hol die Rucksäcke!« rief er Anselmo zu, rücklings weiterschreitend, bückte sich im Vorübergehen, hob das Schnellfeuergewehr auf und hängte es wieder über die Schulter.
 Dann, als er von dem Drahtknäuel aufblickte, sah er ziemlich weit oben auf der Straße Pilar mit dem Rest ihrer Leute von dem oberen Wachtposten zurückkehren.
 Es waren insgesamt vier, das sah er, und dann mußte er auf den Draht aufpassen, damit er sich nicht in dem Außenwerk der Brücke verhake. Eladio war nicht mit dabei.
 Robert Jordan führte den Draht am Brückenende vorbei, legte eine Schlinge um den letzten Pfeiler und lief dann die Straße entlang, bis er neben dem Chausseestein stehenblieb. Er schnitt den Draht ab und reichte ihn Anselmo.
 »Halt ihn fest, viejo !« sagte er. »Komm jetzt mit mir zur Brücke zurück. Wickle ihn beim Gehen auf. Nein, laß mich das machen!«
 An der Brücke löste er den

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