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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Knoten, so daß nun der Draht unbehindert zu den Ringen der Handgranaten lief, längs des Brückengerüsts, aber lose und frei, und reichte ihn Anselmo.
 »Geh damit zu dem hohen Stein zurück«, sagte er. »Festhalten den Draht, aber nicht daran ziehen! Ja nicht zu kräftig zupacken! Wenn du ordentlich daran ziehst, fliegt die Brücke in die Luft. ¿Comprendes?«
 »Ja.«
 »Wenn du nachher ziehst, zieh richtig – nicht ruckweise!«
 Während Robert Jordan sprach, blickte er die Straße hinauf zu dem Rest von Pilars Schar. Sie waren jetzt schon ziemlich nahe herangekommen, und er sah, daß Primitivo und Rafael Fernando stützten. Er hatte anscheinend einen Schuß in die Lende bekommen, denn er hielt sich die Stelle mit beiden Händen, während seine Kameraden ihn von links und rechts stützten. Das rechte Bein schleppte er nach, der Seitenrand des Schuhs schleifte scharrend die Straße entlang. Pilar kletterte über die Böschung in den Wald hinauf, mit drei Gewehren beladen. Robert Jordan konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber sie hielt den Kopf hoch und kletterte so schnell sie nur konnte. »Wie geht's?« rief Primitivo.
 »Gut. Wir sind fast fertig«, rief Robert Jordan zurück.
 Er brauchte nicht zu fragen, wie es ihnen ging. Als er wegschaute, waren sie gerade am Straßenrand angelangt, und Fernando schüttelte den Kopf, als sie ihn über die Böschung hinaufschaffen wollten.
 »Gebt mir ein Gewehr und laßt mich hier«, hörte Robert Jordan ihn mit halb erstickter Stimme sagen.
 »Nein, hombre. Wir bringen dich zu den Pferden.«
 »Was soll ich mit einem Pferd?« sagte Fernando. »Hier bin ich ganz gut aufgehoben.«
 Das übrige hörte Robert Jordan nicht mehr, weil er mit Anselmo sprach.
 »Wenn Tanks kommen, ziehst du ab«, sagte er. »Aber erst, wenn sie auf der Brücke sind. Wenn Panzerautos auftauchen, ziehst du ab. Sobald sie die Brücke erreichen. Alles andere wird Pablo stoppen.«
 »Wenn du unter der Brücke bist, werde ich sie nicht sprengen.«
 »Kümmere dich nicht um mich! Wenn es nötig ist, zieh ab. Ich befestige jetzt den zweiten Draht und komme dann zurück. Dann können wir beide Ladungen gleichzeitig abbrennen.«
 Er lief zu der Brückenmitte hin.
 Anselmo sah Robert Jordan über die Brücke laufen, den Drahtknäuel über dem Arm, die baumelnde Zange am Handgelenk, das Schnellfeuergewehr auf dem Rücken. Er sah ihn unter dem Geländer hindurchklettern und verschwinden. Er hielt den Draht in der Hand, duckte sich hinter den Chausseestein und beobachtete die Brücke. Auf halbem Weg zwischen ihm und der Brücke lag der tote Soldat, ganz zusammengesunken unter den drückenden Sonnenstrahlen, eng an die glatte Fläche des Straßenbodens angeschmiegt. Sein Gewehr, das mit aufgepflanztem Bajonett auf der Straße lag, zielte direkt auf Anselmo. Der Alte blickte an ihm vorbei über die Brücke weg, deren Geländer streifige Schatten auf die Fahrbahn warf, zu der Stelle hin, wo die Straße nach links abbog, der Schlucht folgte und dann mit einer neuerlichen Biegung hinter der Felswand verschwand. Er betrachtete die von der Sonne beschienene Wachthütte am anderen Ende, dann besann er sich auf den Draht in seiner Hand und drehte den Kopf zu Fernando hin, der mit Primitivo und dem Zigeuner sprach. »Laßt mich hier zurück!« sagte Fernando. »Es tut sehr weh, und innerlich blutet es stark. Ich spüre es inwendig, wenn ich mich bewege.«
 »Wir werden dich den Abhang hinauftragen«, sagte Primitivo. »Du legst die Arme um unsere Schultern, und wir nehmen deine Beine.«
 »Das hat keinen Zweck«, sagte Fernando. »Leg mich hier hinter einen Stein. Ich bin hier ebensogut zu gebrauchen wie oben.«
 »Aber wenn wir abhauen!« sagte Primitivo.
 »Laßt mich hier«, sagte Fernando. »Ausgeschlossen, daß ich mit dieser Verwundung vorwärtskomme. So habt ihr einen Gaul mehr. Ich liege hier sehr gut. Sie werden sicherlich bald kommen.«
 »Wir können dich den Berg hinauftragen«, sagte der Zigeuner. »Das geht ganz leicht.«
 Er hegte natürlich ebenso wie Primitivo den brennenden Wunsch, sich davonzumachen. Aber jetzt hatten sie ihn schon so weit geschleppt. »Nein«, sagte Fernando. »Ich liege hier sehr gut. Was ist mit Eladio geschehen?«
 Der Zigeuner legte einen Finger an die Schläfe, um die Stelle anzudeuten, an der die Kugel Eladio getroffen hatte.
 »Hier«, sagte er. »Gleich nach dir. Als wir zum Sturmangriff vorgingen.«
 »Verlaßt mich!« sagte Fernando. Anselmo sah, daß

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