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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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gerade seine Cornflakes-Schüssel zur Spüle trug.
    »Ich wette, sie macht es ganz genauso, wenn ich nicht da bin.«
    Kit schenkte ihm ein angedeutetes Lächeln. »Das darf ich dir nicht verraten.« Er drückte sich noch herum, während Kincaid seinen eigenen Teller abspülte, und als Kincaid aufblickte, fragte er zögernd: »Sag mal, wegen Oma – wird sie wieder gesund?«
    Die Angst vor einem erneuten Verlust war für Kit ständig präsent, und wenngleich Kincaid es vorgezogen hätte, ihn nicht unnötig zu beunruhigen, mussten sie ihm einfach alles sagen, was sie wussten.
    Kincaid war klar, dass er nichts beschönigen durfte. »Heute Mittag werden wir Genaueres wissen.Aber die Krankheit ist behandelbar, und Oma ist eine Kämpferin.« Er versuchte Gemmas Beschreibung ihrer Mutter nach ihrem Besuch gestern Nachmittag zu verdrängen.
    »Ich habe darüber gelesen«, sagte Kit. »Über Leukämie. Das ist Blut-und-Knochenmark-Krebs, und er kann sich über den ganzen Körper ausbreiten, sogar bis ins Gehirn. Sie wird Bestrahlung und Chemotherapie brauchen, und wenn das nicht hilft …«

    »Kit, hör jetzt auf. Du überstürzt die Dinge.« Kincaid drehte sich um und fasste seinen Sohn an den Schultern. »Wir wissen nicht, wie weit der Krebs schon fortgeschritten ist. Und Oma war noch nie krank. Das muss ihre Chancen doch verbessern.«
    »Aber wenn die Behandlungen nicht wirken, kommen für eine Knochenmarktransplantation am ehesten Geschwister infrage, und Oma hat doch gar keine.«
    Kincaid las das unausgesprochene Echo in Kits Augen. Und ich habe auch keine.
    Dieses verdammte Internet. Manchmal war es eher ein Fluch als ein Segen, besonders bei so einem intelligenten und sensiblen Kind. Hatte Kit das Gefühl, dass sie ihn im Stich gelassen hatten, weil sie ihm nicht einen Halbbruder oder eine Halbschwester geschenkt hatten? Kincaid versuchte den Gedanken abzuschütteln. Es war ein Thema, um das sie in den letzten Monaten einen großen Bogen gemacht hatten, und das hatte geholfen, die Spannungen abzubauen, die sich in seine Beziehung mit Gemma eingeschlichen hatten.
    Kincaid hörte, wie Toby wieder die Treppe heruntergetrampelt kam. Er schleifte seinen Rucksack hinter sich her und trällerte dabei vor sich hin. »Hör mal, Sportsfreund«, sagte Kincaid an Kit gewandt, »wir kommen noch alle zu spät. Heute Abend reden wir weiter.« Und um Kit abzulenken, fügte er noch hinzu: »Hat Gemma dir eigentlich schon von Erikas Brosche erzählt, die seit ewigen Zeiten verschollen war und jetzt plötzlich bei einer Auktion aufgetaucht ist?«
    »Ja.« Kits Miene hellte sich auf. »Cool. Aber Gemma hat gesagt, Erika wäre ganz fertig gewesen.Vielleicht könnte ich nach der Schule mal bei ihr vorbeischauen?«
     
    »Ich glaube, wir haben einen an der Angel, Chef«, wurde Hoxley vom diensthabenden Sergeant begrüßt, als er das Revier Chelsea betrat.
    »Was denn – einen Stiefel?«, fragte Hoxley amüsiert. Ben Watson
stand kurz vor der Pensionierung, hatte eine spiegelblanke Glatze und einen Schmerbauch, der davon herrührte, dass er sich äußerst ungern bewegte, es sei denn, um von seinem Schreibtisch ins Pub zu gelangen. Doch trotz seiner gemütlichen, onkelhaften Art war er stets auf dem Laufenden, was die Vorgänge im Revier betraf. Außerdem hatte er eine ausgeprägte Vorliebe für Angelmetaphern, wenngleich Hoxley bezweifelte, dass Watson je eine echte Angelrute in der Hand gehalten hatte.
    »Ihr namenloser Toter. Notting Hill hat angerufen. Sie haben da eine Frau, die ihren Mann als vermisst gemeldet hat. Die Beschreibung passt.«
    Jetzt hatte er Hoxleys volle Aufmerksamkeit. »Adresse?«
    »Sie haben sie auf dem Revier behalten. Ich hab ihnen gesagt, Sie wären so bald wie möglich dort.«
    Hoxley verzog das Gesicht und murmelte: »Verdammt.« Es war schon schwierig genug, eine schlechte Nachricht in der vertrauten Umgebung des Betroffenen zu übermitteln, und er verspürte wenig Lust, die trauernde Witwe des Opfers in einem sterilen Vernehmungsraum zu befragen. Aber wenn es sich tatsächlich um die Frau des unbekannten Toten handelte, würde sie auf das Schlimmste gefasst sein, und er würde dem Mann, den er auf dem Seziertisch zurückgelassen hatte, endlich einen Namen und eine Geschichte zuordnen können.
     
    Wieder stand Gemma vor dem U-Bahn-Eingang von St. Paul’s, und sie zögerte. Sie konnte gleich weiter in die Arbeit fahren, oder aber in Notting Hill in Richtung South Kensington umsteigen und im Auktionshaus

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