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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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soll das, Lucillian?«, sagte er lachend. »Willst du mich Strategie lehren? Spar dir deine klugen Sätze für Constantius auf. Ich bin nicht den weiten Weg gekommen, um deinen Rat einzuholen.«
    Am selben Tag marschierte unser Heer von dreitausend Mann in Sirmium ein. Die Bürger standen mit Fackeln an den Straßen, warfen Blumen und riefen Segenswünsche.
    Julian strahlte, winkte und streckte dankend die Hände aus. Ich erinnerte mich an meine Knabenzeit, wo ich Constantius’ Bruder Constans in London hatte einreiten sehen. Er blickte damals stur geradeaus, als säße sein Kopf in einem Schraubstock, während er sein Pferd naserümpfend durch die Menschenscharen lenkte.
    Julian war von ganz anderer Art. Er meinte es ernst, was er in Gallien geäußert hatte: Ein Kaiser sollte sich seinem Volk zeigen, sollte ein Mensch unter Menschen sein und nicht führen, indem er Angst verbreitet, sondern mit seiner Tugendhaftigkeit ein Beispiel geben. Hier sah man das Wesen des Königtums, das sich nicht durch Gewalt über die Gemeinen erhebt, sondern durch Weisheit, Selbstbeherrschung und Mäßigung. Darin – und nur darin – liegt die wahre Berechtigung zu herrschen.
    Diese Grundsätze hatte Julian in Büchern entdeckt, in denen weise Männer sie niedergeschrieben hatten. Und dafür hatten ihn seine Gegner verlacht.
    Doch jetzt, so dachte ich, würden sie nicht mehr lachen.

ELFTES KAPITEL

    Auf dem großen, von Kolonnaden umschlossenen Platz nahm Julian die Kapitulation der Garnison entgegen. Er beschwichtigte die Soldaten. Sie seien tapfere Männer, sagte er, und er werde sie nach Gallien schicken, wo er sie dringend brauche.
    Um sich dem Volk zu zeigen, wie es von ihm erwartet wurde, ließ er am nächsten Tag auf der großen Rennbahn neben dem Palast Wagenrennen veranstalten. Im schweren Purpurmantel und dem Goldschmuck, den er so wenig leiden konnte, gab er sich alle Mühe, begeistert zu erscheinen, wenn die Wagenlenker in Staubwolken an der Tribüne vorbeirasten. Den Zuschauern jedenfalls gefiel es. Sie feuerten die Wagen an und schwenkten ihre Fahnen mit den Farben ihrer bevorzugten Mannschaft.
    Am Abend feierten Marcellus und ich mit Kameraden. Wir zogen durch die von Fackeln beschienenen Straßen und machten an jeder Schenke Halt, wo Männer, die wir kannten, uns zujubelten. Jeder wollte unsere Geschichte hören; mein Becher wurde nie leer.
    Später verließen wir die anderen und schlenderten, ich vom Wein beschwingt, durch die duftende Nachtluft zum Fluss.
    »Heute Nacht sind wir Helden«, sagte ich lachend. »Fünfzehn Mann gegen die Stärke Illyriens, und wir brauchten nicht einmal eine Schlacht zu bestehen.« Ich warf den Arm um Marcellus’ Schultern und zog ihn an mich.
    »So hat Julian es haben wollen«, sagte er. »Nur unsere Feindegewinnen, wenn Römer gegen Römer kämpfen. Aber Constantius hat noch nicht aufgegeben.«
    Mit einer heftigen Armbewegung wischte ich seine ernsten Gedanken beiseite und zeigte zum Sternenhimmel hinauf. »Sieh, Marcellus, wie schön sie sind. Genau wie du. Glaubst du, sie halten die Antwort auf die Rätsel der Menschen bereit, wie die Astrologen behaupten?«
    Er lächelte. »Nicht ehe wir uns selbst begriffen haben, und das ist schwieriger als alle Sternguckerei.«
    Ich lachte und küsste ihn, und als ich wieder zum Himmel schaute, stolperte ich auf den Pflastersteinen.
    Marcellus fing mich auf. »Du bist betrunken!«, rief er aus.
    »Na und?« Ich küsste ihn wieder. »Wir haben endlich ein Bett, nach Monaten auf feuchtem Stroh, wo einem die Ameisen ins Ohr gekrabbelt sind. Das ist ein Grund zum Feiern.«
    Er lachte. »Nach so viel Wein könntest du auf einem Misthaufen schlafen.«
    »Und du mit mir.«
    So redeten wir weiter albernes Zeug und stützten uns aufeinander, und unsere Stimmen hallten in den dunklen Gassen. Schließlich bogen wir um eine Ecke und gelangten auf die Uferstraße. Dort lehnten wir uns an die Mauer am Fluss. Auf dem glatten schwarzen Wasser spiegelte sich das Licht einer nahen Schenke. Dort gab es eine Terrasse mit Tischen, wo Laternen von den Bäumen hingen.
    »Komm, Marcellus«, sagte ich und zeigte hinüber. »Noch einen Krug Wein, nur du und ich. Wir waren heute Abend noch kein einziges Mal allein.«
    Wir setzten uns an einen Tisch beim Wasser. Ein hübsches dunkeläugiges Schankmädchen brachte uns Wein und lachte über meine Trunkenheit. Wir schwelgten in Erinnerungen und schauten zwischen den flackernden Lichtern hindurch in die Dunkelheit.

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