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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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»Das entnehme ich deinen Worten. Wenn du von der schönen Frances sprichst, klingt deine Stimme ganz anders. Genauso reden die Leute über meine Schwester. Und wenn sie mich erwähnen, ändert sich ihr Tonfall. « »Manche Frauen haben mehr zu bieten als nur Schönheit«, erklärte er und dachte an Berengaria. Plötzlich faßte er einen Entschluß. »Du wirst mich zu meiner Schwester begleiten«, verkündete er feierlich, als würde er ihr eine große Ehre erweisen.
    »Zu deiner Schwester? Warum? Aber…? «
    »Ich werde dich nicht deinem Schicksal überlassen. Nach dieser Nacht fühle ich mich für dich verantwortlich. Ja«, fuhr er fort, und sie spürte, wie er sich für seine Idee erwärmte. »Ich werde dem Verwalter von Maidenhall Geld für dich übergeben - und einen Brief, den du mitnehmen mußt. Morgen reisen wir ab. Ich schreibe meinen Schwestern und bereite sie auf deine Ankunft vor. «
    Überwältigt von seiner Großzügigkeit, schmiegte sie sich an ihn. Sie, die reiche Erbin, bekam nur ganz selten Geschenke. Zu Weihnachten erwarteten alle, von ihr beschenkt zu werden. Nur Tode überreichte ihr hin und wieder ein kleines Präsent. Frances hatte noch nie versucht, ihr eine Freude zu machen. Und dieser Mann, ein Fremder, wollte die Verantwortung für ihr Leben übernehmen. Waren alle armen Leute so freundlich und großmütig? Oft hatte sie sich ausgemalt, wie die Armen leben mochten, wie sie einander liebten und beistanden. Jedes Jahr fuhr Frances für einen Monat zu ihren Angehörigen, und Axia träumte wehmütig vom Familienglück.
    »Ist deine Schwester so schön wie du? «
    »Wieso weißt du, wie ich aussehe? « Jamie streichelte ihre Schenkel, ihre Hüften, ihre Brüste. Deshalb fiel es ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Ich habe dich gesehen. Wirklich, du bist… «
    »Sag’s nicht! « unterbrach er sie und küßte ihren Mund. »Ich will genauso wenig nach meiner äußeren Erscheinung beurteilt werden wie du. «
    Lächelnd legte sie die Arme um seinen Hals. »Liebe mich noch einmal! Bitte! «
    »Nur zu gern. « Zärtlich drückte er sie an sich.
    Diesmal nahm er sich sehr viel Zeit, und sie genoß den Liebesakt in vollen Zügen. Aber was sie am meisten beglückte, war die Nähe eines anderen Menschen, das Gefühl, nicht allein zu sein.
    Als er sich ermattet neben ihr ausstreckte, wußte sie, daß er bald einschlafen würde - und daß sie gehen mußte. Sie wartete noch eine Weile, dann küßte sie ihn behutsam, ohne ihn zu wecken, und befreite sich aus seinen starken Armen, die sie festhielten wie ihr Vater sein Gold.
    Lautlos suchte sie ihre Kleider zusammen und zog sich an. Aber sie konnte ihr besticktes Käppchen nirgends finden. Alles würde sie lieber verlieren als diesen kostbaren Schatz. Sogar meine Jungfräulichkeit, und konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Nun, vielleicht würde Jamie dem Verwalter auch das Käppchen übergeben, zusammen mit dem Geld und seinem Brief.
    »Was war das? «
    Vor dem Zelt erklang eine Männerstimme, und Axia erstarrte.
    »Dieses Gold macht mich ganz nervös. Wenn sich ein Schatten bewegt, steche ich womöglich zu, bevor ich sehe, wer es ist. «
    Bei diesen Worten erkannte Axia, daß sie schleunigst verschwinden mußte. Jetzt, wo sie nicht mehr in Jamies Armen lag, begann sie sich ernsthaft zu fragen, was geschehen mochte, wenn der Vater von dem Verlust ihrer Jungfräulichkeit erfuhr. Immerhin hatte sie sich einem Fremden hingegeben - nicht ihrem Verlobten.
    »Leb wohl, mein Liebster«, wisperte sie und schlüpfte aus dem Zelt.
    Bald gewöhnten sich ihre Augen an die nächtliche Finsternis. Da die Wachtposten Laternen bei sich trugen und im Schatten jenseits der Lichtkreise nichts sahen, konnte Axia unbemerkt an ihnen vorbeihuschen. Dann geriet sie in Panik, weil sie den Strick nicht sofort fand, der von der Mauer herabhing. Endlich entdeckte sie ihn, und sie benötigte drei kraftvolle Schwünge, um das Hindernis zu überwinden. Das schaffte sie nicht geräuschlos, und sie hörte die Stimmen der Wächter, aber da war sie bereits in Sicherheit, auf der anderen Seite des hohen Walls. Sie lehnte sich dagegen und wartete, bis ihr Herz wieder langsamer pochte.
    »Muß ein Eichhörnchen gewesen sein«, meinte ein Wachtposten.
    »Ein Eichhörnchen, so groß wie ein Mensch«, erwiderte der andere, und beide entfernten sich.
    Erst als ringsum tiefe Stille herrschte, rannte Axia durch den dunklen Obstgarten zum Haus. Am anderen Ende der Eingangshalle, in

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