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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Sollte sie fliegen lernen? »Ja«, sagte sie laut, »ich will fliegen, ich will… « Was wünschte sie sich am sehnlichsten? »Oh, ich möchte beweisen, daß ich mehr wert bin als mein Geld«, erklärte sie dem Wind.
    Seit ihrer Kindheit hatte man sie ständig daran erinnert, daß sie die Erbin von Maidenhall war. Niemals versäumte Frances eine Gelegenheit. »Der mag dich nur wegen deines Geldes«, behauptete sie von jedem Mann, der zu Besuch kam. Und die Frauen waren angeblich nur nett zu Axia, weil sie in Geld schwamm. Immer nur der Reichtum ihres Vaters! Sonst nichts!
    »Bin ich nicht mehr wert? « flüsterte sie nun. »Erwartet man nichts von mir außer dem Gold meines Vaters? Warum… « Sie verstummte, weil sie Tode pfeifen hörte, zum Zeichen, daß sie bald weiterfahren würden. Langsam stieg sie den Hang zur Wagenkolonne hinab.
    »Was macht sie da oben? « Ärgerlich wandte sich Jamie zu Tode. »Ein so seltsamer Mensch ist mir noch nie begegnet. Manchmal hasse ich sie, und im nächsten Augenblick… « »… seid Ihr fasziniert von ihr«, vollendete Tode den Satz und beobachtete, wie Jamie widerstrebend nickte. »Ihr Leben lang war Axia einsam. Von der Welt weiß sie nichts. Dies alles ist ihr neu. «
    »Was sie meinen Männern täglich zu verstehen gibt, die sich ihretwegen zum Narren machen«, fauchte er.
    Tode schüttelte den Kopf. »Bald werdet Ihr herausfinden, wie nützlich sie sich machen kann. «
    »Ja, sie hilft uns, wenn wir ein Nachtlager aufschlagen. « Tode lächelte. Das tat er nur selten, weil er dann noch grotesker aussah als sonst. »Bald werdet Ihr merken, daß Axia nicht nur kochen kann. Sie versteht eine ganze Menge vom Geld, und sie ist eine ausgezeichnete Geschäftsfrau. « Verächtlich winkte Jamie ab. »Nur ein Narr würde dieser Hexe erlauben, sein Geld anzurühren. «
    »Nun, das Erbe ihres Bruders… «
    »Was? «
    Tode räusperte sich. »Wartet doch ab, Mylord. «
    Jamie schnitt eine Grimasse und schlenderte davon. Aber Todes Worte gaben ihm zu denken. Ja, unglücklicherweise faszinierte ihn Axia. So einem Menschen war er tatsächlich noch nie begegnet. Zum Beispiel schien sie keine Klassenunterschiede zu kennen. Die Verwandtschaft mit Maidenhall verschaffte ihr gewisse Privilegien, doch das verstand sie nicht. Während Frances ihre Führungsrolle auskostete, tat ihre Kusine alles, was erledigt werden mußte - ob sie nun das Geschirr in einem Bach spülte oder der Erbin half, einen verschwundenen Ring zu suchen.
    Was immer Axia unternahm, sie erleichterte den anderen das Leben. Im ersten Nachtlager waren die drei Dienstboten still und umsichtig ihren Pflichten nachgegangen. Wie Jamie aus Erfahrung wußte, pflegten sich neue Diener untätig am Kopf zu kratzen, bis ihnen jemand erklärte, was sie tun mußten. Dann fand er heraus, daß Axia ihnen bereits am Nachmittag Anweisungen gegeben hatte. Zunächst störte ihn ihre Anmaßung. Nein, er würde sich nicht von ihr kontrollieren lassen wie die arme Frances. Aber als dem geschmorten Hasenfleisch der Duft des Thymians entströmte, den Axia in der Mittagspause gesammelt hatte, vergaß er alles, was mit »Kontrolle« zusammenhing. Nicht zuletzt wegen des frischgebackenen Brotes, das zu jeder Mahlzeit serviert wurde.
    Am seltsamsten erschien ihm ihre Fürsorge, die Frances galt. Er hatte befürchtet, sie würde nachts in den Wagen der Erbin kriechen, um ihr ein Leid anzutun. Statt dessen teilte sie der Zofe mit, was Frances anziehen und essen wollte, wie das Nachtlager bereitet werden mußte. Sicher hätte sich Axia großartig zur Hofdame geeignet, abgesehen von den spitzen Bemerkungen, die ihre Kusine hin und wieder zu hören bekam.
    Nach drei Tagen fiel es ihm immer schwerer, in Einklang zu bringen, was er über Axia dachte und was er beobachtete. Und was er hörte. Abend für Abend hallte der Ruf: »Fragt doch Axia! « durchs Lager. Sie wußte, in welchem Wagen dies oder jenes verwahrt wurde, daß Rhys dunkles Fleisch und Thomas helles mochte. Wenn die Gefolgsmänner eine Bäckerei aufsuchten, trug sie ihnen auf, Kümmelbrötchen für Frances zu kaufen. Und Tode! Nicht einmal Fürsten genossen so viel Aufmerksamkeit, wie Axia sie ihm schenkte.
    Nur einen vernachlässigte sie - Jamie. Jeden Abend beauf sichtigte sie die Leute, die Thomas’ und Rhys’ Zelt aufschlugen. Jamie mußte sich selber um seines kümmern. Allmorgendlich bürstete sie die Kleider der Gefolgsmänner aus. An Jamies Sachen blieb der Staub tagelang haften. Die

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