Wen die Sehnsucht besiegt
auf, streckte sich und erklärte, nun würde er schlafen gehen, da sie am nächsten Morgen zeitig weiterfahren wollten. Wenig später folgte Rhys dem Beispiel.
Allein mit Jamie, schlug Frances die Hände vors Gesicht. »Sie mögen mich nicht, das weiß ich. «
Jamie kniete vor ihr nieder, denn es krampfte ihm das Herz zusammen, eine Frau weinen zu sehen. »Doch, natürlich mögen sie Euch, sogar sehr. «
»Nein, sie mögen Axia. Alle Leute hatten sie viel lieber als mich, schon seit ich dreizehn Jahre alt war. Ach, Ihr könnt Euch nicht vorstellen, welch ein Leben ich führen mußte! Mein Vater sperrte mich ein, hielt mich von der Welt fern, und die Menschen interessierten sich nur für mein Geld -für sonst gar nichts. «
»Denkt Ihr das auch von mir? « fragte er leise. »Ihr wißt doch, daß ich das Gold Eures Vaters heiraten will. «
Da ließ sie die Hände von ihrem Gesicht sinken und schlang die Finger hinter Jamies Nacken ineinander. »Habt Ihr’s wirklich nur auf das Gold meines Vaters abgesehen? « »Oh, doch! « beteuerte er und neigte sich vor, um sie zu küssen.
Aber seine Lippen erreichten ihren Mund nicht, denn Axia trat so kräftig auf einen brennenden Zweig, daß er durch die Luft flog und dicht neben Jamies Bein am Boden landete. Prompt setzte er den Saum seines Wamses in Flammen.
Erschrocken schrie Tode auf, ein Fahrer rannte herbei, und mit vereinten Kräften löschten sie Jamies brennende Kleidung. Die Schwerter gezückt, stürmten Rhys und Thomas aus ihrem Zelt.
Gerettet und unverletzt, aber von hellem Zorn erfaßt, wandte sich Jamie zu Axia.
»Ach, tut mir leid. « Unbefangen lächelte sie ihn an. »Ich muß etwas zu fest auf den Zweig getreten sein. Hoffentlich habe ich Eure Tändelei mit meiner reichen Kusine nicht gestört. «
»Das zahle ich dir heim, Axia! « drohte Frances.
Endlich fand Jamie seine Sprache wieder. »Heute nacht schlaft Ihr bei mir in meinem Zelt, Mistress Axia«, entschied er. »Ich muß Euch bewachen, damit Ihr niemandem was antun könnt. «
»Lieber schlafe ich eine Woche lang im Pferdemist. «
Jamie trat einen Schritt vor, aber Tode schob sich rasch dazwischen. »Mylord, ich werde auf sie aufpassen und sie schützen. «
»Schützen? « fauchte Jamie. »Und wer beschützt uns vor ihr? «
»Also, mir ist nichts zugestoßen«, warf Rhys ein. »Bist du etwa verletzt, Thomas? «
Ein schwaches Grinsen verzog Thomas’ Lippen. Sein Vater war Kaufmann gewesen, und die Erbin hatte diesen Berufsstand verunglimpft. Deshalb stellte er sich auf Axias Seite. »Verletzt? Kein bißchen. « Etwas leiser fügte er hinzu: »Höchstens von der Kaufmannstochter. «
Dankbar und liebevoll lächelte Axia den beiden Gefolgsmännern zu, und Jamie zuckte die Achseln. »Jetzt sollten wir uns zur Ruhe begeben. Mir ist’s einerlei, wer wo bei wem schläft. «
Alle zogen sich in die zwei Zelte und zwei Wagen zurück.
11
»Wach auf, Tode! « wisperte Axia ihrem Freund zu, der neben Roger unter dem bemalten Wagen schlief. Sie selbst hatte sich im Inneren ein Lager auf den Stoffballen bereitet, der Ware des Tuchhändlers, die sie zur Tarnung mitnahmen.
Gähnend richtete er sich auf. »Es ist doch noch dunkel, Axia, und bis der Tag anbricht, wird es noch ein paar Stunden dauern. Legt Euch wieder hin! «
»Wohin fahren all diese Wagen? «
Die Augen halb geschlossen, beobachtete er eine Wagenkolonne, die langsam die Straße hinabrollte, nur wenige Schritte vom Lager entfernt. »Keine Ahnung. In dieser Gegend war ich noch nie. Schlaf weiter. «
»Wenn du mir nicht sagst, was das für Leute sind, frage ich sie. « Dabei würde sie natürlich für einigen Wirbel sorgen und das ganze Lager wecken.
»Wahrscheinlich wird ein Markt im Dorf da drüben abgehalten, und die Leute wollen ihre Erzeugnisse feilbieten«, antwortete Tode und streckte sich wieder auf seiner Decke aus.
Sie schaute den Wagen nach. Ein Markt! Dafür hatte sie sich schon immer interessiert. Frances’ boshafte Behauptung war keine Lüge gewesen, denn Axia hatte tatsächlich Obst und andere Produkte ins heimatliche Dorf geschickt und den Verkäufer später mit unzähligen Fragen bestürmt. Sie beugte sich wieder hinab und rüttelte Tode an der Schulter. »Steh auf! Wir fahren zum Markt. «
»Aber… « Bestürzt runzelte er die Stirn, und sie wußte, was ihn quälte. Er mied größere Menschenmengen, weil er sich nicht blicken lassen wollte.
»Keine Bange, du bleibst im Wagen. Niemand wird dich sehen. «
Langsam
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