Wen die Sehnsucht besiegt
und mühselig krabbelte er unter dem Wagen hervor. »Das dürft Ihr nicht tun. Er wäre sehr böse. «
»Was spielt das für eine Rolle? Er haßt mich ohnehin schon wie die Pest. «
»Axia… «, begann Tode warnend.
»Bitte! Du weißt doch, was mich erwartet. Glaubst du, mein Ehemann wird mir jemals erlauben, einen Markt zu besuchen? Oder wird er mich auf dem Dorfplatz zur Schau stellen wie ein Monstrum? Seht her, die Erbin von Maidenhall! « Dramatisch erschauerte sie.
Das Wort »Monstrum« überzeugte Tode. Trotzdem erhob er einen letzten Einwand. »Wenn er uns hört… « »Unmöglich, beim Lärm der Hufschläge und rollenden Räder! Oh, bitte, Tode! Dieser Mann darf mir das pralle Leben nicht vorenthalten. Vielleicht wird er uns hören. Aber wir müssen’s wenigstens versuchen. «
Tode grinste, was er nur in Axias Gesellschaft tat. »Carpe diem! «
Da sprang sie vom Wagen und umarmte ihn impulsiv. »Oh, vielen Dank! « Sie nahm sich keine Zeit, um die Wirkung ihrer zärtlichen Geste zu beobachten, kroch unter den Wagen und weckte Roger. Heimlich und leise entkamen sie James Montgomerys Argusaugen.
»Sie ist verschwunden«, flüsterte Jamie. Sein Zorn verbot ihm, die Stimme zu erheben, sonst hätte er womöglich so laut gebrüllt, daß die Sterne vom Himmel herabgefallen wären.
Rhys starrte zu der Stelle hinüber, wo der bemalte Wagen zuletzt gestanden hatte. Während der vergangenen Tage hatte er den feuerspeienden Drachen und den Löwen liebgewonnen, den Jamie bekämpfte - ein immer noch halbnackter Jamie. Unter normalen Umständen hätte er auf eine Entführung getippt. Aber hier handelte es sich zweifellos um eine Art Haushaltsproblem, das Axia gewiß zu lösen wußte. Gähnend überlegte er, welche Köstlichkeiten sie fürs Frühstück mitbringen würde.
»Wohin ist sie denn gefahren? « Thomas schaute nach allen Seiten, als könnte sich der große Wagen hinter einem Felsblock verstecken.
Einzig und allein Jamie ärgerte sich maßlos. »Ihr bezweifelt also, daß da was faul ist? «
»Da sie von Tode und Roger begleitet wird, kann ihr nichts zustoßen«, meinte Thomas. »Sicher kommen sie bald zurück. «
Jamie musterte die beiden Männer und schien an ihrem Verstand zu zweifeln. Offenbar bereitete ihnen sein Auftrag, die Erbin wohlbehalten ihrem Verlobten zu übergeben, kein Kopfzerbrechen. Und es kümmerte sie nicht, daß Axia ihm während dieser Mission immer wieder das Leben schwermachte. »Sie muß gefunden werden! « fauchte er und wandte sich zu der Zofe, die einen kleinen Tisch vor sein Zelt stellte, um Käse und Brot darauf anzurichten. »Weck deine Herrin… « Dann verstummte er, denn Frances stieg gemächlich aus ihrem Wagen. Am frühen Morgen sieht sie nicht so schön aus wie sonst, dachte er überflüssigerweise und teilte ihr mit: »Sie hat einen Wagen gestohlen und ist weggefahren. « Wer »sie« war, brauchte er nicht zu erklären. »Nun muß ich sie finden und zurückbringen. « Frances verabscheute frühe Morgenstunden, vor allem, wenn sie schon zu Beginn eines neuen Tages mit Axias Extravaganz konfrontiert wurde. »Sie ist ins Dorf gefahren. « Seufzend griff sie nach dem Becher Apfelwein, den die Zofe ihr reichte, und ärgerte sich über ihr zerknittertes Kleid. Hätte ihre Kusine besser aufgepaßt, wären die Sachen sorgfältiger eingepackt worden.
Da Jamie in aller Eile sein Pferd sattelte, hörte er ihr nicht zu. Aber Rhys und Thomas wandten sich zu ihr, die Hände voller Brot und Käse. »Warum sollte sie ins Dorf fahren? « fragte der ältere Gefolgsmann.
»Um Geld zu verdienen - was sonst? « antwortete Frances. Jetzt erwachte auch Jamies Interesse. Alle drei Männer starrten sie konsterniert an, und sie verzog die Lippen. Seit wann war sie die Hüterin ihrer Kusine? Sie zeigte zu den Wagen hinüber, die auf der Straße zum Dorf fuhren, zwischen unzähligen Fußgängern. »Heute ist Markttag, nicht wahr? Da wird eine Menge gekauft und verkauft. « Sarkastisch fügte sie hinzu: »Und wo immer man Geld scheffeln kann, ist Axia zu finden. « Mit schmalen Augen schaute sie zu Jamie auf. »Ich sagte doch, sie ist eine kleine Krämerseele. «
Doch er beachtete sie nicht mehr, schwang sich auf sein Pferd und verschwand in einer Staubwolke.
Soll ich ihr glauben, überlegte er, während er zum Dorf ritt. Warum sollte die Gesellschafterin der Maidenhall-Erbin auf dem Markt ihre Waren feilbieten? Und dann erinnerte er sich an Todes Erklärung, Axia könne gut mit Geld
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