Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
Teufel hat die Sonne gefressen. «
    »Kommt da heraus! « rief Jamie mit gepreßter Stimme. Neben ihm stand ein Mann, eine fette Gans unter dem Arm, und starrte ihn an. »Drachentö… «, begann er. Aber ein vernichtender Blick ließ ihn sofort verstummen, und Jamie wandte sich wieder zu Axia.
    »Kommt her zu mir! « herrschte er sie an. »Um den Wagen kümmern sich die Männer. Er muß so schnell wie möglich ins Lager gebracht werden«, wies er Roger und den unsichtbaren Tode an.
    Roger nickte, während Axia die Wagentür öffnete und ausstieg. »Könnte irgend jemand diesen Mann fragen, warum er so zornig ist? « Sie blinzelte ins Sonnenlicht, lächelte den Leuten zu und weigerte sich, Jamie anzuschauen. »Vielleicht ärgert er sich nur, weil ich lebe und atme. «
    Aber Jamie hatte nicht vor, sich weiterhin zum Gespött der Dorfbewohner und der benachbarten Bevölkerung zu machen, die ohnehin schon alle sein halbnacktes Konterfei gesehen hatten. »Ihr da! « sprach er einen kräftigen Mann an. »Hebt sie zu mir herauf! « Natürlich würde er nicht vom Pferd steigen und sich in die Mitte dieser Gaffer wagen, die eifrig die beiden gemalten Gestalten mit dem Original verglichen.
    Das Gesicht des Mannes strahlte, als hätte er den Schlüssel zum Königreich erhalten, und er schob seine Hände unter die Achseln der jungen Frau - für Jamies Geschmack viel zu nah bei den Brüsten. Schwungvoll wurde sie in den Sattel gesetzt. Nachdem der Mann sie losgelassen hatte, spürte er Jamies Dolchspitze am Kinn. »Wenn Ihr Eure Daumen retten wollt, paßt auf, was Ihr anfaßt! « Zerknirscht trat der Mann zurück. Jamie ritt mit Axia davon, verfolgt von schrillem Jubelgeschrei - »Drachentöter! Drachentöter! « -, und er verdrehte gepeinigt die Augen. Es dauerte eine Weile, bis er sich aus dem Gewühle befreien konnte und den Feldweg erreichte, der zu ihrem Lager führte. Aber vorerst ritt er nicht dorthin. Statt dessen zügelte er das Pferd, denn er wollte noch einmal versuchen, diesem kleinen Störenfried Vernunft beizubringen. »Wie könnt Ihr nur so leichtsinnig sein, die Leute auf uns aufmerksam zu machen? Welchen Sinn hat unsere Tarnung, wenn Ihr ein solches Spektakel inszeniert? «
    Axia schwieg.
    »Wißt Ihr keine Antwort? « fragte er. »Wollt Ihr mir Euer Verhalten nicht erklären? «
    Sie saß vor ihm im Sattel. An einer Seite hingen ihre Beine hinab, und während seine Hände das Pferd lenkten, lehnte sie an seiner Brust, von starken Armen festgehalten. Obwohl sie beschlossen hatte, ihn zu hassen - vor allem, weil er Diana nicht wiedererkannte fühlte er sich sehr angenehm an.
    »Axia! « mahnte er streng. »Was habt Ihr zu sagen? «
    Da neigte sie sich ein wenig vor. »Pferd, hörst du irgend jemanden reden? Nein? Ich auch nicht. Es muß der Wind sein, der in den Zweigen raschelt. «
    Jamie holte tief Luft. »Als Perkin Maidenhall mir schrieb und fragte, ob ich seine Tochter durch England eskortieren würde, dachte ich, das wäre leicht verdientes Geld«, sprach er wie zu sich selbst. »Aber jetzt würde ich mich lieber mit Straßenräubern im schottischen Hochland herumschlagen, statt… « Doch ihm fehlten die Worte, um zu schildern, was ihm zugemutet wurde. Ein weiterer tiefer Atemzug beruhigte seine Nerven. »Axia«, fuhr er in etwas sanfterem Ton fort, denn jetzt, wo er ihren warmen Körper spürte, fiel ihm wieder ein, daß sie eine sehr reizvolle Frau war. Meistens sah er in ihr nur einen Quälgeist, den der Allmächtige auf die Erde geschickt hatte, um ihn zu peinigen. »Ihr könnt nicht einfach davonfahren, wann immer es Euch beliebt. Ebenso wie Eure Kusine steht Ihr unter meinem Schutz. Deshalb muß ich stets wissen, wo Ihr seid und was Ihr macht. Versteht Ihr mich? « Wieder wartete er vergeblich auf eine Antwort. Sie sprach nicht einmal mit dem Pferd, und als er hinabschaute, sah er, daß sie eingeschlafen war. Ihr Kopf lehnte an seiner Schulter, ihre Hände lagen züchtig gefaltet in ihrem Schoß.
    Kein Wunder, dachte er. Sie arbeitet doppelt soviel wie alle anderen Mitglieder der Reisegesellschaft - wenn sie auch nichts für ihn tat. Und an diesem Morgen hatte sie bereits genug Lebensmittel für die nächste Woche erworben. Vielleicht hat Tode recht, überlegte er widerstrebend, und sie ist tatsächlich eine gute Geschäftsfrau.
    Aber was die ungeheuerlichen Lügen über das »Drachentuch« betraf, mußte er ein ernstes Wort mit ihr reden.
    Nur noch ein paar hundert Schritte, und er würde das Lager

Weitere Kostenlose Bücher