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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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schienen ihre großen braunen Augen zu flehen, und dieser Blick gefiel ihm. Auch der Gedanke, daß sie auf dieser Reise einzig und allein von ihm abhängig sein würde, war höchst erfreulich. Er legte eine Hand auf ihr Knie. »Keine Bange, Axia, ich werde gut für dich sorgen. Das schwöre ich. « Als sie ihn immer noch skeptisch anschaute, grinste er. »Nutze den Tag! Tode hat mir erzählt, so würde dein Leitspruch lauten. Und heute wirst du lernen, diese Stute zu reiten. «
    Entschlossen hob sie das Kinn. »Was du kannst, kann ich auch. Hast du meine Farben eingepackt? «
    »Nein«, erwiderte er und schwang sich auf seinen Hengst. »Keine Federn, keine Tinte, keine Farben, kein Pergament, kein Tode. Nur du und ich und die Sterne. « Jamie drückte seine Knie in die Flanken, und Axia folgte ihm aus dem Schloßhof.

20
    »Ich hasse dieses Tier! Ich hasse es! Ich hasse es! « stieß Axia hervor und biß die Zähne so fest zusammen, daß ihre Kiefer schmerzten. Nicht nur ihre Kiefer taten weh, sondern alle Knochen und Muskeln und Nerven in ihrem Körper.
    »Hör auf zu jammern und komm runter! « befahl Jamie. Er hatte sie zu einem Gasthaus geführt. Nun standen die Pferde vor der »Goldenen Gans«, und er wartete, bis Axia aus dem Sattel stieg.
    Den ganzen Tag hatte sie auf der Stute gesessen. Es war der längste Tag ihres Lebens gewesen, und die wundgescheuerten Innenseiten ihrer Schenkel brannten wie Feuer.
    »Diese Tiere wurden nicht von Gott erschaffen, sondern vom Teufel - einzig und allein, damit sie die Menschheit quälen. «
    Als hätte die hübsche kleine Stute zugehört, wandte sie den Kopf und starrte die Reiterin vorwurfsvoll an. Am liebsten hätte Axia ihre Zunge herausgestreckt, aber ihr Gesicht schmerzte zu sehr.
    »Axia, ich bin müde. Tagelang habe ich nicht geschlafen, stundenlang nichts gegessen. Also sei barmherzig und steig ab! «
    Angewidert starrte sie ihn an. »Unmöglich! Ich bin außerstande, auch nur einen einzigen Muskel in meinem Körper zu bewegen. Alles ist steif. «
    Jamie strich über seine Augen. Beim besten Willen konnte er sich nicht entsinnen, warum er Axia mitgenommen hatte. Resigniert hob er die Arme. »Laß dich einfach fallen, ich fange dich auf. «
    »Nein, das geht nicht«, wisperte sie, und er merkte, daß sie’s ernst meinte.
    Vielleicht hätte er Mitleid empfinden sollen. Aber dafür war er zu erschöpft und besorgt. Er schlang seinen Arm um Axias Taille und versuchte, sie aus dem Sattel zu ziehen. Als sie sich nicht rührte, ging er auf die andere Seite und schob ihren Fuß aus dem Steigbügel. Dann versuchte er noch einmal, sie aus dem Sattel zu heben. Aber ihr ganzer Körper versteifte sich.
    Da er einen Großteil seines Lebens hoch zu Roß verbracht hatte, verschwendete er kaum einen Gedanken an die Reitkunst. Aber nun wurde ihm bewußt, daß er langsam an den Sattel gewöhnt worden war. Wenn man gleich beim ersten Mal zwölf Stunden lang auf dem Pferd saß, konnte man’s sicher nicht allzu gut verkraften. Als er Axias Hände von den Zügeln löste und die starren Finger spürte, seufzte er mitfühlend. Eins mußte er ihr zugestehen - den ganzen Tag hatte sie sich nicht beschwert und nur in allen Einzelheiten erklärt, wie abgrundtief sie Pferde hassen würde. Doch darauf hatte er kaum geachtet und nur einen einzigen Gedanken gekannt - das Haus seines Onkels möglichst schnell zu erreichen und Neuigkeiten über Frances zu erfahren.
    Nachdem er Axias Hände und Füße befreit hatte, umschlang er wieder ihre Taille und versuchte, sie aus dem Sattel zu zerren. Aber ihre Beine gaben nicht nach.
    »Kann ich Euch helfen? « fragte ein dicker Mann mit rotem Gesicht, vermutlich der Wirt.
    »Ja, bitte. « Jamie beobachtete Axia. Unverwandt blickte sie das Schild über der Tür an. Wäre ihre Miene nicht so verlegen gewesen, hätte er geglaubt, sie würde beschließen, Wirtshausschilder zu malen.
    Der Mann schob seine Hände unter einen ihrer Füße, während Jamie auf der anderen Seite ihre Taille umfaßte und sie aus dem Sattel zu heben suchte. Doch ihre steifen Beine ließen sich noch immer nicht bewegen.
    »Eh - ah… « Auf solche Situationen war Jamie während seiner militärischen Ausbildung nicht vorbereitet worden. »Vielleicht solltet Ihr ein bißchen am Zügel ziehen. «
    »Ja, natürlich. « Der Wirt versuchte ernst dreinzuschauen. Aber seine Augen funkelten fröhlich. Er trat vor das Pferd, ergriff die Zügel und bugsierte es zwischen Axias erstarrten Beinen

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