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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Sicher würde man hier im Winter schrecklich frieren.
    Sie lenkte ihre Stute neben Jamies Hengst und fragte nach seinen Ländereien. Bestürzt erfuhr sie, er würde nur etwa fünf Morgen besitzen, zuwenig für eine gute Ernte. Vielleicht kann man einen ertragreichen Obstgarten anlegen, dachte sie, und nach einer guten Ernte Apfelwein verkaufen… Sie seufzte tief auf. Welchen Sinn hatte es, Pläne zu schmieden? Sie konnte nicht hierbleiben. Wahrscheinlich würde sie schon am Ende dieses Sommers einen anderen heiraten. So wie ihr Vater es wünschte.
    »Ist es so schlimm? « Jamie beobachtete ihr Gesicht, und sie fühlte, wie wichtig er ihre Meinung über sein Heim nahm. »Nein. « Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Nicht ganz so schlimm. «
    »Hast du das Lügen verlernt? Oder kann ich dich mittlerweile durchschauen? «
    Forschend musterte sie die bröckelnden Mauern. »Damit kann ich sicher was anfangen. «
    »Zweifellos«, bestätigte er lachend. »Spätestens in einem Jahr wirst du Mittel und Wege gefunden haben, um den Wert meines Schlosses zu verdreifachen. «
    »Dann verdiene ich wenigstens meinen Lebensunterhalt. « Wieder mußte Jamie lachen. »Oh, meine Schwestern werden dich lieben. «
    »Und deine Mutter? « »Sie - eh - ich wollte dir von ihr erzählen. Nun ja, sie ist… « Aber er fand nicht die Worte, um zu erklären, seine Mutter besitze die Geisteskräfte eines Kindes, die sich mit jedem Tag verringern würden. Denn plötzlich sauste ein Pfeil durch die Luft und blieb direkt vor Jamies Hengst im Boden stecken. Verängstigt bäumte sich das Tier auf. Die Stute folgte diesem Beispiel, und als Jamie Axias angstvolles Gesicht sah, griff er nach ihren Zügeln. Bald hatte er beide Pferde unter Kontrolle gebracht. »Habe ich jetzt eine neue schöne Zeichnung verdient? « fragte er grinsend. »O ja, Jamie«, stimmte sie atemlos zu. Er stieg ab, zog den Pfeil aus dem Boden und entfaltete das Pergament, das daran festgebunden war. Wie erwartet stammte die Nachricht von Oliver. Bei der Lektüre runzelte Jamie die Stirn und weigerte sich, Axia einzuweihen.
    »Er hat Frances doch nichts angetan? « fragte sie besorgt, als er ihr aus dem Sattel half.
    »Nein, aber… Jetzt muß ich gehen. Sofort. Tut mir leid, aber du mußt meine Schwestern ohne mich aufsuchen. Später komme ich nach. «
    »Ja, natürlich. « Tapfer nickte sie ihm zu, aber der Gedanke, seiner Familie allein gegenüberzutreten, erschreckte sie zutiefst.
    »Schau nicht so entsetzt drein! Sie werden dich lieben, und in ein paar Stunden bin ich wieder da. «
    »Ich begleite dich und… «
    »Nein! « unterbrach er sie in scharfem Ton.
    »Also schwebt Frances in Gefahr! Irgendwas stimmt da nicht, und du verschweigst es mir! «
    »Alles ist in Ordnung«, versicherte er, »aber ich muß für ein paar Stunden wegreiten. «
    »Nun, wenn’s sein muß… « Seufzend öffnete sie ihre Satteltasche und nahm einen Lederbeutel heraus. »Das sind Kräutermischungen für Frances. Die mußt du ihr unbedingt geben. Sie war noch nie imstande, selber für sich zu sorgen. Eine Mixtur hilft bei Erkältungen, eine andere muß in heißem Wasser eingeweicht werden und dient als Brustwickel, wenn sie hustet. Die dritte trinkt sie, in Wasser aufgelöst, wenn sie nicht schlafen kann, und die vierte… «
    Lächelnd hauchte Jamie einen Kuß auf Axias Lippen und ergriff den Beutel. »Natürlich werde ich für Frances’ Wohlergehen sorgen und sie unversehrt zu dir bringen. Geh jetzt ins Schloß und warte auf mich. « Nach einem Blick zu den Fenstern und auf die Menschen, die an ihnen vorbeigingen, wollte er seine Liebe nicht in aller Öffentlichkeit zeigen. Aber Axias Kuß war ihm wichtiger als jede Diskretion.
    Leidenschaftlich zog er sie an sich und küßte sie. Als er sie losließ, schwankte sie ein wenig, und er mußte sie noch eine Weile stützen. »Warte auf mich«, wiederholte er, und sie konnte nur nicken. Dann stieg er aufs Pferd und galoppierte in einer Staubwolke davon.
    Axia stand auf der Straße und schaute ihm nach, bis er hinter dichten Bäumen verschwand. Da er sie an diesem fremden Ort allein ließ, mußte er eine wichtige Nachricht erhalten haben. Und diese Information war so unheilvoll, daß er seiner Frau nichts davon verraten wollte. Sie wandte sich wieder zum Schloß, das ihr an Jamies Seite trotz der verfallenen Mauern einladend erschienen war.
    Jetzt versteckte sich die Sonne hinter dunklen Wolken, ein kalter Wind wehte in Axias Gesicht. Fröstelnd

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