Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
schaute sie zum Himmel hinauf. Würde ein Gewitter losbrechen? Dann kehrte ihr Blick zu dem alten Schloß zurück. Da drinnen mochte sich ein anderes Unwetter zusammenbrauen. Vielleicht war sie nur abergläubisch, aber sie spürte eine feindselige Strömung, die ihr entgegendrang. Jamies Angehörige würden sie doch nicht hassen? Nein, natürlich nicht, sagte sie sich. Dazu haben sie keinen Grund.

25
    »Joby«, flüsterte Berengaria, »wir haben ein schweres Unrecht begangen. «
    »Fang nicht schon wieder damit an! « Nur mühsam bezwang Joby ihre Wut. »Ich mag sie nicht, und ich mißtraue ihr. «
    »Das hast du allen Leuten mehrfach klargemacht. «
    Joby wollte sich nicht von Berengaria weichem Herzen beeinflussen lassen. Natürlich hatte sie diese Axia schon durchschaut, bevor sie ihr begegnet war. Und daran konnten die zehn Tage, die seit der Ankunft ihrer Schwägerin verstrichen waren, nichts ändern. »Du siehst doch, wie sie hier die Kontrolle an sich zu reißen versucht, und sie tut dir trotzdem leid? «
    »O Joby, warum bist du so verbohrt? Erkennst du denn nicht, daß dieser alte Steinhaufen dringend eine ordnende Hand braucht? Axia hat doch nur versucht, die Ärmel hochzukrempeln und die Küche sauberzumachen. « »Gewiß. Weil sie die Herrschaft übernehmen will. Siehst du das nicht? «
    »Du meinst - weil ich sonst auch nichts sehe? «
    »Jetzt hat sie uns sogar veranlaßt, miteinander zu streiten. « »Das ist nicht ihre Schuld, sondern deine. O Joby, mit diesem idiotischen Henry Oliver fing alles an. Warum habe ich dir jemals erlaubt, ihn da hineinzuziehen? «
    »Irgendwas mußte ich doch unternehmen. Sollte ich unserem albernen Bruder etwa erlauben… « Unbehaglich verstummte Joby, denn genau das, was sie abzuwenden versucht hatte, war geschehen. Sie hatte geglaubt, wenn Oliver die Maidenhall-Erbin entführte, würde Jamie ihr folgen, sie retten und sich in sie verlieben. Aber Oliver hatte alles falsch gemacht, so wie immer. Statt die Nachricht abzuschicken, die Joby geschrieben hatte, schoß er den Pfeil versehentlich ins Bein des armen Rhys. Wegen seiner schlechten Augen war er beauftragt worden, auf irgendeine Stelle vor Rhys’ Füßen zu zielen. Als Joby von dem Mißgeschick erfuhr, bemerkte sie: »Einzig und allein Henry Oliver ist ein so miserabler Schütze, daß er den Boden verfehlt. « Alles ging schief, denn aus unerklärlichen Gründen folgte ihr Bruder der Erbin nicht allein. Statt dessen nahm er diese Axia mit und heiratete sie unterwegs. Jetzt hatte der alberne Oliver verkündet, er würde die Erbin nur freilassen, wenn er mit Berengaria vor den Traualtar treten dürfe. Deshalb versuchte Jamie schon seit Tagen, ihn zur Vernunft zu bringen, während seine neue Frau bei Joby und Berengaria lebte und ihr Bestes tat, um den Haushalt auf den Kopf zu stellen.
    Diesem Treiben hatte Joby am vergangenen Tag ein Ende bereitet. Sie erklärte Axia, diese vermaledeite Heirat habe die Familie ins Unglück gestürzt. Und sie erzählte von den Dorfbewohnern, die ihre letzten Pennies und erbärmlichen Habseligkeiten geopfert hatten, um Jamie mit einer eleganten Garderobe auszustatten, damit er die Liebe und Bewunderung der Erbin erringen könnte.
    »Sicher wäre er längst mit ihr verheiratet, wenn du dich nicht eingemischt hättest«, fauchte Joby. »Nun haben wir unsere einzige Chance verpaßt, jemals reich zu werden. Glaubst du, der Titel Lady Axia wird dich im Winter wärmen und ernähren? «
    Erschrocken starrte Axia in das wütende Gesicht des Mädchens und wich zurück. »Tut mir leid. Bitte, verzeih mir. « Dann wandte sie sich ab, floh die Treppe hinauf, stürmte in Jamies Zimmer und schloß die Tür.
    Seither hatte sie sich nicht blicken lassen, nicht einmal zu den Mahlzeiten. Allem Anschein nach wollte sie das Zimmer nicht mehr verlassen.
    Nun saßen Berengaria und Joby im Sonnenzimmer des ersten Stockwerks, und die ältere Schwester bereute bitter, daß sie der jüngeren gestattet hatte, die Entführung zu inszenieren. Nach der Lektüre von Jamies Briefen waren beide zu der Ansicht gelangt, Axia sei eine listige Intrigantin. Aber seit der Ankunft ihrer Schwägerin sah Berengaria sie mit anderen Augen.
    »Könnte ich die beiden doch zusammen sehen! « seufzte sie und Joby wußte, was ihre blinde Schwester meinte. Wären Jamie und seine Frau in ihrer Nähe, würde sie wissen, ob er aus Liebe geheiratet hatte.
    Aber Joby bezweifelte, daß er ein so unscheinbares kleines Ding liebte. Außerdem

Weitere Kostenlose Bücher