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Wen die Sehnsucht besiegt

Wen die Sehnsucht besiegt

Titel: Wen die Sehnsucht besiegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Gefühlsregungen gezeigt.
    Während Axia zeichnete, beschrieb sie jeden Federstrich. Anschaulich erklärte sie, Jamie würde sich beim Kampf die Kleider zerreißen. Dann entstand der Drache, und sie schilderte, wie er seinen langen Schweif umherwarf, wie feuriger Atem aus seinen Nüstern quoll. Erst nach einer kleinen Weile merkte Joby, daß diese Erläuterungen nicht für die Mutter bestimmt waren, sondern für die blinde Berengaria. Erbost beobachtete sie, wie ihre ältere Schwester interessiert zuhörte. Das Gefühl, das Jobys Herz zusammenkrampfte, kannte sie nicht. Eifersucht. Berengaria gehörte ihr - ihr allein!
    »Gewiß kann Berengaria den Drachen riechen«, sagte die Mutter, die nur selten sprach, zumindest nicht in zusammenhängenden Sätzen.
    »Jas bestätigte Berengaria lachend, »ich rieche ihn. Er hat schillernde grüne Schuppen, die im Sonnenlicht ihre Farbe wechseln. Und ich spüre die Glut seines Atems. Ich rieche Jamies Angstschweiß, aber auch seine Tapferkeit, und sein Ehrgefühl wird ihn zwingen, das Richtige zu tun. « Verwundert hörte Axia zu zeichnen auf und schaute sie an. »Das alles kannst du wirklich riechen? «
    Bevor Berengaria antworten konnte, mischte sich Joby ein. »Sie ist nur blind. Alle ihre übrigen Sinne sind intakt und besser ausgebildet als bei anderen Menschen. Glaub mir, sie ist keine Mißgeburt! «
    »Das bin ich auch nicht! « Axia schlug einen ebenso bösartigen Ton an wie ihre kleine Schwägerin, und Berengaria lauschte fasziniert. Kaum jemand wagt es, so mit Joby zu reden. So freundlich und rücksichtsvoll sie ihrer Familie auch begegnete - die meisten Menschen fürchteten sich vor ihr. Axia offensichtlich nicht. Nein, diese junge Frau pflegte ihre Umgebung selbst einzuschüchtern. Aber dieser unerwartete Angriff brachte Joby nicht aus dem Konzept. »Mit welchen üblen Tricks hast du meinen Bruder eingefangen? «
    »Oh, ich zog ein verführerisches Kleid an und nutzte meine strahlende Schönheit, um ihn zu umgarnen. Er ist ja eine so großartige Partie. Kein Penny und drei Frauen, die er ernähren muß. Natürlich hat er auch seine Schönheit zu bieten, und die genügt vollauf, um das tägliche Brot herbeizuschaffen. Sag doch, wie könnt ihr in diesem Schloß den Winter überleben? Noch nie sah ich so eine verwahrloste Küche. Und die Obstbäume! Die wurden seit mindestens zehn Jahren nicht gestutzt. Also verzichtet ihr freiwillig auf die Hälfte eurer Ernte. All diese Blumen. Welch eine Platzverschwendung! Da ihr so wenig Land besitzt, solltet ihr es richtig verwerten. Baut doch Bohnen oder Zwiebeln an! «
    Mühsam rang Joby nach Atem. »Die Blumen gehören Berengaria. Was hat sie denn sonst vom Leben? Solange Blumen in diesem Garten wachsen, kann sie wenigstens diesen Duft riechen. «
    »Großer Gott, deine Schwester ist doch nur blind. Sonst fehlt ihr nichts. Und in diesem Winter wird ihr der Geruch eines guten Bohnenbreis sicher besser gefallen als der köstliche Rosenduft im Sommer. «
    »Wie kannst du es wagen… «
    Lachend fiel Berengaria ihrer Schwester ins Wort. »Joby, ich glaube, du hast deine Meisterin gefunden… « Dann verstummte sie und beugte sich vor, weil sie jemanden kommen hörte.
    Mit einem triumphierenden Blick gab Joby ihrer Schwägerin zu verstehen, daß sie auch die unvollendeten Sätze der älteren Schwester verstand, und rannte davon. Berengaria kannte die Schritte aller Leute, die das Anwesen betraten, und wenn ein Fremder erschien, bemerkte sie es stets zuerst.
    »Was für ein gräßliches Kind! « stöhnte Axia, sobald Joby aus dem Blickfeld verschwunden war.
    Obwohl Berengaria sich wie eine Verräterin fühlte, mußte sie lächeln. »Tut mir leid… «
    Aber Axia legte abwehrend eine Hand auf Berengarias Arm. Von alldem mochte sie nichts wissen. Eine innere Stimme drängte sie, den beiden Mädchen zu gestehen, wer sie war. Doch sie mochte nicht gehaßt werden, weil sie kein Geld besaß - und dann wegen ihres Reichtums heiße Liebe erwecken. Falls sie inzwischen nicht enterbt worden war. Mittlerweile mußte der Vater von ihrem Ungehorsam erfahren haben.
    Allzulange ließ Joby ihre Schwester nicht mit dem widerwärtigen Eindringling allein. Und so kehrte sie wenig später mit einer Nachricht zurück. »Jamie schreibt uns, daß er noch länger bei Oliver bleiben muß. Dieser Idiot will die Erbin nicht freilassen. «
    »Sonst hat er uns nichts mitzuteilen? « fragte Axia und ärgerte sich, weil sie ihren Stolz vergaß. Aber sie sehnte sich

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