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Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Titel: Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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läuft ein biologisches Programm ab, da kannst du gar nichtsmachen. Der Höhlenmensch in dir ist geschlechtsreif und will dafür sorgen, dass seine Art nicht ausstirbt. Und deswegen sendest du Sexualsignale aus, ob du willst oder nicht, und die wirken aufs menschliche Männchen und es beginnt zu balzen, ob es will oder nicht. Und dann kannst du dir eins aussuchen. Echt, so läuft das!«
    »Du spinnst«, sagte Maiken und schlug ihr Vokabelheft auf.
    »Maiken, du bist so verkopft, du kannst einfach nicht akzeptieren, dass du auch ein Stück Natur bist.«
    »Wer ist denn hier verkopft?«, fragte Maiken. »Wer entwirft denn abstruse Balz-Theorien?«
    Ich verdrehte die Augen.
    Meine Balzchancen sind jetzt übrigens ebenfalls gleich null. Mit ihrem lila Gefieder und ihrem Kleid hat Maiken alle Jungmännchen vertrieben. Die haben ein Kartenspiel herausgeholt und spielen Skat.
    7.45 Uhr Eben betrat Vicky das Klassenzimmer. Sah Maiken. Ihr Blick stockte kurz, glitt danach aber weiter, als wäre Maiken gar nicht da. Sie ging zu den Skatspielern, setzte sich auf den Tisch und baumelte mit den Beinen. Mini-Rock! Eindeutig eine Aufforderung zum Balztanz. Allerdings zu deutlich, meiner Theorie zufolge kann das so nicht klappen. Tatsächlich, die Jungmännchen äugten zwar Richtung Bein, kloppten aber weiter Karten. Hähähä!
    7.50 Uhr Nina, Vickys Freundin, betrat den Raum. Starrte Maiken an. Ihr Blick suchte Vickys Blick. Vicky zog eine Grimasse, Nina grinste. Biester!
    7.53 Uhr Dana rauschte in die Klasse. Sah Maiken. Rannte auf sie zu. Quietschte: »Suuuuupertoll siehst du aus!« Nötigte sie zum Aufstehen, drehte sie einmal um die eigene Achse, würdigte den Haarschnitt, bewunderte das Kleid, lobte den Kajal. Maiken strahlte. Schließlich räusperte sich Herr Kittel überdeutlich. Wo kam der denn her? Stand wohl schon eine Weile vorne am Pult und wollte mit dem Unterricht anfangen.
    15.00 Uhr Wieder zu Hause . Sehr interessant, meine wissenschaftlichen Studien heute früh. Es gibt ganz eindeutig Parallelen zwischen Mensch und Tier, bei der Balz und auch bei der Festlegung von Rang- und Hackordnung: Allzu auffällige Federn können zum Beispiel dazu führen, dass man Schnabelhiebe einstecken muss. Wenn ich Vickys und Ninas Blickwechsel richtig gedeutet habe, kann sich Maiken auf etwas gefasst machen. Das muss ich im Auge behalten.

    Jetzt brauche ich aber erst einmal einen Plan, wie ich Benny küssen kann. Man kann ja nicht einfach über jemanden herfallen und ihm einen Schmatzer auf den Mund drücken. Selbst wenn der vorher um einen gebalzt hat, geht das nicht. Zwischen Balz und Kuss muss irgendwie eine Überleitung sein, finde ich.
    Das ist jetzt übrigens mal ein Unterschied zwischen Mensch und Tier: Im Tierreich kommen Männchen und Weibchen nach der Balz ziemlich schnell zur Sache, deswegen finde ich in meinen Büchern auch nichts über solche Übergangsphasen. Aber bei Menschen läuft das anders. Leider kann man als Wissenschaftler in dieser Übergangsphase selten Augenzeuge sein, da sind Menschen meistens allein zu zweit.
    Oh, Mist, es hat geklingelt, und außer mir ist keiner Zuhause. Muss aufmachen!
    16.00 Uhr Puh, Tom war’s. Jetzt ist er wieder weg. Seltsamer Besuch. Was war das denn?
    Als er kam, wirkte er noch ganz locker. Hände in den Hosentaschen, Sonnenbrille auf der Nase. Sein weißes Hemd war so weit aufgeknöpft, dass man seine Heldenbrust sehen konnte, und er roch nach dem Duft harter Männer, das ist so eine Mischung aus Lagerfeuer, Leder und Prärie, kombiniert mit Kernseife. Riecht wild und ungezähmt und gleichzeitig so richtig sauber und anständig. Da stehen die Mädels drauf, sagt der Flokati, der hat nämlich dasselbe Aftershave. Und irgendwie stimmt’s, ich mag den Geruch.
    Tom hatte sich ganz offensichtlich schon für die Tanzstunde heute Abend fein gemacht. Ich ließ ihn rein, freute mich angeblich über sein Kommen, war aber in Wahrheit ein bisschen genervt deswegen, weil ich doch über mein Referat nachdenken wollte. Oder besser: über den Kuss.
    Und dann hatte ich eine Idee: Warum eigentlich nicht Tom um Rat fragen? Immerhin ist er ein männliches Wesen der Gattung Mensch! Es konnte interessant sein, was er dazu zu sagen hatte.
    Unauffällig beobachtete ich das Exemplar Tom. Es ließ sich auf meinen blauen Kuschelsessel plumpsen, nahm die Sonnenbrille ab und starrte auf meinen neuen Fernseher, obwohl der Bildschirm schwarz war.
    Ich setzte mich schräg gegenüber auf meinen

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