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Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch

Titel: Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Andeck
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isses. Boah, echt ey! Diese Flachzange!!!

Immer noch Mittwoch, 25. Mai
    Pfauenmädels paaren sich ausschließlich mit dem schönsten Männchen der Saison. Alle anderen müssen auf die nächste Paarungszeit warten und hoffen, dass sie dann besser aussehen. Bei Menschen ist das auch nicht anders, aber wenigstens haben sie das ganze Jahr über Saison. Das verkürzt die Wartezeit.
    22.00 Uhr Es ist immer noch Mittwoch. Nicht zu fassen! Es ist nur ein paar Stunden später als vor ein paar Stunden und in meinem Leben ist nichts mehr wie zuvor.
    Ich muss mal eben peilen, wie viele Seiten dieses Tagebuch noch hat. Hmmm, etwa zweihundert schätze ich. So wenig? Ich werde sie alle benötigen, allein um diesen Abend zu beschreiben. Es ist nämlich so: Ich habe es getan!
    Ich habe Benny geküsst. Und ich habe ihn nicht nur einmal geküsst, sondern sogar zweimal. Wahnsinn!
    Aber das ist noch nicht alles. Ich habe auch Tom geküsst. Und das nicht nur einmal, sondern auch zweimal.
    So. Und jetzt kommt es noch besser.
    Leiser Trommelwirbel, tschicketschicketschicketschicketschicketschick.
    Ich. Habe. Jakob. Geküsst!
    Und – nicht nur einmal. Richtig, ich habe ihn zweimal geküsst.
    Das ist intergalaktisch! An einem einzigen Tag habe ich sechs Mal geküsst und meine Kussbilanz damit verzwölffacht, ich bin jetzt also eine Vielgeküsste und Vielküssende. Aber ich will gar nicht mit wissenschaftlichen Statistiken anfangen, denn darum geht es mir ausnahmsweise mal nicht. Heute ist mir eher lyrisch zumute.
    Ich meine, ich, Lilia Kirsch, ich habe den einen und einzigen Jakob geküsst und der, ohgottohgott, der küsste so was von … ich kann’s gar nicht beschreiben. Aber das muss ich, es muss festgehalten werden für den Rest meines Lebens, denn daran will ich mich noch erinnern, wenn ich alt und klapprig bin. Und die Nachwelt soll auch davon erfahren.

    Also, Jakob zu küssen war in etwa so ein Gefühl, als würde ich auf einer watteweichen Wolke schweben und dabei in ein Stück Apfelkuchen mit Zimt und Vanillesoße beißen und ein Chor Engelchen würde um mich herumflattern und mit zarten Stimmen süße Melodien dazu summen. Mit einem Wort – es war himmlisch.
    Zumindest gegen Ende.
    Am Anfang war es eher ein bisschen wie Fallschirmspringen und im freien Fall merken, dass man gar keinen Fallschirm dabeihat. Das ist aber auch kein schlechtes Gefühl.
    Ich glaube, ich fange noch mal von ganz von vorne an. 199 Seiten habe ich ja noch.
    Erst mal die Tanzstunde:
    Ich war nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gekleidet, trug also ein schlichtes Federkleid, Jeans und ein weißes Top, daskommt immer gut zu gebräunter Haut. Und dann, ganz wichtig, das habe ich heute herausgefunden: Man braucht ein glänzendes Gefieder. Männchen balzen immer Weibchen an, die gesund und fit und fruchtbar aussehen, weil die viele Nachkommen versprechen. Und den Gesundheitszustand erkennt man am gesunden Schimmer der weiblichen Federn oder des Fells. Meinem Gefiederglanz half ich mit dem Glätteisen ein bisschen nach. Außerdem überschminkte ich meine Augenringe mit Abdeckstift (ich sollte echt mal wieder mehr schlafen, so geht das nicht) und puderte meine Wangen rosig. Noch ein bisschen Lipgloss und ich fand, dass ich ziemlich gesund und nach unglaublich vielen Nachkommen aussah. Bei diesen Vorbereitungen hörte ich Musik, die ins Blut ging, um später vor Lebenslust nur so zu sprühen. Man verströmt dann Pheromone, das sind Lockstoffe, die das Männchen anziehen.
    Solche Musik muss natürlich laut sein und prompt kam der Flokati in mein Zimmer und stänkerte herum, er habe morgen Englisch-Abi und könne nicht lernen bei dem Krach.
    Ich machte die Musik also leiser, ich bin ja eine gute Schwester. Aber dann hatte ich eine Idee. Dana und Flocke! Da könnte ich doch mal ein bisschen nachhelfen.
    Ich erwähnte ganz nebenbei, dass wir im Tanzkurs gerade nicht genug Herren hätten, und dass Dana der Meinung sei, keiner von denen könne auch nur ansatzweise tanzen. Und dass es schade sei, dass der Flokati heute keine Zeit habe, denn er sei ja beim Tanzen ein echtes Naturtalent, das sei mir schon öfter aufgefallen. Sonst hätte er ja als Aushilfsherr einspringen können, er habe den Kurs doch vor zwei Jahren schon gemacht, und man würde dafür sogar Geld bekommen. Das war zwarziemlich dick aufgetragen, aber beim Flokati braucht man die Holzhammer-Methode, sonst merkt der nicht, wo er hin soll.
    Und es hat geklappt. Zwanzig Minuten später stand er plötzlich

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