Wen küss ich und wenn ja, wie viele? - Lilias Tagebuch
Uhr Ich werde ab jetzt den Rest meines Lebens vor dem Bildschirm sitzen und diesen Film anschauen. Warum auch nicht? Die Party gestern war das Beste, was mir je passiert ist und passieren wird, warum sollte ich etwas anderes tun? Oooooh, da, das Solo. Jakob sieht so VERDAMMT gut aus.
1.25 Uhr Wahnsinn, dieser Moment gestern, als ich ins Wohnzimmer reinkam und dachte: Da sitzen jetzt Mama, Papa, Flocke und Rosalie und futtern mir alle Pizza weg. Und dann sitzen die da gar nicht. Da stehen alle meine Freunde und singen mir ein Ständchen. Dieser Moment war einfach perfekt.
1.30 Uhr Na gut, nicht ganz perfekt. Aber die ersten paar Sekunden der Aufzeichnung lasse ich jedes Mal weg. Das sind die, in denen ich mit hochrotem Kopf ins Wohnzimmer reinrenneund brülle: »He, ihr miesen Hamsterbacken, lasst mir ja Pizza übrig!«
Sollte mein Leben je verfilmt werden, werde ich diese Stelle ein bisschen bearbeiten. Ich werde hereintänzeln und etwas sagen wie »Hallohooo meine Lieben, da bin ich wieder!« Und vielleicht werde ich eine weitere klitzekleine Kleinigkeit ändern: Im Film wird Jakob singen und Maiken das Keyboard spielen. Dann singt nämlich er die Zeile: »I can’t believe my eyes, you’re just a teenage dream«. Das wäre noch romantischer.
Als ich gegen halb acht die heimische Haustür aufschloss, roch ich den Duft von Pizza. Es war ganz still, die meisten Zimmer waren dunkel, nur durch die halb geöffnete Wohnzimmertür fiel warmes Licht in den Flur und ich hörte flüsternde Stimmen. Klar, dass da mein Futterneid erwachte. Klar, dass ich ins Wohnzimmer raste, um zu retten, was zu retten war.
Als ich mitten im Raum stand, konnte ich erst gar nicht begreifen, was ich da sah: Kein Tisch und keine gefräßige Familie. Stattdessen ein Buffet an der Wand mit lauter Schüsseln und Platten. Erst dachte ich, ich wäre allein, aber dann sah ich hinten im Raum Menschen wie Puppen, regungslos, in der Bewegung erstarrt. Sie sahen aus, als hätte man sie schockgefrostet. Gerade, als in meinem Hirn die Information ankam, dass ich diese Menschen kannte, kam Bewegung in die Gruppe und sie begannen, mit den Fingern zu schnipsen. Zum Glück habe ich das Video, denn in diesem Moment war ich so baff, dass ich gar nichts mehr checkte. Ich sah nur noch Lichter und Gesichter und alles glitzerte und funkelte, vielleicht, weil ich plötzlich feuchte Augen bekam.
1.40 Uhr Ich glaube, ich gehe noch nicht schlafen. Ich probiere jetzt erst mal all meine Geschenke aus.
Was ich zum Geburtstag bekommen habe:
– von Maiken, Dana und dem Flokati: einen Zauberstab!!! Er kann richtig zaubern. Wenn man ihn durch die Luft schwingt, geht der Fernseher an und aus, schaltet um, wird lauter oder leiser, je nachdem, wie man ihn bewegt. Zickzack bedeutet umschalten und kreisende Bewegungen verändern die Lautstärke. Genial! Man hat den Eindruck, dass man ziemlich nah daran ist, die Weltherrschaft zu übernehmen. Alohomora!
– von Jakob: eine Duftkerze, Marke «Lilia«, mit sehr blumigem Geruch. Er sagte, bei diesem Duft habe er sofort an mich denken müssen. Vicky sah bei seinen Worten aus, als bekäme sie von dem Geruch Kopfschmerzen, Pickel und eingewachsene Zehennägel zugleich. Das war eigentlich das Schönste an diesem Geschenk.
– von Vicky und Nina: einen Kakaobecher im schwarz-weißen Kuhflecken-Design, der automatisch umrührt. Man muss nur auf einen Knopf drücken, dann hat man ein Mix-Getränk. War ein ziemlicher Knaller, alle wollten mal drücken. Ich hab die Anspielung verstanden: Ich bin eine dumme Kuh und zu blöd zum Umrühren.
– von meinen Volleyballmädels: einen orthopädischen Stützstrumpf. Klingt erst mal scheußlich, ist aber ein ganz witziges und süßes Geschenk. Seit meiner Bänderdehnung war ich nämlich schon vier Wochen nicht mehr beim Training, weil ich den Fuß schonen muss. Die Mädels vermissen mich und haben dieses schweineteure orthopädische Teil mit eingebauter Gelenkstütze gekauft, damit ich bald wieder dabei bin. Ich hab den Strumpf gleich zum Tanzen angezogen, wie das aussah, war mir egal.
– von den Volleyballjungs: eine riesige Trinkflasche, weil ich nach den Spielen immer so einen Durst habe, dass ich ihnen alles wegtrinke.
– von Tom: einen Kettenanhänger aus grüner Jade an einem schwarzen Lederband. Tom hat ihn im Winter bei seiner Neuseeland-Reise für mich gekauft. Der Jade-Anhänger ist ein Maori-Amulett, er bringt Glück, aber nur, wenn man ihn sich nicht selbst gekauft hat. Man
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