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Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Wen liebst du, wenn ich tot bin?

Titel: Wen liebst du, wenn ich tot bin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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wir sie alleine und ohne Wasser zurücklassen.«
    Ich dachte daran, wie ich ganz alleine den Eimer mit Wasser zu ihnen geschleppt hatte, und ich fragte mich, ob der Kopf eines Menschen vor lauter Verlegenheit platzen kann.
    »Seither ist er nicht mehr in der Kneipe gewesen. Er ist das ganze Wochenende zu Hause geblieben. Er passt auf.«
    »Aber nicht sehr gut«, erwiderte Trick, doch ich konnte darüber nicht lachen.
    Aus unserem Wohnzimmer schimmerte blaues Licht, und ich musste an Dad denken, der ganz alleine fernsah. Er hatte recht. Ich war zu gutgläubig. Ich war so dumm und vertraute jedem.
    »Hey«, sagte Trick, »ich hab’s nicht so gemeint.«
    Ich hielt die Luft an, legte den Kopf in den Nacken und blinzelte in die Äste über mir.
    »Ich hätte nicht herkommen dürfen. Ich wollte es auch nicht. Ich wollte nur … ich wollte dir nur sagen … ach, ich weiß nicht.«
    Trick legte seinen Arm um mich. Mit dem gekrümmten Finger tupfte er meine Augen ab. Ich wischte mir mit dem Saum meines T-Shirts die Nase.
    Er stand von seinem Sitz auf und sprang mit einem Satz hinunter ins Maisfeld.
    »Komm mit!«, rief er ungeduldig.
    »Was ist? Wohin gehen wir?«
    »Genau, Iris! Wohin? Es ist ein großes Geheimnis. Wir werden sehen!«
    Er hielt mir die Hand hin, um mir runterzuhelfen. Wie üblich nahm ich sie nicht, sondern sprang mit angezogenen Knien vom untersten Ast in das Gestrüpp unter mir.
    Er rannte los, und ich dachte zurück an unser erstes Treffen, als er mir diesen Ort gezeigt hatte.
    Wir rannten den Bach entlang zum Ende des Maisfelds, vorbei an der Wiese und an Drum Hill bis nach Ashbourne.
    Der See lag schwarz und silbern im Mondschein. Der Himmel war so klar, dass wir die Milchstraße sehen konnten.
    Trick nahm mich bei der Hand und zog mich am Ufer entlang bis zu den alten Eichen. Bei einem Dickicht aus Stechpalmen und Sträuchern blieb er stehen. Er zog ein hölzernes Ruderboot aus dem Gebüsch und fluchte, weil die Dornen ihn kratzten.
    Tagsüber konnte man diese Boote mieten. Familien und Pärchen ruderten zu der Insel in der Mitte des Sees. Das hatte ich noch nie gemacht. Zu oft schon hatte der Parkwächter uns verjagt, weil wir uns heimlich auf das Anwesen geschlichen hatten, sodass ich ihm jetzt lieber aus dem Weg ging.
    »Ich habe eines für dich losgeeist«, sagte Trick.
    Wir zogen unsere Flipflops aus, Trick krempelte seine Jeans hoch und dann gingen wir durch das Wasser zu dem kleinen Boot.
    Das Wasser war kühl und angenehm, aber bei dem Plätschern hatte ich sofort das Gefühl, pinkeln zu müssen. Ich spürte den kalten Schlamm zwischen meinen Zehen.
    »Ladies first«, sagte Trick. Ich verdrehte die Augen und kletterte ins Boot. Er sprang nach mir hinein und das Boot klatschte ins Wasser. Ich steckte die Ruder in die Schlaufen und legte los.
    Er sagte kein Wort, während wir dahinglitten. Wir betrachteten den Himmel. Nirgends eine Wolke. Der Mond spiegelte sich auf der schwarzen Oberfläche des Sees. Trick tauchte die Hand hinein. Die Ruder klatschten rhythmisch im Wasser.
    »Jetzt bin ich dran«, sagte er nach einer Weile, aber ich wollte nicht aufhören. Das Rudern fühlte sich gut an, ich musste mich ganz darauf konzentrieren, nicht aus dem Takt zu kommen. Meine Arme taten weh, aber ich strengte mich noch mehr an.
    »Wie du willst.« Er stand auf und fing an zu schaukeln. Ich versuchte, mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, aber es war unmöglich. Ich schlug das Ruder und bespritzte ihn mit Wasser.
    »Das wirst du mir büßen«, drohte er.
    Er zog seine Weste aus, und mir fiel auf, wie dünn er war. Er musste nicht einmal seine Jeans aufknöpfen, um sie auszuziehen, er zog sie einfach herunter. Er grinste mich verschmitzt an, und ich hatte plötzlich das Bedürfnis, ein vorbeitreibendes Ahornblatt ganz besonders genau in Augenschein zu nehmen.
    »Bis dann!«, sagte er und machte fast einen Purzelbaum aus dem Boot.
    Als er wieder auftauchte, keuchte er und prustete wie verrückt.
    »Das ist wunderbar!« Er kraulte so schnell, dass das Wasser aufspritzte.
    Er schwamm seitwärts an das Boot, um sich an mir zu rächen, aber ich verzog nur das Gesicht und stand schnell auf. Ohne etwas auszuziehen, sprang ich ins Wasser.
    Es war kalt wie immer und wir jagten uns gegenseitig, damit uns warm wurde. Wir versuchten, den Boden des Sees zu berühren und ließen uns auf dem Rücken treiben. Trick wollte mir Angst einjagen und rief, ihn würde etwas beißen, aber ich tat so, als würde ich mich vor

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