Wen liebst du wirklich?
nicht antun. Ich werde nicht zulassen, dass du ihn so verletzt!" Sie verstummte, denn Cassian war an den Straßenrand gefahren und hatte angehalten. "Was hast du vor?"
"Steig aus!"
Laura schluckte. "Du meinst doch nicht …?"
"Nein, ich lasse dich nicht hier sitzen", sagte er genervt, "aber dies ist sehr wichtig, und ich kann das besser besprechen, wenn ich mich nicht auf die Straße konzentrieren muss."
"Besprechen?" Laura stürzte aus dem Auto, weil sie auf keinen Fall wollte, dass Cassian ihr die Hand reichen würde. "Es gibt nichts mehr zu besprechen. Du willst mich nicht anhören. Dir ist es egal, was mit Adam und mir passiert. Du hast kein Herz! Es ist dir gleichgültig, dass Adam todunglücklich sein wird, wenn er feststellt, dass sein Idol auf tönernen Füßen steht und …"
"Laura!" Cassian packte sie bei den Armen und schüttelte sie. "Es ist mir nicht gleichgültig!"
7. Kapitel
Cassian konnte nicht glauben, dass er das zugegeben hatte. Und er spürte, wie Laura der Atem stockte.
"Wie bitte?" flüsterte sie.
"Adam ist mir wichtig", sagte er und ließ sie los. "Komm, setz dich mit mir in die Sonne."
"Ich bleibe lieber hier stehen", entgegnete sie trotzig.
Ihr Eigensinn rührte ihn. Wortlos setzte er sich auf die niedrige Mauer, blickte auf das Tal hinaus und atmete tief durch. Laura hatte mehr Leidenschaftlichkeit bewiesen, als er es je für möglich gehalten hätte. Wie sie am Tag zuvor die Musik und den Wein genossen hatte … es hatte ihn zugegebenermaßen erregt, mit anzusehen, wie sie sich endlich den Freuden des Lebens öffnete. Seither wuchs sein Verlangen, sie in die Welt der sinnlichen Lust einzuführen. Cassian schloss die Augen und hatte das Gefühl, förmlich dahinzuschmelzen bei der Vorstellung, Laura zu lieben. Trotz dieses schrecklichen grünen Kostüms, das sie trug.
"Cassian."
Beim Klang ihrer Stimme durchzuckte es ihn heiß. Offensichtlich hatte Laura es sich anders überlegt und setzte sich doch neben ihn. "Ja?"
"Wenn Adam dir wirklich etwas bedeutet …"
"Gerade weil er mir etwas bedeutet, weil ich da ein Kind sehe, das nach Anerkennung in der Welt dürstet", fiel er ihr ins Wort, "bin ich fest entschlossen, euch beide aus eurem Schneckenhaus herauszuzwingen. Adam muss sein Leben in die Hand nehmen. Ich habe noch nie ein Kind gesehen, dem so viel daran liegt, anderen zu gefallen."
"Was soll das heißen?" fragte Laura aufhorchend und packte ihn am Arm. "Was ist in der Schule passiert?"
Er hatte Mühe, sich ihrem glühenden Blick zu entziehen. "Ach, einige Kinder haben sich lustig gemacht …"
"Über Adam?" warf Laura betroffen ein.
Er seufzte. "Also, eigentlich haben sie sich über das lustig gemacht, was sie für meinen Rucksack gehalten haben: ziemlich groß und neonorange. Deshalb bin ich ausgestiegen und habe ihnen erklärt, dass es tatsächlich mein Paraglider sei, und ihnen angeboten, ihnen das gute Stück zu zeigen."
Laura sah ihn erstaunt an. "Du meinst diese Fallschirme, die so eine Art Sitz darunter haben und mit denen man sich aus Spaß von einem Berg stürzt?"
"So ungefähr", bestätigte er amüsiert. Für ihn war es der wundervollste Sport der Welt: zu fliegen … sich in die Lüfte zu erheben und zu lernen, die Aufwinde zu nutzen … einfach atemberaubend. "Na ja, im Nu hatte sich eine ziemliche Menge von Kindern um uns versammelt, die mich mit Fragen bestürmte. Und dann kämpfte sich plötzlich eine Dame durch das Getümmel mit einem Mund so groß wie ein Briefkastenschlitz und machte uns alle gehörig zur Schnecke, weil es längst zum Unterricht geläutet hatte."
"Miss Handley", warf Laura ein und lächelte wider Willen.
Cassian beobachtete den Flug eines Spatzen, der die Aufwinde nutzte, ohne sich dessen auch nur bewusst zu sein. "Ja, die Direktorin. Ich entschuldigte mich natürlich und erklärte ihr, es sei alles meine Schuld … und ehe ich mich versah, hatte sie mich zu einem Vortrag vor den Schülern während der Morgenansprache verpflichtet."
"Das kann ich mir gut vorstellen!" Laura nickte belustigt. "Und ich nehme an, Adam war tief beeindruckt."
Cassian seufzte erneut. Es bedrückte ihn immer noch, wenn er daran dachte, wie restlos hingerissen Adam gewesen war, dass man ihn mit einem so "coolen Typ" in Verbindung brachte. "Adam hat mir bei meinem Vortrag assistiert", erzählte er Laura. "Er hat den Gleitschirm auseinander gebreitet und sich in den Sitz gesetzt, den ich gehalten habe."
Er war froh, dass Laura schwieg, denn er brauchte
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