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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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einigen gehetzten Seitenblicken, tippte sie die Ziffern in die Tastatur.

    Grabbe stand an der Melatenstraße und schaute sich um. Zwei Seitenstraßen. In der einen Geschäfte, in der anderen auf der Ecke ein Cafe, dahinter mehrere Kneipen. Zum Telefonieren würde sie bestimmt in das Cafe oder eine Kneipe gerannt sein, also entschied er sich für diese Seitenstraße. Er öffnete die Tür des Cafes und spähte hinein. Zwei Telefone neben der Garderobe. Niemand zu sehen.
    In der zweiten Kneipe sah er hinten, im Halbdunkel, eine dunkelhaarige Frau am Telefon stehen. Er spannte sich innerlich an, ging weiter in die Kneipe hinein. Dann sah er, daß die Frau eine Brille trug und etliche Jahre älter als die Wendland war. Auf die dritte Kneipe folgte eine Wäscherei, dann reine Wohnhäuser.
    Er rannte zurück, starrte unschlüssig in die Gasse mit den Geschäften. Wie würde Kettler reagieren, wenn er erfuhr, daß sie ihm entwischt war? Der Gedanke daran bereitete Grabbe geradezu körperliche Schmerzen. Eine Metzgerei, dahinter ein Schreibwarengeschäft, dann zwei poppig bunte Boutiquen. Ah, dahinter befand sich noch eine Kneipe. Ein mit geschwungenen Buchstaben beschriftetes Schild: „Im Brünnchen“. Los, Grabbe, nicht aufgeben! Die zur Straße hinausgehenden Fenster der Kneipe standen weit offen. Grabbe schaute vom Bürgersteig aus hinein. An der Theke saßen ein paar Männer und eine ältere Frau, die sich angeregt unterhielten. Ein paar Tische waren ebenfalls besetzt. Udo Jürgens sang „Gestern, heute, morgen“, einen dieser Ohrwürmer. Die Wendland stand neben der Theke am Telefon und sprach hinein. Der rechte Ärmel ihrer Jacke war blutgetränkt. Sie darf nicht telefonieren . Er konnte hineingehen, schnell hineingehen, sie packen und vom Telefon wegstoßen. Dann hatte er den Wirt und die anderen Kneipengäste am Hals. Außerdem sprach sie, während er hineinging, vielleicht gerade die entscheidenden Sätze ins Telefon. In jeder Situation immer an die oberste Direktive denken. Sie darf nicht telefonieren war die oberste Direktive. Sie hatten es vermasselt. Hätten sie die Kindersicherung an der Fondtür verriegelt, wäre nichts passiert. Mörder war er ohnehin schon. Er hatte an Conrads Beseitigung mitgewirkt. Ich hätte mich niemals von Kettler anwerben lassen dürfen, dachte er. Sie darf nicht telefonieren, jede Sekunde zählt. Vielleicht war es aber auch schon zu spät. Schlei wußte vom Mord an Conrad, und die Wendland nun gewiß auch. Grabbes rechte Hand wanderte unter das Jackett, zum Schulterhalfter.

    „Verdammt! Ich will einfach nicht, daß die Wölfe abgeschossen werden. Sie sind unschuldig. Ich meine, sie sind nicht verantwortlich für das, was geschieht“, sagte Chris gerade, als das Telefon auf Jonas‘ Schreibtisch klingelte. Sie war richtig wütend geworden, ihre Wangen hatten sich gerötet.
    „Das werden die Leute so nicht nachvollziehen können. Schließlich sind die Wölfe nur Tiere“, sagte Jonas. „Nur Tiere?“ stieß Chris aufgebracht hervor. „Wieso nur?!“
    Jonas konnte ihre Wut ja verstehen, aber er zweifelte nicht mehr daran, daß der Abschuß der Wölfe nun unvermeidlich war. Auch wenn es Chris in der Seele weh tat.
    Das Telefon klingelte. Ein Außenanruf, den Schöntges offenbar direkt durchgestellt hatte. Eine Frauenstimme, im Hintergrund Musik, Stimmengewirr - Kneipenakustik. Susanne. Susanne Wendland. Sie sprach gehetzt, atemlos, so daß er sie zuerst gar nicht erkannt hatte.
    „...Jonas. DerMSD...“
    „Ja, die werden hier heute noch anrücken...“
    „Paß auf“, schnitt sie ihm das Wort ab, „das ist eine illegale Geheimdienstorganisation, von GENOTEC finanziert. Ein paar Politiker stecken offenbar auch mit drin. Diese Leute ... sind gefährlich. Sie ... sie, ich ...“ Ihre Gedanken und Worte schienen sich förmlich zu überschlagen. „Da ist dieser Mann“, setzte sie neu an, „der angeblich beim BKA die Einsatzleitung in Sachen Gablenz hat. Kettler. Er...“
    Drei kurze, peitschende Geräusche. Jonas hielt unwillkürlich den Hörer vom Ohr weg. O Gott! „Susanne?“ Stille. Eine Art Rascheln. Ein dumpfer Aufprall. Ein Stöhnen. Dann andere Stimmen.
    „Er hat sie einfach erschossen! Vom Fenster aus!“ „Nein, sie lebt noch!“ „Schnell, ein Krankenwagen!“ Es klackte. Die Verbindung war unterbrochen. Chris hatte sich vor seinem Schreibtisch im Stuhl aufgerichtet, mit weitaufgerissenen Augen. „Waren das ... Schüsse?“
    Jonas war einen Moment starr vor

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