Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
Vom Netzwerk:
wann wir endlich Verstärkung kriegen.“ Biggi war achtundzwanzig und stammte hier aus der Eifel. Sie war die erste Frau, die in der Buchfelder Wache Dienst tat, und eine sehr engagierte Beamtin. Für jemanden, der seinen Beruf mit so viel Idealismus ausübte, war eine Sache wie diese hier ein herber Nackenschlag.
    Natürlich konnte man sich leicht über Biggis vielleicht etwas naiven Glauben an die Polizei als Freund und Helfer, als Beschützerin von Demokratie und Rechtsstaat lustig machen. Aber war der allgegenwärtige Zynismus vielleicht besser? Die schleichende Korrosion, die immer mehr um sich griff, vor allem in den großen Städten. Wenn die Menschen nichts mehr hatten, was ihrem Leben Sinn gab, verkam und zerfiel alles.
    „Sollen wir das Gelände trotzdem absperren?“ fragte Hannes, Biggis vier Jahre jüngerer Kollege.
    „Du hast doch gehört: Es gibt keinen Mord, es gibt keine Leiche! Wozu also absperren?“ Jonas merkte, daß seine Worte bitterer und sarkastischer klangen, als er beabsichtigt hatte.
    Sie gingen zurück zum Streifenwagen. Jonas setzte sich auf den Rücksitz. Während der Wagen langsam über den Waldweg schaukelte, rekapitulierte Biggi, wie ein Wasserfall redend, noch einmal alles, was sie eben erlebt hatten.
    „Hat er wirklich gesagt: Es gibt keine Leiche, es gibt keinen Mord?“ Sie schüttelte heftig den Kopf. „Das ist doch unglaublich!“
    Sosehr Jonas sich auch den Kopf zerbrach, das Ganze ergab keinen Sinn: Wenn der MAD, beziehungsweise dessen geheimnisvoller Ableger MSD, tatsächlich die Identität des Mörders und damit vielleicht auch des Wolfsbefreiers kannte, wieso mauerten sie dann gegenüber der Polizei?
    Kurz bevor der Waldweg in die Landstraße einmündete, kam ihnen der Leichenwagen entgegen. Herrje, den hatte Jonas ganz vergessen! Hannes stoppte, und Biggi stieg aus, um dem Fahrer Bescheid zu sagen. Während der Streifenwagen stand, schaute Jonas durchs Seitenfenster ins Gebüsch. Für einen Moment glaubte er zwischen den Zweigen Wolfsaugen zu sehen, die ihn neugierig musterten. Er blickte weg, blickte wieder hin, und die Augen waren verschwunden. Die Nerven, dachte er, die Nerven und die verdammte Hitze. Hoffentlich gab es am Abend endlich ein erfrischendes Gewitter.

    Im Präsidium ging Susanne nun doch zu Kriminalrat Antweiler. Er war gerade dabei, seine Brille zu putzen. „Ah, Wendland“, sagte er, „und, gefällt Ihnen Möllers Schreibtisch? Ich gebe zu, er ist ziemlich verschlissen. Aber vielleicht bewilligt die Haushaltsstelle Ihnen ja einen neuen.“
    „Danke“, sagte Susanne, „es sitzt sich ganz gut daran. Irgendwie atmet er den Geruch von Möllers vielen gelösten Fällen.“
    „Ausgezeichnet!“ sagte Antweiler. „Dann lassen Sie sich davon inspirieren.“
    Sie berichtete ihm von dem Anruf und ihrem Treffen mit Schlei.
    Wie sie insgeheim gehofft hatte, wurde er nicht wütend, sondern grinste. „Typisch, daß Sie erst hinfahren, ehe Sie mich einweihen!“ So, wie er es sagte, klang es ein wenig verschwörerisch, als wollte er ihr spitzbübisch zuzwinkern.
    Einen Moment war sie versucht, ihm auch von dem verschwundenen Unfallbericht zu erzählen, unterließ es dann aber, weil sie ahnte, wie Antweiler reagieren würde: Zunächst einmal nach der nächstliegenden Erklärung suchen - sind Sie sicher, daß Sie den Bericht nicht vielleicht doch vergessen haben abzuheften? hörte sie ihn sagen. Sie würde also erst selbst die Akten im Büro durchgehen, ehe er sie danach fragte, auch wenn sie sicher war, daß der Bericht nicht dort dazwischengerutscht sein konnte. Sie hatte ihn abgeheftet, und jemand hatte ihn aus dem Archiv gestohlen. Aber wer, um alles in der Welt? Wer hier im Präsidium konnte ein Interesse daran haben, daß eine Fremdeinwirkung bei Michael Conrads Autounfall vertuscht wurde?
    „Eine sehr sonderbare Geschichte“, sagte Antweiler. „Ich finde, wir sollten uns wirklich wieder um die Sache kümmern. Allerdings muß ich zunächst beim BKA nachfragen. Die haben sich ja damals eingeschaltet, wie Sie wissen“ - in der Tat, das wußte Susanne nur zu gut -, „und wir sollten die Kollegen dort zumindest über die neue Entwicklung informieren.“
    Das klang vernünftig. Außerdem erhielten sie vom BKA vielleicht weitere Informationen, was Susanne allerdings bezweifelte, da sie seinerzeit bezüglich Conrads Unfallwagen auch nie wieder etwas aus Wiesbaden gehört hatten. Antweiler versprach sie sofort anzurufen, wenn er mit dem BKA gesprochen

Weitere Kostenlose Bücher