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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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selbst, was er sagte. Aber in Wirklichkeit konnte es sich nur um die wirren Phantasien eines drogengeschädigten Gehirns handeln, um nichts weiter.
    Sie mußte an das Ratten-Labyrinth denken, das Gablenz ihr damals in seinem Labor gezeigt hatte. Da war diese Droge zur Steigerung der Intelligenz, an der Gablenz angeblich arbeitete. War Scholl diese Droge verabreicht worden? Und was meinte er damit, daß Gablenz „absolute Kontrolle“ angestrebt hätte? Die ganze Sache war zutiefst beunruhigend, und zwar auf eine ganz andere Weise als die Gewaltverbrechen, mit denen Susanne sonst konfrontiert war. Fast wünschte sie sich, sie hätte ihrer Neugierde diesmal nicht nachgegeben und sich den Besuch bei Scholl erspart.
    Gablenz ist gefährlich , hatte Schlei gesagt, und Schlei mußte es schließlich wissen. Zwanzig Wölfe befreit, und dann dieser mysteriöse Mordfall, von dem Jonas ihr erzählt hatte! Sie schüttelte den Kopf. Sie würde Jonas anrufen und ihm berichten. Was konnte sie sonst tun? Antweiler hatte ihr untersagt, in der Sache etwas zu unternehmen. Wenn es hart auf hart ging, drohte ihr ein Disziplinarverfahren, und man würde sie ganz schnell wieder von Möllers Schreibtisch verbannen.
    Mit einem unbehaglichen Seufzen ließ sie ihre zu Ende gerauchte Zigarette auf den Parkplatzasphalt fallen und trat mit dem Schuh die Glut aus. Dann fuhr sie zurück ins Präsidium - so unkonzentriert, daß sie beinahe eine rote Ampel übersehen und einen Auffahrunfall verursacht hätte.
    Während draußen langsam ein Gewitter heranzog, in der Ferne Blitze flackerten und Donner rollte, saß Chris Adrian auf Jochen Honadels Veranda und aß Mokkacreme. Es war eine dieser ziemlich chemiehaltigen Fertigcremes, wie es sie in den Supermärkten zu kaufen gab. Das schmeckte Chris deutlich heraus.
    Jahrelang war sie, was das Essen anging, sehr gleichgültig gewesen. Erst Silver Bear hatte in ihr neues Interesse an der Qualität ihrer Nahrung geweckt. „Viele Weiße, und leider inzwischen auch manche Indianer, wollen am liebsten in einer künstlichen Welt leben, einer keimfreien, pflegeleichten Plastikwelt“, hatte er gesagt. „Ihr ersetzt den erdigen, kräftigen Geschmack der Produkte von in natürlichem Boden gewachsenen Pflanzen und gesunden Tieren durch Chemie aus dem Labor. Wahrscheinlich werden sich zunächst eure Gaumen in Plastik verwandeln, und schließlich eure ganzen Körper. Dann werdet ihr blutleere Geschöpfe sein, wie ein Krankenhausflur riechen, Deodorant schwitzen und destilliertes Wasser pinkeln.“
    Chris mußte bei der Erinnerung daran unwillkürlich grinsen.
    „Schmeckt es dir?“ fragte Sabine Honadel, ein zierliches, hübsches, aber ein wenig verhuscht wirkendes Wesen mit braunen Locken und großen, ängstlich in die Welt blickenden Augen.
    Chris sehnte sich nach Frau Wegmeiers nur mit Honig gesüßten Sahnedesserts, sagte aber höflich, weil Sabine so empfindsam und verletzlich wirkte: „Ja, ist echt prima.“ Sabine lächelte dankbar.
    Jonas erzählte gerade von den beiden Schulschwänzern, die heute vormittag auf der Polizeiwache erschienen waren und aufgeregt von ihrer unheimlichen Begegnung mit den Wölfen und dem Fremden berichtet hatten. Anschließend hatten sie dann kleinlaut darum gebeten, sie nicht an ihre Eltern zu verpfeifen. Jonas lächelte und schüttelte den Kopf. „Immerhin haben sie Verantwortungsbewußtsein bewiesen, indem sie uns die Sache gemeldet haben.“
    „Und? Wirst du sie verpfeifen?“ fragte Honadel über sein Bierglas hinweg.
    „Ach was“, sagte Jonas. „Schließlich gab es da mal zwei besonders talentierte Schulschwänzer...“
    Honadel grinste. „Und es ist trotzdem etwas aus uns geworden. Zwar nur Kleinstadtpolizist und Kleinstadtbürgermeister, aber immerhin ...“Er trank einen kräftigen Schluck Bier. Dann schüttelte er den Kopf. „Möglicherweise ist die Phantasie mit den beiden durchgegangen. Ein Strafgericht... soll dieser Verrückte wirklich von einem Strafgericht geredet haben, das er angeblich veranstalten will? Klingt ja schauerlich.“
    „Davon, daß er gekommen ist, um Gericht zu halten, hat er mir gegenüber auch gesprochen“, warf Chris ein. „Sie können sich das alles also nicht völlig aus den Fingern gesogen haben.“
    „Daß du ihnen glaubst, ist klar“, sagte Honadel. „Schließlich hast du ja früher auch immer verrückte Geschichten aus dem Wald erzählt.“
    Chris sah, wie Jonas ihm einen böse funkelnden Blick zuwarf, worauf Honadel rasch

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