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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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...“Er schloß für einen Moment die Augen, als müsse er sich besonders konzentrieren. „Ja, Lohmann .“
    Die Augen des Fremden öffneten sich wieder. Irgend etwas war mit diesen Augen. Josefs Blick wurde magisch von ihnen angezogen. Sie schienen alles zu sehen, aber auch einfach durch alles hindurchzublikken. Unsinn, sagte sich Josef, es sind ganz normale Augen, rede dir bloß nichts ein. Dennoch spürte er ein unbehagliches Ziehen in der Magengegend.
    „Der Chef kommt erst heute nachmittag auf die Baustelle“, sagte Krossner, „da werden Sie schon nach Buchfeld fahren müssen, zu unserer Firmenverwaltung.“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Nein. Dieser Zweibeiner mit Namen Lohmann muß herkommen. Sofort. Du hast doch so ein Ding zum Hineinsprechen, nicht wahr? Ein Handy , wie ihr das nennt.“
    Jetzt veränderte sich Krossners Gesichtsausdruck. Josef kannte das sehr gut. Der Vorarbeiter fing an wütend zu werden. „Also, Sie haben mich doch verstanden, oder nicht? Sie stören uns bei der Arbeit. Wenn Sie den Chef unbedingt sprechen wollen, fahren Sie nach Buchfeld!“
    Zweibeiner. Dieses Wort hatte Josef noch nie gehört, es erschien ihm ganz ungebräuchlich. Für einen Moment herrschte ein unangenehmes Schweigen, dann machte der Fremde einen Schritt auf Krossner zu und sagte ruhig: „Du wirst Lohmann jetzt anrufen und ihm sagen, daß ich seinen Arbeitern nicht länger gestatte, mit seinen Maschinen die Haut der Erde zu mißhandeln und zu verletzen. Dann wird er kommen.“
    Krossner war offenbar zu der Ansicht gelangt, es mit einem armen Irren zu tun zu haben. Er streckte seinen Bierbauch vor und fing an zu grinsen. „Ach ja?“ sagte er. „Soweit ich sehe, sind Sie allein. Sie allein gegen mich und meine sieben Arbeiter. Wenn ich Sie wäre, würde ich hier keine großen Töne spucken, sondern mich verpissen, und zwar schnell!“
    Willi und ein paar von den anderen lachten, doch Josef spürte immer noch dieses Ziehen in der Magengegend, und der Fremde blieb unerschütterlich ruhig. „Es ist an der Zeit für euch, zum natürlichen Weg zurückzukehren, sonst werdet ihr alle sterben“, sagte er. Da lachte auch Krossner. „Mann, kommst du aus der Klapsmühle, oder was?“
    Wenn der Fremde verrückt war, dann gewiß auf eine alles andere als harmlose Weise. Josef fragte sich, ob es klug von Krossner war, diesen Burschen zu provozieren, der ihn um fast einen Kopf überragte. Ein Knurren ertönte, laut und drohend. Da stand ein großer, kräftiger Wolf, keine drei Meter hinter Krossner war er unvermittelt aus dem Schatten des Bauwagens aufgetaucht, und diesmal wußte Josef, daß es sich nicht um eine optische Täuschung handelte. „Was, zum Teufel ...“ Krossner machte einen Schritt von dem wütend knurrenden Tier weg. „Ist das Ihr ... Hund?“
    „Wolf“, verbesserte der Fremde, „Wolf. Die Zeit ist reif Gericht zu halten und Urteile zu vollstrecken.“
    Plötzlich waren da noch mehr Wölfe, viele Wölfe. Sie tauchten hinter dem Bauwagen auf, hinter dem LKW und den Planierraupen, schlichen mit gesenkten Köpfen rasch von allen Seiten an die Männer heran. Ihre gelben Augen funkelten, wie es Josef schien, böse und gefährlich. Heilige Madonna, steh uns bei , flüsterte er. Willi und der lange Carlo waren aufgesprungen, die anderen Männer wagten nicht sich zu rühren.
    Jetzt zog Krossner sein Handy aus der Tasche. „Ich ... ich rufe die Polizei!“ stieß er hervor. Es sollte wohl drohend klingen, aber Josef sah, daß der Vorarbeiter vor Angst zitterte.
    Der Wolf, der als erster hinter Krossner aufgetaucht war, und ein zweiter näherten sich ihm, knurrten noch lauter und schnappten nach seinen Beinen. Krossner wich vor ihnen zurück, bis er mit dem Rücken am Bauwagen stand. Die beiden Wölfe standen dicht vor ihm und beobachteten ihn wachsam. Krossner hielt unschlüssig das Handy vor der Brust, wagte aber offensichtlich nicht seine Drohung wahr zu machen.
    „Verdammt, wie lange wollt ihr euch diese Scheiße denn noch gefallen lassen?“ rief Carlo, packte einen Vorschlaghammer, der an einer leeren Bierkiste lehnte, und schwang ihn drohend. Das hätte er besser nicht getan. Jetzt knurrten alle Wölfe gleichzeitig, ein furchterregendes Konzert, das Josef förmlich das Blut in den Adern gefrieren ließ. Heiliger Vater, dachte er, sie werden uns alle in Stücke reißen.
    Blitzschnell sprang ein Wolf den langen Carlo von hinten an und biß ihn in die Schulter. Carlo, ein fast zwei Meter großer,

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