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Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe

Titel: Wendland & Adrian 01 - Schattenwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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zu dem Mann am Fenster, der immer noch hinausschaute, als interessiere ihn Susannes Kommen in keiner Weise.
    Endlich hob Antweiler den Kopf und sah sie mit einem eher säuerlichen Gesicht an. „Offenbar hatte ich mich gestern nicht deutlich genug ausgedrückt“, sagte er langsam, irgendwie widerwillig. Er schien sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen. Dieser unbehagliche Seitenblick zu dem anderen Mann. Wer war das überhaupt, und was hatte er hier zu suchen? Normalerweise sprach Antweiler unter vier Augen mit ihr, wenn er sie in sein Büro kommen ließ.
    „Inwiefern nicht deutlich genug... ?“ fragte Susanne vorsichtig.
    „Sie waren bei Scholl“, sagte der Mann am Fenster. Er drehte sich um, durchquerte den Raum und setzte sich lässig mit einem Bein auf die Kante von Antweilers Schreibtisch, als gehöre das Büro ihm. Er war stämmig, mit großen, fleischigen Händen und einem breiten Gesicht, dessen Züge etwas Derbes, Brutales hatten.
    Aber ... woher wußte er, daß Susanne die Klinik aufgesucht hatte? Sie hatte niemandem im Präsidium davon erzählt. Susanne merkte, wie sie nervös wurde. „Wer sind Sie?“ fragte sie, da Antweiler keine Anstalten machte, sie einander vorzustellen.
    „Kriminaldirektor Kettler vom Bundeskriminalamt“, sagte der Mann. „Ich leite die Ermittlungen in der Sache Gablenz.“
    „Und legen keinen Wert auf die Zusammenarbeit mit der örtlichen Kripo“, stellte Susanne trocken fest. Sie warf Antweiler einen Blick zu, der besagen sollte: Na und? Zuerst einmal sind wir zuständig. So schnell lassen Sie sich doch sonst nicht vom Bundes- oder Landeskriminalamt ausmanövrieren. Aber Antweiler zeigte keine Reaktion und schwieg.
    „Es ist eine Frage der vernünftigen Koordination“, sagte Kettler. „Mir wurde berichtet, daß Sie eine sehr engagierte, pflichtbewußte Beamtin sind.“ Dazu lächelte er, was aber nicht sehr freundlich wirkte, sondern mehr wie ein drohendes Zähneblecken. „Die Sache Gablenz ist, nun ja, ein wenig heikel . Es wäre doch bedauerlich, wenn mögliche Fahndungserfolge durch mangelnde Kommunikation zwischen den ermittelnden Beamten zunichte gemacht würden.“
    „Inwiefern heikel ?“ fragte Susanne spitz. „Normalerweise ist es doch üblich, daß das BKA die Kripo vor Ort in die Ermittlungen einbezieht.“ Sein Name - Schlei hatte einen Kettler erwähnt...
    Das Lächeln verschwand aus Kettlers grobem Gesicht. „Es handelt sich nicht um einen normalen Ermittlungsfall“, sagte er schroff.
    Worum handelte es sich denn dann? Und wie hatten sie herausbekommen, daß Susanne Scholl besucht hatte? „Woher wissen Sie eigentlich, daß ich in der Klinik war?“ fragte Susanne forsch. „Hat das BKA nichts Besseres zu tun, als die Kripokollegen vor Ort zu beschatten?“
    Sie sah, wie Antweiler ärgerlich das Gesicht verzog. Er hielt es offensichtlich für angebracht, daß sie als ertappte Sünderin betreten zu Boden blickte, statt aufmüpfige Fragen zu stellen. Ihr wurde bewußt, daß sie sich auf ziemlich dünnem Eis bewegte.
    Wieder zeigte der BKA-Mann die etwas gelblichen Zähne. „Daran, daß ich so gut informiert bin, können Sie sehen, wie sehr mir dieser Fall am Herzen liegt.“
    „Gablenz‘ Experimente“, sagte Susanne, „waren verantwortungslos und gefährlich. Scholl ist in einem fürchterlichen Zustand.“ „Ich weiß“, sagte Kettler. „Sie waren also auch bei ihm?“
    „Mehrfach. Ich bin seit langem über seinen Zustand informiert.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Man könnte sagen, daß ich der absolute Experte in Sachen Gablenz und GENOTEC bin. Sie können ganz unbesorgt sein, Kollegin Wendland, der Fall ist bei mir und meinen Spezialisten in den besten Händen.“
    „Spezialisten?“ fragte Susanne unwillkürlich.
    Antweiler stöhnte. „Kriminaldirektor Kettler leitet eine Spezialeinheit, die Fälle bearbeitet, bei denen militärische Geheimnisse berührt sind.“
    Militärische Geheimnisse. Sofort war Susanne wie elektrisiert. „Der Vater von Conrad hat damals behauptet, Gablenz habe bei GENOTEC geheime militärische Forschungen betrieben“, sagte Susanne und bemerkte, wie Kettler und Antweiler Blicke austauschten.
    „Wir wissen selbstverständlich, was er behauptet hat“, sagte Kettler ruhig.
    Antweiler holte tief Luft. „Welche Forschungen Gablenz betreibt oder betrieben hat“, sagte er, ohne Susanne dabei anzusehen, „interessiert uns dienstlich von jetzt an nicht mehr.“ Er hatte seine Brille abgenommen und putzte

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