Wendland & Adrian 02 - Die Krypta
widerwärtig süßlich - durch fleischliche Sünde verdorben.«
»Und anschließend haben Sie mit verstellter Stimme Martin Hatheyer angerufen.« Nun band Terwegen ihr auch noch Stricke um Knie und Füße.
Ermekeil nickte. »Seinen Geliebten tot in der Krypta zu finden, war für den Jungen zweifellos eine ausgezeichnete Gelegenheit Buße zu tun. Es kostete mich große Überwindung, den Domprobst zu erschlagen. Schwester Hildegardis zu erlösen fiel mir leichter, denn sie war nur eine Frau, auch wenn sie ein ungewöhnlich heiliges Leben führte. Frauen verlangen eine feste Hand. Man muss ihnen die göttliche Gnade regelrecht aufzwingen. Aber Hildegardis war sehr fromm und fügte sich rasch. Ich musste sie nur ein klein wenig züchtigen, dann akzeptierte sie den Willen Gottes und nahm die Tabletten. Sie war sehr müde und alt.«
Susanne schloss einen Moment angewidert die Augen, dann fragte sie: »Und Hatheyers Tod? Hatten Sie dabei auch die Finger im Spiel?«
»Ich muss den göttlichen Willen erfüllen. Meine Mission darf auf keinen Fall gefährdet werden. Selbstverständlich hätte ich auch Hatheyer getötet, wenn das notwendig gewesen wäre. Aber er hat sich selbst gerichtet und damit eine weitere schwere Sünde auf sich geladen. Seine Seele wird lange in der Finsternis büßen müssen, ehe Gott sie gnädig bei sich aufnehmen wird.«
»Oster und Hildegardis waren die Einzigen, die das alte Wissen noch ernst nahmen«, sagte Terwegen, der Susanne inzwischen fertig verschnürt hatte. Ich habe mein Handy in der Jacke, dachte Susanne, hoffentlich vergisst er das. Doch als hätte Terwegen ihren Gedanken erraten, durchsuchte er ihre Jackentaschen, zog ihr Handy heraus und steckte es ein.
»Von den alten Familien drohte uns ja keine Gefahr. Die waren alle scharf auf die Kohle, die sich mit der Braunkohle scheffeln ließ, nicht wahr, Roland?«
Roland senkte betroffen den Kopf. Terwegen ging zu ihm und nahm ihm ebenfalls sein Handy ab, dann holte er die Pistole wieder vom Regal und schob sie sich in den Gürtel. »Ich war dafür zuständig, meine Beziehungen spielen zu lassen. Ich habe mit Herkenrath gekungelt und Polizeipräsident Rüters, diesem korrupten Arschloch, eine Nacht im Edelpuff spendiert. Einer meiner guten Freunde hat den kleinen Überfall dieser Schlägertruppe auf Hatheyer organisiert. Und ich habe sichergestellt, dass uns beim Abriss des Klosters der Denkmalschutz nicht in die Quere kommt.«
Terwegen schaute auf die Uhr. »So, es wird Zeit, Dr. Ermekeil. Wir sollten uns auf den Weg machen. Ich habe vorhin, ehe Sie kamen, noch einmal kurz mit der Bauleiterin Glosowski telefoniert.« Er grinste. »Vor Leuten, die bei der Braunkohle AG im Aufsichtsrat sitzen, hat sie einen Heidenrespekt. Die Sprengung des Gewölbes ist für elf Uhr angesetzt. Es bleiben uns also noch gut zwei Stunden.«
»Warum erschießen Sie uns nicht einfach, statt uns hier in diesem Keller verrotten zu lassen?«, fragte Susanne böse.
»Das hatte ich für einen Moment in Erwägung gezogen«, antwortete Ermekeil. »Aber wir sind keine skrupellosen Mörder. Wir sind Diener Gottes.«
Würde dieser Irre jemals aufhören zu lächeln? Susanne verspürte ein unbändiges Verlangen, ihm ihre Faust ins Gesicht zu rammen. Sie zerrte heftig an ihren Fesseln. Vergeblich. Terwegen hatte gute Arbeit geleistet. »Ihr Leben liegt ganz in den Händen des Herrn«, fuhr Ermekeil fort. »Wenn die Energie freigesetzt wird, werden vermutlich einige der Gebäude, die auf den Netzknotenpunkten stehen, einstürzen. Möglicherweise auch dieses. Dann werden Sie unter den Trümmern begraben. Doch wenn es dem Herrn gefällt, Sie am Leben zu lassen, wird er Ihnen einen Ausweg aus Ihrer Lage weisen. Betrachten Sie diese Prüfung als Chance zum wahren Glauben zurückzufinden. Beten Sie. Gott, unser Herr, erhört alle aufrichtigen Gebete.« Er breitete die Arme aus, die Pistole immer noch in der Hand haltend. »Der Herr lässt sein Angesicht über euch leuchten und schenkt euch Frieden. Amen. Leben Sie wohl. Mein Segen und meine guten Wünsche begleiten Sie.«
Er gab Terwegen einen Wink. »Kommen Sie, mein Lieber, hier gibt es für uns nichts mehr zu tun. Wir werden uns jetzt um diese Chris Adrian kümmern, die Freundin unserer Kommissarin. Die Seele dieser Hexe sehnt sich nach Erlösung.« Plötzlich klang seine Stimme nicht mehr sanft, sondern eisig und hart wie bei einem Inquisitor, der vorhatte jemanden auf den Scheiterhaufen zu schicken.
Sie stiegen die
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