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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Reich, dessen Hüterin Chris geworden war – der beste Job in ihrem bisherigen Leben!
    Das Wasser war noch kalt, doch die Sonne hatte es immerhin so weit erwärmt, dass man es eine Weile darin aushalten konnte. Mister Brown paddelte ein paar Meter von Chris entfernt. Susanne kraulte in die Mitte des Sees zurück. Dort verschwand sie einen Moment, um dann lachend wieder aufzutauchen. »Hey!«, rief sie begeistert. »Die Fische glitzern, als wären sie aus Silber!«
    Chris lachte. »Vielleicht sind sie’s ja! Das ist ein Zaubersee, vergiss das nicht!«
    Chris schwamm einen Moment auf dem Rücken, schaute hinauf in den Himmel, in den hoch oben ein Jet einen Kondensstreifen zeichnete. Schließlich wurde es ihr zu kalt. Sie kehrte ans Ufer zurück, balancierte über Kieselsteine und erreichte das weiche Gras. Wenn sie schwerelos im Wasser geschwommen war, spürte sie unmittelbar danach an Land ihr Gewicht besonders stark, es schien sie dann regelrecht hinunter auf die Erde zu ziehen. Vielleicht wachsen mir ja irgendwann Schwimmhäute, dachte sie, und ich kann immer im Wasser schweben.
    Mister Brown kam in gewissem Abstand aus dem Wasser und schüttelte sich kräftig. Er wusste, dass er das nicht direkt neben Chris tun durfte, weil er sonst Ärger bekam. Er war ein wirklich gelehriger Hund. Sie rubbelte sich mit dem Handtuch ab und ließ die restlichen Tropfen auf ihrem nackten Körper dann von der Sonne trocknen. Susanne kam aus dem Wasser. Chris fand, dass Susanne einen schönen Körper hatte, auch wenn sie öfter darüber jammerte, dass sie viel zu lang und knochig geraten sei. Sicher, Susanne war sehr groß, mit endlosen Armen und Beinen, aber man sah ihr an, dass sie viel Sport getrieben hatte. Sie hatte geschmeidige Muskeln, das breite Kreuz einer Schwimmerin und schmale Hüften. Ihr Bauch war flach und fest und ihre Brüste waren zwar klein, aber straff und wohlgeformt.
    Susanne bückte sich, nahm ihr Handtuch und trocknete sich ab. »Puh! Wirklich noch ganz schön frisch, das Wasser! Aber wunderbar ...« Ihre sonst oft etwas raue, gestresst klingende Stimme wirkte offen und frei. Susanne hielt sich zwar für nicht besonders attraktiv, aber Chris war sicher, dass sie mit ihrem etwas herb wirkenden Gesicht, dem geheimnisvollen Lächeln und dem rauchigen Timbre ihrer Stimme einer Menge Männern den Kopf verdrehen konnte. Die feinen Falten um Mund und Augen trugen nur zusätzlich zu dieser Attraktivität bei, ebenso wie die ersten Silberfäden in Susannes kurzem, schwarzen, strubbeligen Haar. Ach je, dachte Chris, ich wünsche ihr, dass sie endlich mal den Richtigen findet. Einen, der bei ihr bleibt. Sie hat’s verdient, nach all dem Pech, das sie diesbezüglich hatte.
    Aus einem Baum auf der anderen Seite des Sees erhob sich ein Reiher und glitt auf riesigen, nebelgrauen Schwingen majestätisch über den See. Mister Brown gab keinen Ton von sich. Chris hatte ihm beigebracht die wilden Tiere in Ruhe zu lassen. »Mann, ist der groß!«, sagte Susanne fasziniert. Sie rieb ihren noch winterlich weißen Körper mit Sonnenmilch ein, dann zündete sie sich eine Zigarette an und schaute lächelnd aufs Wasser. »Jetzt im Moment geht’s mir gerade richtig gut«, sagte sie.
    Chris beschäftigte etwas. Sie schob die Unterlippe vor, zögerte einen Moment, dann fragte sie. »Susanne? Findest du mich eigentlich fett ... ich meine – extrem fett?«
    Susanne betrachtete Chris’ nackten Körper und Chris hatte das wohltuende Gefühl, dass dies auf eine liebevolle, fast zärtliche Weise geschah. »Nein«, sagte Susanne. »Du bist nicht fett. Fett finde ich Frauen, die unförmig sind und sich kaum bewegen können. Entschuldige, dass ich vorhin am Bahnhof gestichelt habe. Du bist dick. Auf eine schöne, harmonische Weise dick. Und du bist dabei beweglich, dynamisch sozusagen. Du tanzt irgendwie immer. Verstehst du, was ich meine? Wie eine Gospel- oder Blues-Sängerin vielleicht oder diese in leuchtend bunte Tücher gehüllten Afrikanerinnen.«
    Chris seufzte. »Schön! Red weiter!«
    Susanne lachte. »Nimm zum Beispiel die Eifelhügel – die sind auch groß und rund, aber sind sie deshalb vielleicht hässlich?«
    »Klasse!«, sagte Chris zufrieden. »Mein Körper ist eine runde, wunderschöne Hügellandschaft. Ah, der Nachmittag ist gerettet. Und du hast mich auf eine tolle Idee gebracht: Wenn’s mir hier als Waldschamanin mal zu langweilig wird, gehe ich nach Amerika und trete in die Fußstapfen von Mahalia Jackson und Ella

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