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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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hört sich ja wirklich spannend an. Kristalle?... Die können zu ganz unterschiedlichen Zwecken eingesetzt werden. Ich persönlich halte nicht so viel davon, Kraftobjekte zu benutzen. Ich finde es besser, mit den Kräften zu arbeiten, die im Menschen und überall in der Natur frei vorhanden sind. Nach Silver Bears Vorstellung sind Kraftobjekte etwas Archaisches, wovon wie uns emanzipieren sollten. Ja ... will ich dir doch gerade erklären! Man kann sie als Spiegel benutzen, um Dämonen abzuwehren, wenn man an so was glaubt. Oder man kann Energien in ihnen bündeln. Da der Kristall draußen am Haus aufgehängt wurde, tippe ich eher auf eine Abwehrfunktion. Fragt sich nur, von wem er da hingehängt wurde. Da hat Mario das mit den Indianern wohl nicht nur geträumt.«
    »Sieht ganz so aus«, erwiderte Susanne. »Ich glaube, er könnte Hilfe gebrauchen. Schamanische Hilfe, mein ich.«
    »Aus alledem höre ich heraus, dass es dir lieb wäre, wenn ich heute noch nach Köln komme und mit ihm rede ...«
    »Also, taktvollerweise hätte ich gesagt, morgen wäre auch noch okay, aber wenn du so direkt fragst: Jaa!« Susanne klang erleichtert.
    Chris schaute auf die Uhr. Kurz nach fünf. »Okay, ich schnippele gerade noch das Gemüse für meinen Auflauf fertig und schiebe ihn in den Ofen. Damit Jonas nicht hungern muss. Dann düse ich los. Die Sache klingt ja ganz kribbelnd aufregend!« Sie ließ sich noch den Weg zu Feltens Haus erklären.
    Kurze Zeit später war die Auflaufform gefüllt. Chris stellte sie in den Backofen und schaltete ihn ein. Sie freute sich schon auf das, was Jonas ihr zum Aufwärmen übrig lassen würde. So, dachte sie, jetzt bekommt er einen dicken Kuss und ich bringe ihm schonend bei, dass er allein essen muss. In diesem Moment kam Jonas in die Küche. »Schamanischer Feuerwehreinsatz?«, fragte er.
    Chris schaute ihn etwas erstaunt an.
    »Na, wenn Susanne am Telefon so klingt, kommt sie meistens bei einem Fall nicht weiter und braucht deine Hilfe.«
    »Stimmt.«
    »Soll ich mitkommen? Ich stecke vorsichtshalber meine Knarre ein, dann kann ich meine Herzallerliebste gegen bissige schwarze Jaguare und andere Gefahren des Großstadt-Dschungels verteidigen.«
    Chris lachte. »Aber was wird aus dem Auflauf?«
    »Du hast ihn doch grad erst reingeschoben. Nimm ihn wieder raus und stell ihn in den Kühlschrank. Für später. Oder morgen.«
    »Dann nehmen wir Mister Brown aber auch mit. Ich glaube, er hat einen dieser Tage, wo er melancholisch würde, wenn wir ihn allein zurückließen.«
    Heute freute sie sich, dass Jonas mitkam. Falls nicht, falls sie lieber allein losgezogen wäre, hätte sie ihm das gesagt und er hätte es akzeptiert. Das war etwas, was sich zwischen ihnen im Vergleich zu früher, vor ihrer Trennung, positiv verändert hatte: Jonas klammerte nicht mehr. Er ließ ihr Raum allein zu sein, pflegte in dieser Zeit eigene Freundschaften und Hobbys: Gärtnern, Holzwerkeleien, mit Freunden angeln gehen, lesen. Aber gerade weil sie beide stärker als früher auch ihr eigenes Leben lebten, waren die Zeiten, die sie miteinander verbrachten, intensiver – auf eine leichtere, freiere Weise, ohne so viel Einengung. Eine wohltuende Entwicklung.
    Und irgendwie schienen ihre Bedürfnisse sich immer besser zu synchronisieren: Früher war es häufig vorgekommen, dass Jonas gerade dann Zeit und Aufmerksamkeit forderte, wenn sie lieber allein gewesen wäre, oder dass, wie sie zugeben musste, umgekehrt sie ihn genervt hatte. Jetzt aber hatten sie immer öfter dann Zeit füreinander, wenn sie auch beide Lust aufeinander hatten. Vielleicht liegt’s einfach daran, überlegte sie, dass wir beide heute positiver denken und mehr in Harmonie mit der Welt um uns leben. Das ist doch was!
    Sie wählten Jonas’ Kombi, weil der sich auf der Straße flotter und sparsamer bewegen ließ als der Landy. Mister Brown nahm hechelnd den Kofferraum in Beschlag. Chris lehnte sich im Beifahrersitz zurück. Jonas fuhr sehr souverän, zügig, aber ohne zu rasen. Und bei ihm hatte sie das beruhigende Gefühl, dass er ein Auto auch in Grenzsituationen beherrschte: Er absolvierte regelmäßig Fahrsicherheitstrainings, um es bei polizeilichen Autoverfolgungsjagden mit flüchtenden Ganoven aufnehmen zu können. So etwas kam in der Eifel zwar selten vor, aber man konnte ja nie wissen.
    »Bin heute in Philosophierstimmung«, sagte Jonas nach ein paar Kilometern.
    Das Philosophieren gehörte zu seinen mit Leidenschaft betriebenen Hobbys. Auch

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