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Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Wendland & Adrian 03 - Nachtauge

Titel: Wendland & Adrian 03 - Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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größer, denn da wusste ich ja bereits, dass der Traum real war.«
    »Wissen Sie denn noch, wann Sie etwa aufgewacht sind?«
    »Beim ersten Mal kann ich es nur schätzen. Als es wieder passierte, habe ich aber auf die Uhr geschaut. Es war kurz nach Mitternacht. Als Onkel Arne mir erzählte, dass Krupka wirklich um diese Zeit gestorben ist, war ich völlig fertig, habe aber versucht mir nichts anmerken zu lassen.«
    »Verrückt sind Sie jedenfalls nicht«, sagte Susanne. »Ich habe eine Freundin, die gelegentlich auch solche Träume hat. Hellsichtig nennt man das wohl.«
    Mario seufzte erleichtert. »Dann ist es also nicht ... nicht total abartig ...«
    »Keineswegs.« So lange ist es noch gar nicht her, dachte Susanne, drei Jahre vielleicht, da hätte ich solche Geschichten wirklich für abartig gehalten und die Aussage des Jungen nicht ernst genommen. Aber man lernt im Leben ja nie aus. »Es ist gut, dass Sie mir davon erzählt haben. Wissen Sie, vielleicht sollten Sie mal mit meiner Freundin reden. Sie kennt sich mit solchen ... Phänomenen besser aus als ich. Was ist, soll ich sie anrufen?«
    Dass er und Chris beide fast die gleichen Träume gehabt hatten, mochte Susanne ihm noch nicht erzählen. Sie hatte keine Ahnung, wie der Junge das verkraftet hätte.
    »Ist sie auch Polizistin?«, fragte er unsicher.
    »Nein. Wir sind privat befreundet. Sie ist ... na ja, eine moderne Schamanin.«
    »Oh. Ich habe mal ein Buch über Schamanismus gelesen. Da habe ich einiges wieder gefunden, das ich aus meinem eigenen Leben kenne. Sonderbare Träume zum Beispiel.«
    Susanne klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. »Na, dann wird es ja Zeit, dass Sie mal die Bekanntschaft einer leibhaftigen Schamanin machen!«
    Mario schien einen Moment mit sich zu ringen, dann sagte er mit erkennbarer Überwindung: »Es ist ja nicht nur der schwarze Jaguar, der mir Angst macht. Da sind auch noch diese Leute ...«
    »Welche Leute?«
    »Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob sie wirklich da waren, oder ob ich sie nur im Traum gesehen habe. Aber andererseits sind die beiden Männer ja auch wirklich gestorben. Das mit den Leuten war in der zweiten Nacht, nachdem ich von Krupkas Tod geträumt hatte. Ich bin plötzlich aufgewacht, schweißgebadet. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr frage ich mich, ob ich vielleicht doch nicht wirklich aufgewacht bin. Jedenfalls habe ich sie dann rufen
hören ...«
    Susanne bemühte sich ihre Ungeduld im Zaum zu halten. »Wer hat gerufen?«
    »Die junge Frau und die alte Frau. Nein, gerufen hat eigentlich nur die junge Frau. Die alte hat etwas gemurmelt, nein, eigentlich mehr gesungen, in einer fremden Sprache. Ich hab nichts verstanden. Aber es hat mich an irgendwas erinnert.«
    »Und die junge Frau – was hat sie gerufen?«
    »Das habe ich klar und deutlich verstanden: Nachtauge!«
    »Wie bitte?«
    »Sie hat gerufen: ›Nachtauge! Nachtauge! Du musst aufwachen! Es ist Zeit!‹« Tickte er womöglich doch nicht ganz richtig? Susanne kamen Zweifel. »Und wo waren sie, diese beiden Frauen?«
    »Sie glauben mir nicht, stimmt’s? Aber das kann ich verstehen. Es klingt ja auch wirklich total verrückt. Kommen Sie!« Er ging hinaus auf den Balkon. »Dort.« Er zeigte hinunter auf den Rasen. »Da haben sie gestanden. Und ich glaube, dass da hinten bei den Sträuchern noch zwei Leute waren. Die konnte ich aber nur schattenhaft erkennen.«
    »Wie haben die beiden Frauen denn ausgesehen?«
    »So viel hab ich nicht erkennen können. Es war ja dunkel und von der Straßenlaterne hinter den Bäumen dringt nur wenig Licht in den Garten. Die alte Frau war dick und etwas gebeugt. Die junge Frau habe ich besser gesehen, weil sie zu mir hochgeschaut hat, sodass das Mondlicht auf ihr Gesicht fiel. Ich glaube, sie war sehr schön. Und ich glaube sie war ... Indianerin.«
    »Eine Indianerin?« Das Ganze wurde immer sonderbarer. »Hattest du denn den Eindruck, dass sie gefährlich waren? Ich meine, dass sie dir etwas antun wollten?«
    Mario starrte nachdenklich hinunter in den Garten. »Ich glaub nicht. Die Stimme der jungen Frau klang eher ... ruhig. Und dieser Singsang der alten Frau ... er hat etwas in mir berührt.« Er legte die Hand auf die Brust. »Da ganz tief drinnen.« Dann schüttelt er den Kopf. »Wenn ich nur wüsste, was das alles zu bedeuten hat!«
    »Das weiß ich auch noch nicht, Mario. Aber vielleicht können wir es gemeinsam herausfinden. Sind Sie bereit mit meiner Freundin zu sprechen?«
    Mario nickte

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