Wenn Alkohol zum Problem wird
Alkoholkonsum mit sich bringt. Disziplinarmaßnahmen sollten deshalb immer mit Hilfsangeboten gekoppelt werden.
»Konstruktionsdruck aufbauen«. So entsteht ein positiv wirkender »konstruktiver Druck«, der den Betroffenen stärker mit den Fakten konfrontiert, die Auseinandersetzung mit sich selbst und damit seine Motivation fördert. Gleichzeitig müssen – abhängig von Person und Situation – im Gespräch mit dem Betroffenen Auflagen erarbeitet werden, die er tatsächlich auch erledigen kann, die ihn also weder über- noch unterfordern oder ihn in eine vielleicht ausweglose Situation bringen. Ausweglos wäre es z. B. für einen körperlich abhängigen Alkoholkranken, wenn er »sofort« mit dem Trinken aufhören soll.
Gestuftes Konzept entwickeln. Hilfreich kann deshalb nur ein Abkommen sein, das dem Betroffenen in einem gestuften Konzept eindeutig die Folgen seines Trinkverhaltens aufzeigt, aber auch die positiven Alternativen bei einer Verhaltensänderung beschreibt. Dabei müssen der Vorgesetzte, der Betriebsrat, der (Ehe)partner usw. vor dem Abkommen sicher sein, dass bei einem Rückfall bzw. bei Nichterledigung der vereinbarten Auflagen die besprochenen Folgen auch konsequent in die Tat umgesetzt werden können (»zugewandte Konsequenz«).
Konsequent handeln. Den Betroffenen von Anfang an schwerste Konsequenzen (»Disziplinarmaßnahmen«) anzudrohen (z. B. Kündigung, Scheidung) ist deshalb meist falsch. Es wird dabei nicht bedacht, dass es keineswegs genügt, einen Abhängigen durch ein einmaliges Gespräch von seiner Sucht befreien zu wollen. Ihn zur Behandlung zu motivieren erfordert vielmehr oft langwieriges und geduldiges, dabei aber – wie gesagt – gemeinsames und konsequentes Handeln!
Betriebsvereinbarungen. In vielen größeren Betrieben gibt es auch konkrete Betriebsvereinbarungen, die den Umgang mit alkoholauffälligen oder alkoholkranken Mitarbeitern regeln. Auf diese wird im konkreten Einzelfall Bezug genommen.
Entgiftung (körperlicher Entzug)
Eine Entgiftungsphase ist immer dann notwendig, wenn Sie schon seit längerer Zeit unter Alkohol gestanden haben und deshalb Entzugserscheinungen (siehe → S. 16 ) zu befürchten sind. Wenn die Entzugserscheinungen sehr stark sind, sollte die Entgiftung im Krankenhaus durchgeführt werden. Sie kann einige Tage bis einige Wochen dauern. Während dieser Zeit erhalten Sie Medikamente, mit denen die Entzugserscheinungen gedämpft und die körperlichen Alkoholfolgeschäden (siehe → S. 48 ff .) behandelt werden können. In leichteren Fällen kann die Entgiftung ohne Medikamente durchgeführt werden; sie kann dann auch ambulant geschehen, immer aber unter ärztlicher Überwachung.
Welche Medikamente helfen beim Entzug?
Clomethiazol und Benzodiazepine können ebenfalls relativ schnell abhängig machen und sollten daher bevorzugt im Rahmen einer stationären Entzugsbehandlung eingesetzt werden.
Die Symptome des Alkoholentzugs, wie Zittern, Schwitzen, Unruhe, Schlafstörungen, können sehr unangenehm sein, jedoch bei ausreichender Betreuung und Pflege häufig ohne Medikamente bewältigt werden. Bei schwereren Entzugserscheinungen, insbesondere mit ausgeprägten Kreislaufstörungen, bei Patienten mit bekannter Neigung zu epileptischen Anfällen, bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder bei einem drohenden Delir ist in jedem Fall eine medikamentöse Behandlung der Entzugserscheinungen notwendig. Während man leichtere Entzugssyndrome durchaus auch ambulant behandeln kann, wird bei schweren Entzugserscheinungen eine stationäre Behandlung notwendig.
Die beiden wichtigsten heute zur Behandlung des Alkoholentzugssyndroms eingesetzten Medikamente sind Clomethiazol (Distraneurin) sowie verschiedene Benzodiazepine, z. B. Diazepam(Valium). Beide Substanzgruppen sind starke Schlaf- und Beruhigungsmittel, sogenannte Hypnotika.
Clomethiazol (Distraneurin)
Clomethiazol ist ein häufig verwendetes Mittel zur Behandlung von stärkeren Entzugserscheinungen. Es wirkt sehr beruhigend und hat sich beim Alkoholismus in der Entgiftungsphase und insbesondere bei der Behandlung des Delirium tremens bewährt. Gegenüber den früher angewandten Medikamenten konnte Clomethiazol die Sterblichkeitsrate beim Delirium tremens beträchtlich senken. Es hat jedoch den großen Nachteil, dass es seinerseits zur Abhängigkeit führen kann. Es darf deshalb nie ohne ärztliche Verordnung und auch dann nicht länger als etwa zehn Tage in vorgeschriebener Dosierung verabreicht werden.
Weitere Kostenlose Bücher