Wenn Alkohol zum Problem wird
Aufgrund dieses hohen Suchtpotenzials sollte es nicht ambulant gegeben werden. Immer wieder kommt es bei ambulanter Behandlung mit Clomethiazol zu sekundären Suchtentwicklungen bei Alkoholkranken, die dann sozusagen auf dieses Medikament »umsteigen«. Bei sorgfältiger Handhabung in der Klinik ist es aber ein sehr sicheres Medikament. Wichtige Nebenwirkungen sind eine vermehrte Absonderung von Bronchialschleim (Vorsicht ist daher bei Lungenerkrankungen geboten) und (bei Überdosierung) die Gefahr von Herzstillständen oder Koma.
Benzodiazepine
Sowohl Benzodiazepine wie auch Clomethiazolverstärken bei gleichzeitiger Einnahme die Wirkung von Alkohol!
Ähnliches gilt für Benzodiazepine, die in der Medizin häufig als Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie als angstlösende Medikamente eingesetzt werden. Vor allem Diazepam (Valium) und einige andere Benzodiazepinpräparate haben sich in der Therapie des Alkoholentzugssyndroms und Alkoholdelirs bewährt, denn sie vermindern die Entzugserscheinungen und das Risiko für epileptische Anfälle. Sie sind im Vergleich mit anderen Psychopharmaka sehr »sichere Medikamente«, d. h., dass auch relativ hohe Dosen vom Patienten in der Regel toleriertwerden. Auch hier gilt: Eine Entzugsbehandlung mit Benzodiazepinen sollte im stationären Rahmen durchgeführt werden, da ansonsten Suchtentwicklungen drohen. Benzodiazepine haben auch eine relativ lange Wirkdauer, Hang-over-Effekte am nächsten Tag sind nicht selten. Ähnlich wie beim Clomethiazol steigen viele Patienten von Alkohol häufig auf Beruhigungs- und Schlafmittel um und haben dann Doppel- und Mehrfachabhängigkeiten.
Neben den genannten Substanzen werden auch einige andere Medikamente zum Alkoholentzug eingesetzt, wie z. B. Blutdruckmittel oder Antiepileptika. Diese Medikamente sind ebenfalls verschreibungspflichtig und gehören in die Hand des erfahrenen Arztes, da bei falscher Anwendung Vergiftungen drohen.
Krankheit als Chance – was soll das heißen?
Ein geflügeltes Wort lautet: »Jede Medaille hat zwei Seiten!« So ist es auch mit der Krankheit Alkoholismus. Freilich fühlt sich jeder, der sich eingestehen muss, alkoholkrank zu sein, erst als Versager, als einer, der eine schwere Niederlage erlitten hat. Man wehrt sich innerlich deshalb lange gegen die Erkenntnis, sucht nach Argumenten dagegen, verheimlicht und versteckt seine Probleme – und muss schließlich doch vor seiner Krankheit kapitulieren
Man kann die Suchtkrankheit auch als Chance zu persönlichem Wachstum verstehen. – Abstinente Alkoholiker sind oft starke Persönlichkeiten.
Wenn Sie etwas zur Ruhe kommen z. B. im Krankenhaus in der ersten Zeit nach der Entgiftung, oder wenn es Ihnen gelingt, etwas Abstand zu Ihren Problemen, Ängsten und Selbstvorwürfen zu bekommen und damit vielleicht auch etwas Abstand zum Thema »Alkohol«, dann können Sie auch auf die andere Seite der Medaille schauen. Denn eine Suchterkrankung ist auch eine Chance! Die Chance, etwas ändern zu können und zu müssen.
Prinzipiell bieten auch andere Krankheiten die Chance zu dieser Erkenntnis, denn auch andere Krankheiten haben seelische und körperliche Ursachen und/oder Auswirkungen. Jeder Schmerz ist ein Alarmsignal, ein Notruf unseres Körpers, nicht weiter so »misshandelt« zu werden. Es kann letztlich nicht ausreichen, den Schmerz mit einer Tablette oder einer Operation zu beenden – man muss die Ursachen erkennen und beheben, weil er sonst an dieser oder einer anderen Stelle wieder aufleben wird.
Veränderung ist nötig und möglich!
Im vorigen Kapitel haben wir gesehen, dass die Ursachen des Alkoholismus nicht allein in der Alkoholwirkung zu suchen sind. Die Lebensführung des Betroffenen, das Vermeiden von Problemen, der unkontrollierte, wenig bewusste Umgang mit dem Suchtmittel und andere der psychischen Gesundheit wenig förderlichen Verhaltensweisen tragen dazu bei. Deshalb geht es auch bei der Entwöhnung darum, neue, gesündere Verhaltensweisen auszuprobieren und einzuüben. Ohne Alkohol haben Sie die Möglichkeit, Ihr Leben zufriedener und freudvoller zu erleben (im wahrsten Sinne des Wortes!). Ein zufriedeneres Leben ist nur ohne Alkohol möglich ist: Sie müssen auf nichts verzichten – sondern Sie brauchen den Alkohol nicht mehr! .
Welche Chancen die Krankheit Alkoholismus bietet (also die zwei Seiten derselben Medaille!), macht eine Gegenüberstellung von Begriffen deutlich, deren Anfangsbuchstaben auf der einen Seite das Wort »Alkoholismus«
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