Wenn alle anderen schlafen
stehen, hustend von
den giftigen Dämpfen, die Pistole beidhändig im Anschlag. Die Flammen schossen jetzt
höher empor — aber nicht aus dem Haus.
Woher?
Ein 200-Liter-Ölfaß, drüben bei
einem der Schuppen. Hy hatte es dort aufgestellt, für das Altöl aus dem
Flugzeug und dem Pick-up. Direkt dahinter war — »Himmel! Der Propantank!«
Das einstige Haupthaus auf
diesem Grundstück war durch eine Explosion und — das nachfolgende Feuer
zerstört worden. Ich konnte nicht zulassen, daß dasselbe mit unserem Häuschen
passierte.
Ich wollte losrennen, auf das
Faß zu und kapierte dann, daß D’Silva genau das wollte. Sie war dort draußen,
lauerte auf mich, bewaffnet.
Oder doch nicht? Würde sie
wirklich so dicht bei den Flammen bleiben, auf die Gefahr hin, von der
Explosion zerfetzt zu werden? Nein. Ihr Verhalten in letzter Zeit war zwar
selbstzerstörerisch gewesen, aber tief drinnen hatte sie denselben Lebenswillen
wie ich. Sie hatte mich von der Maschine weggelockt, und jetzt wartete sie
irgendwo ab, in sicherer Distanz. Um dann —
Keine Zeit jetzt, darüber
nachzudenken.
Ich wagte mich langsam zwischen
den Bäumen hervor, schußbereit. Schwenkte das umliegende Terrain mit der Waffe
ab, während ich auf das Feuer zurannte. Das Faß stand gefährlich dicht beim
Propantank, und ringsum war das bißchen Vegetation, das sich auf dem sandigen
Boden halten konnte, bereits versengt. Ich spürte die Hitze auf Gesicht und
Händen.
Ich guckte mich um und sah
einen Holzbalken an der anderen Seite des Schuppens lehnen. Ich rannte hin,
stopfte die .357 in meinen Jeansbund und packte den Balken. Schleppte ihn rüber
zum Propantank und rammte das eine Ende in den Sand unter dem Ölfaß. Bohrte es
tiefer hinein, noch tiefer, lehnte mich dann mit meinem ganzen Gewicht auf den
Balken.
Das Faß neigte sich ein wenig,
fiel dann aber wieder zurück und hebelte den Balken hoch, so daß er mir genau
in den Bauch schlug. Ich stöhnte, zwang ihn wieder hinunter. Setzte mich
rittlings darauf wie auf eine Wippe und brachte das Faß zum Umkippen.
Der Balken hatte jetzt keinen
Widerstand mehr; er krachte zu Boden und ich mit. Als ich mich wieder
hochrappelte, sah ich das Faß feuerspuckend auf das Häuschen zurollen.
Ich schnappte mir den Balken,
schleifte ihn um das Faß herum und rammte es von vorn. Seine Wucht brachte mich
ins Taumeln, aber ich konnte es stoppen. Ich schob mit aller Kraft und begann,
das Faß die leichte Steigung zum Klippenrand hinaufzurollen. Meine Augen und
meine Lunge brannten von dem giftigen Rauch, die Hitze versengte mein Gesicht;
Schweiß und Tränen verschleierten mir die Sicht. Noch immer schossen Flammen
aus dem Faß und glosten auf dem Sand.
Noch ein Meter, und die
Felskante war erreicht — doch dann trat ich auf ein Fleckchen glitschiges,
fettblättriges Eiskraut, und die Füße rutschten mir weg. Als das Faß
zurückzurollen begann, kam ich auf die Knie, hielt mit aller Kraft dagegen; das
Faß blieb, wo es war. Ich manövrierte mich in eine Kauerstellung, die Schulter
gegen das Balkenende gestemmt, und legte mich ein letztes Mal ins Zeug.
Das Faß kippelte einen Moment
lang auf der Kliffkante, lodernd im ablandigen Wind. Dann neigte es sich
langsam vornüber. Der Balken flutschte ins Leere, wodurch ich ebenfalls
vornüberfiel. Ich legte das letzte Stück halb kriechend zurück und sah, wie das
Faß von einem hohen Felssims sprang und wie eine verlöschende Leuchtkugel aufs
Wasser hinabsauste. Ein mächtiges Platschen, ein Zischen, dann nichts mehr,
außer dem Brandungsgeräusch.
Ich sank keuchend in das kühle
Eiskraut, rieb mein heißes Gesicht daran.
Und hörte hinter mir einen
Motor anspringen.
Die Citabria!
Ich rappelte mich hoch, fühlte
in meiner Jackentasche nach den Flugzeugschlüsseln; sie waren da. Drüben auf
dem Abstellplatz leuchteten das Warnblinklicht und die Positionslichter der
Citabria auf.
Ich rannte los.
Wie hat sie sie angekriegt? Oh,
klar — die
Zweitschlüssel am Haken im Wandschrank, drinnen im Häuschen.
Die Maschine rollte los, drehte
in den Wind. Ich rannte weiter, schrie, obwohl ich wußte, daß sie mich nicht
hören konnte.
Sie hat den Motor nicht
Warmlaufen lassen! Sie hat noch nie eine Spornradmaschine geflogen.
D’Silva gab Vollgas. Die
Maschine beschleunigte. Gierte kurz weg, als sei sie in Gefahr, von dem starken
Seitenwind aus der Bahn getrieben zu werden. Fing sich wieder.
Vielleicht hat sie ja doch
einen Todeswunsch. Oder sie ist einfach nur
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