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Wenn alle anderen schlafen

Wenn alle anderen schlafen

Titel: Wenn alle anderen schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sie tröstet, wenn sie
traurig ist. Und die bald offiziell ihre Mutter sein wird.«
    »Ihr wollt sie adoptieren!«
    Er nickte mit einem breiten
Grinsen. »So ist es. Ihre Verwandten in Azad haben beschlossen, sie
freizugeben. Minderwertiges Blut seitens der Mutter, du weißt ja.«
    »Seitens der Mutter! Ihr Vater
war ein Soziopath, und diese ganze Sippe ist geistesgestört!«
    »Und ich danke Gott, daß sie
nicht versuchen, Habiba an sich zu reißen. Ich wollte dich schon länger fragen,
ob es dir recht ist, wenn ich dich beim Vormundschaftsgericht als Referenz
angebe.«
    »Klar doch. Es wird mir ein
Vergnügen sein, etwas dafür zu tun, daß die Adoption möglichst schnell über die
Bühne geht. Mehr als ein Vergnügen! Das ist ja eine wunderbare Wendung der
Dinge!«
    »Danke.« Hank erhob sich und
winkte mich zur Sitzecke hinüber. »Also, was hast du auf der Seele?«
    »Muß ich was auf der Seele
haben, um mal reinzuschauen und ein bißchen mit dir zu schwatzen?«
    »Nein, aber du wirkst so
angespannt.« Er legte mir die Hände auf die Schultern, massierte die Muskeln
mit den Daumen. »Lauter dicke Knubbel. Was ist los?«
    Ich ließ mich in einen der
Ledersessel sinken. Er setzte sich in den anderen und sah mich teilnahmsvoll
an. »Ein juristisches Problem?«
    »Vielleicht. Laß mich’s dir
kurz schildern.«
    Als ich ihm die Sache mit
meiner Doppelgängerin erzählt hatte, fragte er: »Hast du eine Ahnung, wer diese
Frau ist oder warum sie das tut?«
    »Nicht die leiseste, und ich
habe viel drüber nachgedacht. Sie kann alles mögliche sein, von einer
verärgerten Exklientin bis hin zu jemandem mit einem persönlichen Motiv. Oder
sie könnte mich einfach nur zufällig ausgesucht haben. Das ist die
allerunheimlichste Variante.«
    Er nahm die Brille ab, putzte
sie und dachte nach. »Hat Greg den Einbruch zu Protokoll genommen?«
    »Er hat gesagt, er würde es
tun. Und ich habe ihm eine Aufstellung der übrigen Vorfälle gefaxt, damit sie
aktenkundig sind, wenn ich die Identität dieser Frau ermittelt habe.«
    »Wenn du ihre Identität
ermittelt hast?«
    »Wer denn sonst? Die Polizei
hat Wichtigeres zu tun, als sich um irgendeine Frau zu kümmern, die mich
belästigt.«
    Er zog eine Grimasse und
nickte.
    »Was ich dich fragen wollte«,
fuhr ich fort, »ist, ob ich, sobald ich weiß, wer sie ist, irgendeine
rechtliche Handhabe gegen sie habe, auch wenn ich nicht beweisen kann, daß sie
in mein Haus eingebrochen ist.« Hank um juristischen Rat zu bitten brauchte mir
nicht unangenehm zu sein; ich zahlte Altman und Zahn eine Jahrespauschale, genau
wie sie mir — unsere Methode, Komplikationen auf der privaten wie auf der
beruflichen Ebene zu vermeiden.
    Er dachte kurz nach,
vornübergebeugt in seinem Sessel, das Kinn auf den verschränkten Fingern.
»Sorry, Shar, ich sehe da keine juristische Handhabe, es sei denn, du kannst
ihr den Einbruch nachweisen. Ansonsten hat sie keine strafbare Handlung
begangen.« Das war genau das, was ich befürchtet hatte — und was ich nicht
hören wollte. »Du meinst, jemand kann herumlaufen und sich auf Partys für mich
ausgeben, unter meinem Namen mit irgendwelchen Männern schlafen, auf dem
Flugplatz herumschnüffeln und Hys Maschine suchen — und ich kann nichts dagegen
tun?«
    »Na ja, wir könnten einen
Zivilprozeß anstrengen und zu beweisen versuchen, daß sie dir beruflich geschadet
hat, weil du durch sie Klienten verloren hast, aber dafür brauchten wir
wesentlich mehr Belege als nur die Sache mit dem Kunsthändler. Ansonsten ist es
schwer, einen Schadensnachweis zu erbringen, wenn man eine öffentliche Figur
ist.«
    »Eine was?«
    »Shar, wie oft waren dein Name
und dein Bild inzwischen in der Zeitung? Von dem People -Artikel ganz zu
schweigen. Und dann noch die Auftritte in Radio- und Fernsehtalkshows —«
    »Das war doch nur zu
Werbezwecken!«
    »Warum ist egal. Diese Dinge
haben dich zu einer Person des öffentlichen Leben gemacht.«
    »Aber —«
    »Hör zu, ich könnte — mit Hilfe
eines plastischen Chirurgen und einer Kostümbildnerin — heute abend ins
Palomino rüberspazieren und so tun, als wäre ich Harrison Ford. Ich könnte alle
unter den Tisch trinken, auf den Fußboden kotzen, sämtliche Gäste beschimpfen —
und Harrison könnte absolut nichts dagegen machen.«
    »Aber er ist ein Filmstar, und
ich bin nur —«
    »Die Definition einer Person
des öffentlichen Lebens variiert beträchtlich, je nachdem, wer sie aufstellt.«
    »Himmel!«
    »Okay, beruhige

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