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Wenn alle anderen schlafen

Wenn alle anderen schlafen

Titel: Wenn alle anderen schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Muster ist. Und
danach... Das bereden wir dann.« Die Sprechanlage summte. »Ich muß einen
anderen Anruf entgegennehmen.«
     
    »Ms. McCone, hier Kelly, vom
Richman-Labor. Wir haben jetzt die Ergebnisse für die Gegenstände, die Sie am
Dienstag zur Untersuchung hergebracht haben. Keine Fingerabdrücke auf der Tüte,
der Flasche oder dem Haftzettel. Die Folienversiegelung der Flasche war
unbeschädigt, und die Analyse des Weins hat keinerlei Beimengungen ergeben. Zum
Tippen des Zettels wurde eine IBM Wheelwriter 1500 benutzt.«
    Ein verbreiteter Schreibmaschinentyp,
der in Copyshops und Bibliotheken zum allgemeinen Gebrauch bereitstand. Genau
das, was ich befürchtet hatte.
     
    »Mick, kannst du mal in mein
Büro kommen? Ich habe eine neue Aufgabe für dich.«
    Zwei Minuten später war er da,
mit einer Pepsi und einem halb aufgegessenen Salamisandwich. Er stellte die
Pepsi auf meinem Schreibtisch ab. Ich schob ihm stirnrunzelnd einen Untersetzer
rüber. Daraufhin legte er das Sandwich ab und verschmierte überall Mayonnaise.
»Sorry«, brummelte er, wischte sie mit der Handkante breit und beäugte die
bereitliegende Akte.
    Ich sagte: »Das ist ein
Ermittlungsvorgang für Anne-Marie, also zieh ihn vor. Eine wichtige Klientin
von ihr läßt sich gerade scheiden und verdächtigt ihren Mann, einen
beträchtlichen Teil ihres gemeinsamen Vermögens beiseite geschafft zu haben.
Wir sollen rausfinden, wohin.«
    »Vermutlich auf ein Offshore-
oder Schweizer Konto, was es so gut wie unmöglich macht —«
    »Es sei denn, wir sammeln
Beweise, die vor Gericht dafür sprechen, daß er Gelder abgezweigt hat. Und du
wirst die Außenermittlungen durchführen, um diese Beweise heranzuschaffen.«
    Seine Miene hellte sich
deutlich auf. Micks Computerkünste nageln ihn weitgehend im Büro fest, und er
genießt jede Gelegenheit, einmal — wie er es nennt — richtig Detektiv zu
spielen.
    »Hier ist die Akte«, fuhr ich
fort. »Die Privatadresse der Zielperson steht auf dem Basisinformationsblatt.
Ich weiß bereits, daß er heute nachmittag nach L.A. fliegen soll, zu einem Meeting
eines der Aufsichtsräte, denen er angehört. Übernachtung in L. A., Rückkehr
morgen gegen Mittag. Ich habe auch schon bei Sunset Scavengers angerufen und
herausgefunden, daß sein Müll morgen früh abgeholt wird.«
    »Was hat sein Müll damit —«
    Ich lächelte und schwelgte in
meiner eigenen Heimtücke. »Alles. Du folgst diesem Mann heute nachmittag nach
SFO, um sicherzugehen, daß er den Flug auch antritt. Dann fährst du zu seinem
Haus und klaust seinen Müll.«
    »Wozu?«
    »Um ihn anschließend nach
Hinweisen auf den Verbleib der Gelder zu durchsuchen.«
    »Pfui Teufel!«
    »Ich hab’s dir ja gesagt, als
ich dich eingestellt habe — Privatdetektiv sein ist kein Glamour-Job.«
     
    »Mr. Stoddard, hier Sharon
McCone vom Ermittlungsbüro McCone. Charlotte Keim hat mich kurz vor ihrem Rückflug
aus Detroit angerufen; sie hat keinerlei Indizien dafür gefunden, daß Ihre
Verlobte unterwegs irgend etwas anderes tut als arbeiten. Möchten Sie, daß wir
die Ermittlungen einstellen?«
    »Moment mal.« Stoddard klang
außer Atem, als sei er gerade vom Joggen zurück. »So, okay, was haben Sie mich
gefragt? Die Ermittlungen einstellen? Nein, ich denke nicht. Ich weiß, daß sie
noch jemanden nebenbei hat, und es ist nur eine Frage der Zeit, daß er in
Erscheinung tritt.«
    »Natürlich setzen wir die
Observierung gern fort, aber ich muß Sie warnen: Angesichts des Reisepensums
Ihrer Verlobten könnten unsere Unkosten beträchtlich sein.«
    »Das ist es mir wert. Ich
heirate keine Frau, die mich schon vorher betrügt. Wenn sie glaubt, sie kann
ihr kleines Spielchen mit mir spielen, dann hat sie ganz fix ausgespielt.«
    Irgendwas ist hier faul, dachte
ich im Auflegen. Die Nadel meines inneren Lügendetektors schlug wie wild aus.
Ich würde Keim warnen, ihr raten, sich persönlich mit Stoddard zu treffen, um
die Situation unmittelbar einschätzen zu können. Keims Instinkte — ihre
»Verarschungssensoren«, wie sie es nannte — waren fast so gut wie meine.
     
    »Shar, Clive Benjamin auf
Leitung eins.«
    »Danke.« O Gott! Der
Galeriebesitzer würde nur dann anrufen, wenn die falsche McCone wieder in
seinem Leben aufgetaucht war. »Ja, Mr. Benjamin?«
    »Ms. McCone, ich dachte, Sie
sollten wissen, daß die Frau, die sich für Sie ausgegeben hat, offenbar den
Zweitschlüssel zu meiner Wohnung entwendet hat. Sie war gestern abend in meiner
Abwesenheit dort.

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