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Wenn alle anderen schlafen

Wenn alle anderen schlafen

Titel: Wenn alle anderen schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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ihm alles erklärt.
Er versucht noch, den Pannendienst dazu zu kriegen, nach seinem Wagen zu
gucken, und ruft dann im Buchladen an, um zu hören, wie es so läuft, und
anschließend kommt er hierher.«
    Ted wirkte erleichtert und
ängstlich zugleich. »Ist er okay?«
    »Alles bestens. Dieser Anruf am
Montag sollte dich nur in Panik versetzen. Zum Glück hat er dich dazu
getrieben, das zu tun, was du schon zwei Wochen früher hättest tun sollen.«
    »Das wirst du mir ewig
Vorhalten, was?«
    »So wie du mir meine alten
Sünden.« Ich grinste ihn an und ging in mein Büro.
     
    »Shar, jemand von der Firma
Schädlingsfrei will dich unbedingt sprechen. Auf der zwo.«
    »Von wem?«
    »Termitenbekämpfungs-Service.«
    »Ich habe keine Termiten —
soweit ich weiß.« Ich drückte auf Taste zwo. »Sharon McCone.«
    »Ms. McCone, hier ist Ellie von
der Firma Schädlingsfrei, wegen eines Termins für die Vernichtungsmaßnahme —«
    »Vernichtungsmaßnahme?«
    »In Ihrer Botschaft auf unserem
Anrufbeantworter sagten Sie, Sie hätten eine Ungezieferplage —«
    »In meinem Leben gibt es nur
eine Plage, und um die abzustellen, braucht es mehr als Ihre Dienste.«
     
    »Sharon McCone.«
    »Sharon, hier Ed.«
    » Ed?«
    »Ed Martin, vom
Abbruchunternehmen Gorilla & Co. Wir sind jetzt bei Ihrem Haus und
könnten anfangen, die Einfahrt aufzubaggern, aber ich brauche noch Ihre
Unterschrift auf dem Auftragsformular.«
    »Rühren Sie meine Einfahrt
nicht an!«
    »Aber Sie haben doch gesagt,
unser Voranschlag —«
    »Wehe, einer von Ihren Gorillas
setzt auch nur einen Fuß in meine Einfahrt! O Himmel, was denkt sie sich als
nächstes aus?«
     
    »Ms. McCone.« Die Stimme klang
gedämpft, formell und ein bißchen ölig. Getragener Ernst überdeckte eine
gewisse Freude. »Mein aufrichtiges Beileid Ihnen und Ihrer Familie.«
    »Beileid? Familie? Wer ist da?«
    »Oh, der Herr, der meinen Anruf
entgegengenommen hat, hat Ihnen meinen Namen nicht genannt. Hier ist Bradley
Sampson, vom Bestattungsinstitut Sampson und Sampson. Sie hatten uns
angerufen.«
    Ich knirschte mit den Zähnen
und sagte: »Angerufen.«
    »Ms. McCone, wir wissen, daß
Sie in diesen schweren Tagen extrem belastet sind, aber Sampson und Sampson ist
für Sie da. Sie haben heute in der Mittagspause unserem Anrufbeantworter
mitgeteilt, daß Sie voraussichtlich demnächst unsere Dienste benötigen werden.«
    Ich bohrte meinen Bleistift so
fest in den Schreibblock, daß die Spitze abbrach. »Mr. Sampson —«
    »Ms. McCone, ich höre Ihnen die
Belastung an. Der Verlust oder bevorstehende Verlust eines geliebten Menschen
—«
    »Mr. Sampson, haben Sie das
Band da?«
    »Das... Band?«
    »Die
Anrufbeantworter-Aufnahme!«
    »Oh, äh, ja.«
    »Spielen Sie sie mir vor,
bitte.«
    »Ein sehr ungewöhnlicher...
gewiß.«
    Klicken und Surren, während er
zurückspulte, dann eine Stimme, deren erstickter Klang durchaus trauerbedingt
hätte sein können: »Mein Name ist Sharon McCone. Ich werde voraussichtlich in
den nächsten Tagen Ihre Dienste benötigen, Bitte rufen Sie —«
    »Das reicht!« schrie ich. Ich
knallte den Hörer auf die Gabel, stand auf und rannte auf den Steg hinaus. »Das
reicht!« brüllte ich so laut, daß es der ganze Pier hören konnte.
    Drunten holte Hank gerade etwas
aus seinem Wagen. Er richtete sich auf und fuhr sich stirnrunzelnd durchs
graubraune Haar. Auf dem Eisensteg gegenüber unterbrachen Tony Nakayama und
einer seiner Partner ihr Gespräch und starrten herüber. Und Glenna Stanleigh,
die eben irgendwelche Filmgerätschaften in ihren Bronco laden wollte, rief:
»Sharon? Möchten Sie vielleicht was von meinem Beruhigungskräutertee?«
    Dann drehten wir alle die
Köpfe, da ein Wagen durch die Toreinfahrt schoß — Neals Honda, viel zu schnell.
So schnell, daß ich, wenn ich nicht selbst die Einstellung der Fahnung
veranlaßt hätte, davon ausgegangen wäre, daß ihm die Polizei an den
Hinterrädern klebte.
     
    Neal, Ted, Charlotte und ich
standen um den Tisch im Konferenzraum herum und starrten auf einen wahrhaft
bizarren Salat. Die Holzschüssel, die Neal mitgebracht hatte — eine aus seiner
eigenen Küche — enthielt eine Mischung aus Tomaten, Radieschen, Oliven, Bohnen,
Champignons — und welkem Unkraut mit Dreckklumpen an den Wurzeln. Garniert war
das Ganze mit einem Sortiment toter Insekten.
    Auf dem Begleitzettel stand in
Blockbuchstaben:
     
    WAS SAGST DU ZU DIESER
DELIKATESSE, SCHWUCHTEL?
     
    »Ungefähr so appetitlich wie
überfahrene

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