Wenn auch nur fuer einen Tag
mindestens genauso, wo es bei ihr doch immer nur um Äußerlichkeiten geht. Wahrscheinlich hat er einen Haufen Geld.«
»Also wirklich, woher kennst du Lukas überhaupt so gut?«, frage ich irritiert. »Habt ihr gemeinsame Seminare?«
»Was? Nein, ganz bestimmt nicht, diese Glupschaugen und Gelhaare wären mir doch aufgefallen. Sorry, war nicht so gemeint, vielleicht ist er ja tatsächlich ganz nett. Aussehen ist schließlich nicht alles.«
Ich will gerade etwas erwidern, doch Alex kommt mir zuvor. »Oh Mann, ich halt’s nicht mehr aus«, stöhnt er und steht auf. »Ich wollte sowieso noch zum Fußball und ihr Mädels seid anscheinend auch ohne mich bestens beschäftigt.« Er gibt Carla zum Abschied einen Kuss. »Ich ruf dich morgen an, okay?« Bevor er aus der Tür ist, dreht er sich noch einmal zu ihr um. »Und sei bitte ein bisschen weniger direkt«, murmelt er.
»Pfft, weniger direkt!«, brummt Carla. »Wäre ich die ganze Zeit über indirekt geblieben, wären wir garantiert noch immer nicht zusammen.«
Als er weg ist, knüpfe ich wieder an das eigentliche Thema an. »Ich versteh nicht ganz, was du meinst. Ich finde Lukas sogar ziemlich attraktiv, um ehrlich zu sein. Na ja, bis auf die Tatsache, dass er sich die Haare blondiert vielleicht. Aber sein Lächeln ist einfach –«
»Was?«, unterbricht mich Carla. »Er ist blond ?«
»Ja klar, blond ist eher noch untertrieben.«
Meine Cousine schüttelt resolut ihre Locken. »Dann meine ich jemand anderen«, sagt sie. »Auf jeden Fall!«
»Warte mal …« Ich krame mein Handy hervor und zeige ihr das Foto von Lukas.
»Was, den meinst du?«, fragt Carla erstaunt und schnalzt beeindruckt mit der Zunge. »Ja, den habe ich tatsächlich ein paarmal in irgendwelchen BWL-Kursen gesehen, aber … Tamaras Freund ist er nicht, der sieht komplett anders aus. Er hat dunkle Haare und ansonsten eine erschreckende Ähnlichkeit mit Gollum aus Herr der Ringe . Der einzige Unterschied besteht darin, dass er herumläuft wie ein typischer Schnösel – mit Anzug und Krawatte. Puh, jetzt bin ich aber ehrlich erleichtert, ich hatte schon ernsthaft an deinem Verstand gezweifelt.«
Ich schüttle, noch immer verwirrt, den Kopf. »Und wo hast du Tamara mit ihrem Gollum-Freund gesehen?«
»Also, letzte Woche hat er sie in seinem SLK zu unserem Treffen mit der Arbeitsgruppe gefahren, allerdings war ich mir da noch nicht so sicher, ob die beiden wirklich ein Paar sind. Ich hatte das Gefühl, sie wollte nicht so wirklich mit ihm gesehen werden und hat sich ziemlich schnell von ihm verabschiedet. Aber gestern Abend waren Alex und ich noch in der Stadt bummeln und da habe ich sie Hand in Hand aus dem Thalia-Theater stolzieren sehen, gefolgt von Tamaras Eltern. Auf der Treppe sind sie stehen geblieben, haben sich in Pose gestellt und geküsst. Vor ein paar Kameraleuten. Schien also ziemlich offiziell zu sein.«
»Bist du dir sicher, dass sie es war?«
Carla nickt. »Hundertpro!«
Ich gebe zu, die Neuigkeit haut mich um, und ein ganz klein bisschen schrumpft das eklige mulmige Gefühl in meinem Magen und macht Platz für einen winzigen Schmetterling, der anscheinend den Schockmoment auf Noahs Party überlebt hat. Dabei weiß ich eigentlich, dass er seine Energie unnötig verschwendet. Denn auch wenn Tamara und Lukas vielleicht nicht fest zusammen sind, so hatte er mit aller Wahrscheinlichkeit trotzdem etwas auf Noahs Party mir ihr – was Grund genug sein sollte, ihn ein für alle Mal aus meinem Kopf zu verbannen. Aber der kleine Schmetterling sieht das anders. Er flattert hartnäckig weiter in meinem Bauch herum und lässt sich trotz aller Vernunft nicht ruhig stellen. Wie um alles in der Welt soll ich Lukas Richter da vergessen können?
Lukas
Ich habe zwar keinen blassen Schimmer, warum ich schon wieder auf dem Weg in Becks Büro bin, denn bei unserem letzten Treffen haben wir uns eigentlich nur über das Hamburger Pisswetter unterhalten und uns die restliche Zeit über angeschwiegen. Aber ich habe im Moment sowieso nichts Besseres zu tun, also kann ich mich genauso gut hier auf seine Couch lümmeln, die im Übrigen bequemer ist als mein eigenes Bett. Außerdem ist er die erste Person, mit der ich seit fünf Tagen rede, mal abgesehen von dem schwulen Kassierer in der Tanke, wo ich meinen Vorrat an Bier und Schokoriegeln aufgestockt habe.
Nach Noahs Party hatte ich null Bock auf nichts. Weder auf die Uni noch auf Leute, also habe ich mich mit Getränken, Tiefkühlkost und
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