Wenn auch nur fuer einen Tag
positiven Nebeneffekt. Falls Alberti jemals geschnappt wird und du zurückkannst, bist du außer Gefahr und hast von deinen ehemaligen Freunden nichts mehr zu befürchten.«
Ich nicke mechanisch. Eine Sache stimmt: Mit Sicherheit hat sich Paolo aus Angst vor Albertis Zorn das Leben genommen. Schließlich hat er seinen Auftrag, mich zu töten, nicht ordentlich ausgeführt. Und den eigenen Tod zu wählen, ist immer noch besser, als es Alberti zu überlassen. Vernünftig, denke ich, wenn man sich überlegt, was er damals mit Filippo angestellt hat …
Scheiße noch mal, ich habe Paolo gehasst für das, was er angerichtet hat, und mir mehr als einmal gewünscht, er würde jämmerlich krepieren. Aber jetzt, wo es tatsächlich passiert ist … Merda , es bringt sich nur einer um, der absolut verzweifelt ist und keinen anderen Ausweg mehr sieht. Ich merke, wie mir kotzübel wird.
»Es ist nicht deine Schuld, dass er sich das Leben genommen hat«, sagt Beck in die Stille hinein und reißt mich damit aus meinen Gedanken.
Langsam hebe ich den Blick und starre ihn an. »Du hast ja keine Ahnung«, murmele ich. »Jeder Einzelne, der dabei war, hat Schuld. Ich auch.«
»Was willst du damit sagen?«
Ich schüttle den Kopf. Beck würde ja doch nicht verstehen, weshalb ich mich von Alberti, seinen mitreißenden Worten und Ideen dermaßen habe vereinnahmen und blenden lassen. Manchmal kann ich es selbst nicht mehr verstehen.
Beck tritt auf mich zu und lässt sich dann seufzend neben mich auf die Couch fallen. »Lukas, wenn du nicht darüber reden willst, ist es dein gutes Recht«, sagt er ohne jeglichen Sarkasmus in der Stimme. »Aber du wirst nie ganz von vorne beginnen können, egal ob als Lukas Richter oder Matteo Orsini, wenn du nicht mit dieser Geschichte abschließt. Und das klappt nur, wenn du dich auch wirklich damit auseinandersetzt. Die wenigsten schaffen es allein, also … Ich bin der Einzige, dem du dich hier in Hamburg anvertrauen darfst, wenn du einen Psychologen ablehnst. Das mag ziemlich beschissen für dich sein, das sehe ich ein, aber ich verspreche dir hoch und heilig, ich werde dir kommentarlos zuhören – ohne dir Vorwürfe zu machen oder irgendwelche Ratschläge zu geben, falls es das ist, wovor du Angst hast.«
Trotz meiner miesen Laune und diesem ekelhaften Gefühl in meinem Magen muss ich jetzt grinsen. »Okay, was mich betrifft … Ich kann ja mal versuchen, dir mehr zu erzählen, auch wenn ich bezweifle, dass es irgendjemandem nutzt«, sage ich. »Aber, um noch mal auf dein hoch und heilig von eben zurückzukommen … Eins habe ich von Alberti gelernt: Sei lieber vorsichtig mit Versprechungen, die du sowieso nicht halten kannst.«
Beck nickt bedächtig. »Stimmt«, meint er trocken, »da magst du recht haben. Dann nehme ich meine Versprechen eben wieder zurück und du verrätst mir in Zukunft trotzdem mehr von deiner Zeit als Nachwuchsmafioso.«
» Sì, certo, super Deal«, frotzele ich.
»Und jetzt verrate mir noch eins«, meint Beck und beäugt mich mit halb belustigtem, halb neugierigem Blick. »Warum hängst du nicht mehr mit diesen versnobten Leuten ab? Und behaupte nicht, es sei nur deshalb, weil ich es dir ans Herz gelegt habe. Ich weiß sehr wohl, dass dir die Ratschläge deines dummen Onkels am Arsch vorbeigehen.«
Ich runzle die Stirn. Was will er denn jetzt wieder aus mir herauskitzeln? »Pft, keine Ahnung«, brumme ich gleichgültig. »Es ist irgendwie stressig geworden mit der Zeit. Und … langweilig. Na ja, und die meisten hatten einfach nichts in der Birne.«
»Wer ist sie?«
»Wer?«
»Das Mädchen, das dich dazu gebracht hat, deine Meinung zu ändern.«
Ich starre Beck perplex an, dann schüttle ich den Kopf. »Mann, du hast es echt drauf, einen auszuquetschen. Ich schätze, du musstest in deiner Zeit als Profigeheimagent nie einen Lügendetektor verwenden, um jemanden zu verhören, oder?«
Beck verzieht keine Miene. »Ich hätte zur Not noch so ein Ding in meiner Abstellkammer.«
»Nein, schon gut, sie … heißt Jana.« Ihren Namen laut auszusprechen ist ungewohnt und seltsam und lässt mir einen wohligen Schauer über den Rücken rieseln. Krass, aber ich merke, wie meine miese Laune augenblicklich von mir abfällt und ich mich besser fühle.
Ich gebe es ja nur ungern zu, aber Beck hat wieder einmal recht. Eigentlich war es Jana, die mir klargemacht hat, wie beschränkt Tamara und die anderen sind. Wenn auch indirekt, aber von dem Moment an, als ich sie näher
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