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Wenn auch nur fuer einen Tag

Wenn auch nur fuer einen Tag

Titel: Wenn auch nur fuer einen Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Moser
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Tante zum Essen eingeladen.«
    »Wow, er stellt dich jetzt schon seiner Familie vor? Dem Thema sind sogar Alex und ich bisher aus dem Weg gegangen.«
    Ich zucke mit den Schultern und trage dann vor dem Spiegel etwas Lipgloss auf, während sich Carla in ihr Zimmer verzieht. Insgeheim frage ich mich auch, warum Lukas mich so schnell seinen Verwandten vorstellen will. Heißt das, er betrachtet die Sache zwischen uns als etwas Besonderes und will sie deshalb mit denjenigen Menschen teilen, die ihm am allernächsten stehen?
    Obwohl mir die Vorstellung ein wohliges Kribbeln verschafft, spüre ich plötzlich einen Kloß im Hals, als ich mir bewusst mache, dass ich niemanden in der Nähe habe, den ich ihm vorstellen könnte. Bis auf Carla natürlich.
    Letztens hat mich Lukas wieder auf Flo angesprochen. Er wollte wissen, wann er endlich mal meinen großen Bruder kennenlernen wird. Seine Frage hat mich regelrecht gelähmt und ich habe es wieder nicht geschafft, ihm die Wahrheit zu sagen. Je länger wir zusammen sind, desto mehr sträube ich mich dagegen und schiebe sie weit, weit weg von mir. Ich weiß, dass es falsch ist, seinem Freund etwas derart Wichtiges zu verschweigen, und in manchen schönen Momenten sticht mich auch mein schlechtes Gewissen und ich komme mir mies und unfair vor.
    Aber zwischen Lukas und mir läuft es so gut. An seiner Seite fühle ich mich wie im Himmel. Ich will unsere heile Welt einfach durch nichts belasten. Ich bin so glücklich wie schon lange nicht mehr und habe eine Riesenangst davor, erneut in ein dunkles Loch zu fallen, wenn ich ihm diese schreckliche Geschichte erzählen und sie dadurch in unsere Beziehung lassen muss. Lukas hat mir dabei geholfen, wieder Spaß am Leben zu haben und einen Sinn darin zu erkennen, gerade weil er nichts von meiner Vergangenheit wusste und mich nicht ständig darauf ansprach oder daran erinnerte. Wenn ich ihm jetzt davon erzähle, wird das alles zwischen uns verändern und vielleicht sogar zerstören.
    Das Klingeln an der Haustür reißt mich aus meinen düsteren Gedanken. Bevor ich auch nur die Chance habe, die Tür zu öffnen, ist Carla mir schon zuvorgekommen. Ich stöhne auf. Das ist mal wieder typisch für meine Cousine.
    »Hi, du musst Lukas sein! Ich bin Carla, Janas Cousine«, flötet sie.
    »Ja, ich weiß. Ich kenne dich vom Sehen her. Du studierst doch BWL, oder?«
    »Stimmt, aber nur im Nebenfach. Los, komm doch rein. Jana müsste gleich –«
    »Jana ist schon fertig«, korrigiere ich meine Cousine, die bereits dabei ist, Lukas in die Wohnung zu ziehen.
    »Hallo, meine Kleine!« Lukas strahlt, als er mich sieht, und zieht mich an sich, um mich zu küssen.
    Ein warmes Glücksgefühl durchströmt mich, wie immer, wenn wir uns nach ein paar Stunden Trennung wiedersehen.
    »Wollen wir los?«, frage ich.
    Lukas nickt.
    »Hm, wenn heute Lukas’ Verwandtschaft dran ist, dann ist deine aber auch bald fällig, Jana«, erklärt Carla bestimmt. »Keine Angst, ich lade meine Eltern nicht ein. Aber was haltet ihr davon, wenn wir uns am Freitagabend treffen? Ihr beide, Alex und ich. Hier, bei uns?«
    »Klar«, sagt Lukas spontan, »das heißt, wenn Jana nicht arbeiten muss … Ich kenne eure Wohnung schließlich bisher nur von außen.«
    »Tja, das war nur zu deinem eigenen Schutz, ich wollte dir Carlas strengen Fragenkatalog zum Thema neuer fester Freund ersparen«, sage ich scherzhaft zu meiner Verteidigung. Dabei habe ich insgeheim vor allem davor Angst, die Sache mit Flo könnte in Carlas Beisein auffliegen. »Wenn du meinst, du fühlst dich gewappnet …« Ich ziehe Lukas lachend mit mir aus der Wohnung, als Carla anfangen will zu protestieren.
    »He, ich mildere den einen oder anderen Punkt vielleicht noch ab«, ruft sie uns hinterher.
    Lukas dreht sich zu ihr um und hebt grinsend den Daumen, dann machen wir uns auf den Weg zu den Becks. Wir steigen an einer U-Bahn-Station in Winterhude aus, und als wir schließlich nach einem kurzen Fußmarsch vor der Tür eines schönen, alten Stadthauses stehen, bin ich plötzlich doch ein bisschen nervös. »Meinst du nicht, ich hätte vielleicht Blumen oder Pralinen besorgen sollen?«
    Lukas schüttelt den Kopf. »Quatsch, die sind da nicht so. Lass dich einfach von Felix vollsabbern und dir seine Spielsachen zeigen, damit machst du allen die größte Freude.«
    Ich kichere. Lukas hat mir schon ein paar Storys über seinen sechsjährigen Cousin erzählt und seinen Berichten nach muss er ein kleiner Teufel sein, aber

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