Wenn aus Verlangen Schicksal wird
den Mund.“
Aris knuffte sie in die Seite und grinste. „Nach dieser freundlichen Einführung sind meine Chancen, dass Selene mich jemals wieder über ihre Türschwelle bittet, wahrscheinlich rasant gesunken.“
„Sie kann dich von sich fernhalten wie einen Vampir?“
Aris zwinkerte Selene, die immer noch wie vom Blitz getroffen dastand, amüsiert zu. „Caliope, zügle deine Zunge.“
„Aber so falsch liegt sie doch gar nicht“, sagte Selene, die endlich die Sprache wiedergefunden hatte. Dann trat sie zurück und winkte die beiden herein. „Immerhin saugst du deine Geschäftsrivalen tatsächlich bis auf den letzten Tropfen aus.“
„Ach, das findest du also auch?“, fragte Caliope mit einem reizenden Lächeln. „Vielleicht können wir ihn uns ja mit Knoblauch vom Leib halten, wenn er mal wieder so richtig nervt.“
Selene musste lachen, konnte aber gleichzeitig nicht fassen, wie irgendjemand so respektlos über Aris reden konnte. Andererseits hätte sie auch nicht gedacht, dass Aristedes Sarantos irgendjemanden mit so viel Geduld und Nachsicht behandeln würde wie seine Schwester.
Selene führte ihre Besucher ins Wohnzimmer. Sie und Caliope machten es sich auf dem Sofa bequem, doch Aris blieb stehen und fragte: „Kann ich Alex holen? Immerhin ist er der Grund dafür, dass Caliope hier ist. Und er hält mich als Einziger hier nicht für ein Monster.“
„Wahrscheinlich wacht er gerade auf“, sagte Selene, die fast schon ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie sich innerhalb der ersten zwei Minuten mit Caliope gegen ihn verbündet hatte. Wobei Aris nicht wirklich verletzt, sondern eher amüsiert wirkte. Außerdem hatte er ja förmlich darum gebeten, dass sie ihn bestrafte!
„Super!“, rief Caliope begeistert. „Ich kann einfach nicht glauben, dass Aristedes einen Sohn hat! Und dass ich den ganzen Tag mit ihm verbringen darf!“
„Aber ich kann Alex doch nicht allein lassen“, protestierte Selene überrumpelt.
Caliope legte ihr besänftigend eine perfekt manikürte Hand auf den Arm. „Doch, das kannst du. Meine beiden älteren Schwestern haben schon einen Haufen Kinder, auf die ich ständig aufpasse. Ich weiß also, was ich tue.“ Dann fuhr sie nach kurzem Zögern fort: „Andererseits geht es hier um Aristedes’ Sohn. Wenn er nach seinem Vater kommt, dürfte er ein ziemlicher Teufelsbraten sein.“
Aris lachte schallend auf. „Ich kann dir versichern, dass Alex kein Vampir ist.“
„So war das nicht gemeint.“ Wieder verdrehte Caliope die Augen, dann warf sie Selene einen entschuldigenden Blick zu. „Tut mir leid, ich wollte nichts Schlechtes über deinen Sohn sagen. Ich bin heute einfach ein bisschen verwirrt. Schließlich passiert es nicht alle Tage, dass der große Aristedes mir ein Geheimnis anvertraut und mich dann auch noch um Hilfe bittet.“
Aris warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Und wenn du so weitermachst, war es auch das letzte Mal.“
„Sag das bloß nicht! Wart’s nur ab, ich bin der beste Babysitter der Welt!“
„Das muss Selene entscheiden. Kann ich Alex jetzt holen?“
Am liebsten hätte Selene ihr allmorgendliches Ritual beibehalten und Alex selbst geweckt. Aber sie hielt sich zurück. Schließlich war Aris sein Vater und hatte ein Recht darauf, sich um seinen Sohn zu kümmern.
Zögernd nickte sie. Als sie Aris’ Stolz und Eifer bemerkte, tat ihr Herz einen kleinen Satz.
Als Aris in Richtung Kinderzimmer verschwand, kicherte Caliope unbekümmert. „Mann, ist das echt mein großer Bruder?“
Eine Minute später kehrte Aris mit einem verschlafenen, aber offensichtlich begeisterten Alex auf dem Arm ins Wohnzimmer zurück.
Caliope sprang erfreut auf. „Oh, mein Gott, dann kann man inzwischen also wirklich Menschen klonen!“
„Alex, die junge Dame mit der großen Klappe ist meine jüngste Schwester und deine Tante Caliope“, sagte Aris. Das Baby musterte die Besucherin neugierig.
Wieder schien Alex wie durch ein Wunder jedes Wort seines Vaters zu verstehen, denn er lachte auf, vergrub aber schüchtern sein Gesicht in Aris’ Hemd.
„Darf ich dich mal auf den Arm nehmen, Alex?“, fragte Caliope und streckte die Hände nach ihm aus. „Ich muss nämlich an Niedlichkeitsentzug sterben, wenn du mich jetzt hängen lässt.“
„Sie ist gar nicht so bösartig, wie sie aussieht“, flüsterte Aris seinem Sohn zu. „Eigentlich liebt sie Kinder. Dürfen wir dich heute bei ihr lassen? Ich verspreche dir auch, dass ich dich wieder ins Bett
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