Wenn Brot & Getreide krank machen
eine vorangegangene glutenfreie Diät (z. B. Ihr Selbsttest) die Diagnose verschleiern, ja sogar unmöglich machen kann.
Die genannten Untersuchungen sollten deshalb unbedingt nach einer mindestens vierwöchigen Glutenbelastung erfolgen, da subtile Zöliakieformen sonst womöglich nicht erfasst werden. (UnterGlutenbelastung versteht man eine glutenhaltige Kost, bei der täglich ca. 15 Gramm Gluten gegessen werden. Das entspricht der Summe des Glutengehalts von zwei Semmeln, zwei dicken Scheiben Brot und 200 Gramm gekochten Teigwaren.) Oft vermeiden auch Menschen mit einer latenten Zöliakie unbewusst glutenhaltige Nahrungsmittel, weil sie bemerken, dass ihnen diese Nahrungsmittel nicht guttun. Durch diese Vermeidungsstrategie kommt es zur teilweisen Ausheilung und der Arzt kann die Diagnose »Zöliakie« nicht mehr mit ausreichender Sicherheit stellen. Ganz nach dem Motto »im Zweifel für den Angeklagten« wird dann trotz minimaler Schleimhautveränderungen, die eigentlich einer Zöliakie zugeordnet werden müssten, die Diagnose »in den Grenzen der Norm« gestellt.
Zöliakie: Symptome und Folgekrankheiten.
Zöliakie bei Kindern
vor allem Gedeihstörungen, das heißt mangelnde Gewichts- und Größenzunahme
Auch wenn Kinder ab dem Beginn der Zufütterung viel weinen und schreien, sollte man immer an Zöliakie denken.
Zöliakie bei Erwachsenen
Blähungen
Durchfall, aber (selten) auch Verstopfung
fettige und schmierige Stühle
Bauchschmerzen
Blutarmut (Anämie), oft kombiniert mit einem Eisenmangel
Aphthen im Mund, aber auch im gesamten Verdauungstrakt
Gewichtsverlust, (selten) aber auch Übergewicht, da wegen der Resorptionsstörung oft kalorienreicher gegessen wird
Müdigkeit, Leistungsabfall
Kopfschmerzen
neuropsychiatrische Symptome (Depressionen, Gereiztheit, Konzentrationsstörungen, Koordinationsstörungen wie häufiges Stolpern, Ataxie etc.)
Krankheiten, die bei Zöliakie gehäuft vorkommen
Fruchtbarkeitsstörungen, Fehlgeburten (vor allem in den ersten 12 Schwangerschaftswochen)
IgA-Mangel (und damit erhöhte Anfälligkeit für Infekte des Darmtraktes)
Osteoporose und Osteomalazie (durch Vitamin-D-Mangel)
Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung)
Diabetes mellitus Typ 1
Sjögren-Syndrom (trockene Schleimhäute von Mund, Augen, Nase, Vagina etc.)
Schilddrüsenerkrankungen (Autoimmunthyreoiditis, z. B. Hashimoto-Thyreoiditis)
neuropsychiatrische Erkrankungen (Depressionen, Schizophrenie)
Folgekrankheiten bei Zöliakie
kollagene Kolitis (chronische Entzündung des Dickdarms)
intestinale Lymphome
Krebserkrankungen (Darm, Speiseröhre etc.)
Antikörperbestimmungen
Bei Zöliakie-Verdacht sollten folgende Antikörperbestimmungen durchgeführt werden:
Retikulin-Antikörper (RETAK)
endomysiale Antikörper (EMA)
Transglutaminase-Antikörper (TTG) vom IgA- und IgG-Typ (TTG-IgA, TTG-IgG)
eventuell: Gliadin-IgA-Antikörper (GLI-ADA) und/oder Gliadin-IgG-Antikörper (GLIADG), wobei diese Antikörper in manchen Zentren nicht mehr bestimmt werden, da die neueren Antikörper-Bestimmungen (TTG und EMA) eine viel höhere Aussagekraft haben.
Von diesen Untersuchungen haben die Transglutaminase-Antikörper (TTG) und die endomysialen Antikörper (EMA) die höchste Aussagekraft für die Diagnose der Zöliakie. Gliadin-Antikörper haben nur dann eine hohe Aussagekraft, wenn sie vom IgA-Typ sind. Leider sind Patienten mit Zöliakie oft auch nicht in der Lage, genügend IgA-Antikörper zu bilden. Das kann manchmal der Grund für Fehldiagnosen oder übersehene Formen einer Zöliakie sein. Aus diesem Grund sollten gleichzeitig mit den Antikörper-Bestimmungen immer auch IgA-Immunglobuline bestimmt werden. Denn wenn ein IgA-Mangel nachgewiesen wird, ist ein negativer Antikörpertiter (Gliadin-, Retikulin-, Transglutaminase- und endomysiale Antikörper) nicht aussagekräftig!
Bei Erwachsenen dauert es oft jahrelang, bis die Diagnose Zöliakie gestellt wird.
Seit kurzem kann man auch die Antikörper gegen deamidiertes Gliadin bestimmen. Diese Antikörper sind möglicherweise noch sensitiver als die TTG-Antikörper und können auch TTG-negative Zöliakieformen erfassen. Nach meiner Erfahrung erlauben alle TTG-Antikörpertiter, dienicht unterhalb der Nachweisgrenze liegen (also nicht null sind), von einem Verdacht auf Zöliakie zu sprechen. Man sieht immer wieder Patienten, die TTG-Antikörpertiter im »Normalbereich« aufweisen und die dennoch mit einer glutenfreien Diät eine dramatische Besserung ihrer Beschwerden erleben.
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