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Wenn das der Führer wüßte

Wenn das der Führer wüßte

Titel: Wenn das der Führer wüßte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Basil
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ehemaligen Bundesstaaten im Süden unter der Kontrolle der aufständischen Freikorps (einfach „Nigger“ genannt) stehen. Die Nigger hätten in ihren Gebieten überall die alte bundesstaatliche Verfassung wiederhergestellt, Parlamente oder ähnliche Schwatzbuden ins Leben gerufen und in einer Stadt, die sie Lincoln Center tauften, eine aus farbigen Untermenschen und sonstigen Äfflingen zusammengesetzte Regierung gebildet. Höllriegl weigerte sich, das zu glauben. Es wäre zu absurd! Andrerseits wurde nämlich auch gesagt, daß gerade im Süden diese Wiedererweckung der Pöbelherrschaft vereitelt und so eine Katastrophe allergrößten Ausmaßes für die Master Race verhindert werden konnte. Dort unten würden die Minutemen sogar unumschränkte Macht ausüben. Daß unter solchen Umständen an eine Heimkehr der Trauerabordnung des Ku-Klux-Klan nicht zu denken war, lag auf der Hand.
    Ebenso war die Lage in Mittel- und Südamerika, ganz besonders aber in Australien, der „Magna Iaponica“, zur Zeit so unübersichtlich, daß es keinen Sinn hatte, sich damit zu beschäftigen. Über die Situation in Südamerika gab es nur Mutmaßungen auf Grund von einander widersprechenden Funkmeldungen der in den dortigen Küstengewässern operierenden Flottenverbände der Neuen Ordnung; übereinstimmend ging daraus hervor, daß auf diesem Kontinent ein politisches Chaos ohnegleichen herrschte (die Ausrufung der Monarchie in Brasilien war keine Ente gewesen!) und wie in den UVSA der Kampf aller gegen alle begonnen hatte.
    Höllriegl hörte sich das alles ohne sonderliches Entsetzen an. War es doch nur eine Bestätigung dessen, was er bereits wußte, wenn auch nicht geglaubt hatte – und zum Teufel noch immer nicht glauben wollte! Der Waschmaschinenheini in Sauckelruh und tags darauf der Professor hatten ja ähnliche Dinge erwähnt. Es gab eben Leute, die das Gras wachsen hörten. Das eine war jedenfalls sicher: noch vor vierzehn Tagen wären derlei Gespräche zwischen Fremden, aber auch unter Freunden völlig undenkbar gewesen – damals, in der heilen Welt Adolf Hitlers! Die gab es nicht mehr, und es würde sie nie mehr geben.
    Der Coburger war richtig in Fahrt gekommen, plötzlich packte er aus. Aber keine Gefühlskisten. Nur wenn er auf die Kampfzeit der Bewegung zu sprechen kam, wurde er feucht. Er hatte große Männer in ihren Anfängen gekannt, gesehen, gesprochen: Karl Lüdecke zum Beispiel; auch Bernhard Rust und Hans Kerrl. Später war er eine Zeitlang bei Kerrl aushilfsweise Chauffeur gewesen. „Ich habe immer meinen Mann gestellt – Arschkriecher war ich nie.“ Das sah man ihm an, diesem einfachen, prachtvollen Brauereiarbeiter.
    Daß in der Partei und im Staatsdienst der kleine Mann hochkommen konnte, stand zwar auf dem Papier, aber eben nur dort. Früher ja, da war das vielleicht dann und wann noch möglich. (Köpfler zum Beispiel.) Höllriegl kannte Jungmänner, beste Auslese, echter Führernachwuchs, die es trotz Napola und aufopfernder HJ-Arbeit um nichts in der Welt weiterbrachten – einfach, weil sie Kleinbürgersöhne waren. Die einen hielten den Buckel hin, die andern, die Goldfasane, kauften sich die schönsten Schlösser und Weiber. Auch der Eycke, dieser widerliche Fatzke. Woher hatte der sein Geld? Wie Höllriegl in Erfahrung gebracht hatte – er war mit höllischem Spürsinn dahinterher gewesen –, stammte Erik Meinolf von Eycke aus gutem, aber ärmlichem Stall. Ein hannoveranischer von Eycke hatte einst in der Deutschen Legion gedient und war nach Belle-Alliance im Range eines Obristen mit einem fetten Gütchen belohnt worden. Dann kamen Notzeiten für die Familie.
    Herrn von Eyckes Papa spekulierte nebenbei in Grundstücken, das heißt, er legte seine ehemaligen Wormser Kommilitonen und Kasinokameraden so lange hinein, bis einem von ihnen der Kragen platzte. Und zwar so vernehmlich, daß von Eycke junior aus der noblen schlagenden Verbindung c. i. chassiert wurde und sein Jurastudium abbrechen mußte. Hierauf setzte die Familie auf das Erwachende Deutschland. Mit Erfolg. Erik Meinolf trat in die SS ein und wurde der Abteilung Rechtsfragen in der PO II zugeteilt. Das war für den jungen Juristen ohne Titel das Sprungbrett. Der heutige Wirtschaftsinspekteur im OA Fulda-Werra hatte eine steile Parteikarriere hinter sich – dabei war wohl allerhand Pinke-Pinke hängengeblieben. Und Ulla? Woher die Bernsteinhexe gekommen war, wußte niemand genau. Aus dem Baltikum, soviel stand fest. Sie hatte alle Spuren

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