Wenn das der Führer wüßte
hat seinem Herzen einen Stoß gegeben, er is damals Meister vom Stuhle gewesen bei der ‚Humanitas’ in Bukarest und hat an seine Brüder in Sibiu über mich geschrieben und zwei Bürgen aufgetrieben, und so bin ich denn mit einigem Geschmus in die Loge ‚Zu den drei gekrönten Sternen’ aufgenommen worden.
Ich war ja wirklich ein Suchender – – – wenn auch in einem andern Sinn! Der Tag meiner Rezeption war mein Geburtstag, der fünfundzwanzigste – – – die Festitivät werd ich nicht vergessen – – – die brennenden Kerzen – – – die vielen Blumen – – – die Ansprachen! … Weder nackend noch bekleidet, weder beschuht noch barfuß, allen Metalls beraubt und mit verbundenen Augen wurde ich nach der Türe der Loge geleitet … Überhaupt, wenn ich zurückdenk an meine Lehrlingszeit, so ist alles eitel Glanz und Freude! Die Arbeiten ersten Grades, die Angelobungen, das Fest der Lichteinbringung, die Alten Pflichten – – – Alles, alles! – – – … Was ist die Glock? – Hoch Zwölfe. – Woran arbeiten die Brüder Lehrlinge? – Am rohen Stein. – Wie klopfen die Lehrlinge? – Mit zwei geschwinden Schlägen und einem langen. – Habt Ihr einen Schlüssel zu den Geheimnissen? – Ja. – Wo verwahrt Ihr ihn? – In einer knöchernen Büchse, die nur durch elfenbeinerne Schlüssel kann geöffnet und verschlossen werden. – Hängt er oder liegt er? – Er hängt. – Woran hängt er? – An einem Taue, neun Zoll lang oder einen Spann. – Von welchem Material ist er? – Er ist von keinem Metall, sondern eine Zunge von gutem Gerücht, so gut hinter eines Bruders Rücken, als vor seinem Angesicht … – – – Fuffzehn Johr danach war ich dem Heydrich seine rechte Hand beim Einrichten der Logenmuseen – – –“
Der Kranke schien ins Phantasieren zu geraten, seine Hände glitten unruhig über die Decke, unablässig, als wollten sie etwas glattstreichen oder in Ordnung bringen. Hatte er eine Droge geschluckt? Sein Gesicht leuchtete. Warum war er, Höllriegl, dazu ausersehen, dem Äffling die Beichte abzunehmen? Der Mann beichtete ja – im Angesicht des Todes! Er, Höllriegl, würde sich hüten, auch nur ein Wort dazu zu sagen. Wahrscheinlich lief schon die ganze Zeit irgendwo ein Tonband, das die Beichte aufzeichnete.
„– – – durch meine maurerischen Beziehzach. Ich kriegte bei Blank die Vollmacht und bin nach Wien gegangen, die Blank-Leute hatten da grad a Expositur aufgemacht, am Josefsplatz in einem hochherrschaftlichen Palais, um beim großen Fischzug der Seipel-Sanierung dabeizusein. – – – Nach einem Johr hab ich die Prokura gehabt – Blitzkarriere, was? Unser Bankarzt, ein gewisser Sturdza – aus dem bekannten Bojarengeschlecht – macht mich da bei einem Bankett mit einer echten Vacarescu bekannt, die während dem Krieg ihre Finger in der Rohö gehabt hat und ein paar Habsburger kannte – – – eine ältere, aber um so süßere Person, korpulent, das hab ich gern gehabt, und mit viel Moos, das hatte ich noch lieber. Marina ist eigentlich meine erste große Liebe gewesen, meine Liebe und Leidenschaft – – – und ich die ihre! Ich hab nach dem Schkandal in Hermannstadt prompt meinen Namen gewexelt – – – das heißt, ich hab mich in Bukarest von einem Herrn Heliade de Abreu adoptieren lassen, was natürlich ein paar Lappen gekostet hat – – – der Dowidl hat mir den neuen Papa verschafft. Es machte sich bezahlt. Aus dem klaanen Naftali Stern wurde, hast es nix gesehen, ein Herr Vasile de Abreu – – – und später, als mir der Boden zu haiß geworden is in Wien, ein Baron Demeter de Souza Dantas. Es is aber erst die Vacarescu gewesen, die einen wirklichen Herrn aus mir gemacht hat, einen Herrenmenschen – – – sie war mein Dämon, mein guter Geist – – – sie machte einen glühenden Antisemiten aus mir, einen Judenhasser – – – das is ihre große Sach gewesen! Ich verschlang die Protokolle der Weisen von Zion – – – die haben mir die Augen geöffnet über die Weltherrschaft der Knofelstinker. Die Protokolle und die Vacarescu! Ich verwischte alle Spuren meiner Abstammung, hab mich sogar operieren lassen, beschaffte mir falsche Papiere, Taufschein etcetera. – – – Übrigens, die Vacarescu hatte meinen Geruch gern, die Perverslerin! – – – Ich hab die Fäden aufgenommen nach Bukarest, zu Codreanu von der Eisernen Garde, zum Professor Cuza, dem Begründer der Antisemitischen Liga in Rumänien, zu einem Fürsten
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